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Mitteilung vom 12.10.07

Presse-Infos | Kultur

Go East! - ¿Landschaft, Sinn und Seele...¿

LWL-Landesmuseum zeigt Meisterwerke des russischen Films

Bewertung:

Münster (lwl). Während in vielen Museen Schauen zur russischen Kunst Hochkonjunktur haben und auch die ¿siebte Kunst¿ des russischen Films seit einigen Jahren wieder eine Renaissance erfährt, präsentiert die FilmGalerie im LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte zum 100. Geburtstag des sowjetisch/russischen Films eine Auswahl alter und neuer filmischer Meisterwerke. Die Filmreihe läuft vom 18. Oktober bis zum 15. November im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL).

Mit selten gezeigten Arbeiten wie Andrej Tarkovskijs Regiedebut: ¿Ivans Kindheit¿ (1962), Michail Kalatosovs Meisterwerk ¿Wenn die Kraniche ziehen¿ (1957) und der berühmten, 20 Jahre lang vom KGB verbotenen ¿Kommissarin¿ (1967/1988) von Alexander Askoldov dokumentiert die FilmGalerie die weltweite Bedeutung des russischen Films. Mit dem jungen, in Deutschland nur sehr kurz gezeigten Welterfolg ¿Die Rückkehr¿ (2003) von Andreij Zvjagincev gibt die Filmreihe einen Einblick in das aktuelle Filmschaffen des Landes.

Die Filmreihe "Look East !" soll ein neues Interesse für eine Filmlandschaft wecken, die die Bild- und Ideenwelten eines vielfach "rätselhaften" Nachbarn zeigt. Die einzelnen Beiträge dokumentieren die Besonderheit des russischen Films: die Verschmelzung von Rationalem und Emotionalem.

Die Reihe beginnt am 18. Oktober mit Andrej Tarkovskijs erstem Film ¿Ivans Kindheit¿ und einem einführenden Vortrag des Berliner Filmexperten Dr. Hans-Joachim Schlegel über "Impulse des russischen Films".

Die ¿FilmGalerie¿ im LWL-Landesmuseum ist eine Kooperation der
Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, der Katholischen
Filmkommission, des LWL¿Medienzentrums für Westfalen und des LWL¿Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) und wird gefördert von der Katholischen Studierenden- und Hochschulgemeinde Münster.

Der Eintritt beträgt drei Euro pro Film, eine Gesamtkarte für die ganze Reihe kostet zehn Euro.



Liebe Redaktionen,

bitte nehmen Sie die einzelnen Termine auch in Ihre Veranstaltungskalender auf.



DIE FILME


Donnerstag, 18. Oktober 2007, 19 Uhr


Vortrag : Dr. Hans-Joachim Schlegel (Berlin):
"Impulse des russischen Films"
Einführung in die Filmreihe und den Film ¿Ivans Kindheit¿


Ivans Kindheit (Ivanowo djewstwo)
UdSSR, 1962, sw, 95 min, dt. Fassung
Regie: Andrej Tarkovskij


Eine vom Krieg zerstörte Kindheit ist das Thema des ersten langen Spielfilms von Tarkovskij. In ihm verschmilzt der Regisseur realistische Kriegsszenen, Wach-, Alp- und Wunschträume des Jungen und Dokumentaraufnahmen zu einer bruchlosen Einheit, die auch fast 50 Jahre nach der Uraufführung immer noch einen äußerst bemerkenswerten Anti-Kriegsfilm ergibt.

In schlichten aber eindrucksvollen Bildern wird gezeigt, wie die Wirren des Zweiten Weltkriegs die Kindheit und dabei auch die Psyche des erst zwölfjährigen Ivan, der für die rote Armee als Kundschafter fungiert, zerstört haben. Ivans Vater ist gefallen, seine Mutter und Schwester sind verschollen, er selbst ist einem deutschen Todeslager für Kinder entkommen und sinnt voller Hass nur noch auf Rache an den Zerstörern seiner Kindheit. Dem Befehl seines Vorgesetzten, in das Hinterland zu ziehen, um dort eine Militärschule zu besuchen, verweigert sich Iwan. So bricht er zu seinem letzten Einsatz auf.

Drehbuch: Vladimir Bogomolov, Michail Papava, nach einer Kurzgeschichte von Vladimir Bogomolov. Kamera: Vadim Jussov. Darsteller: Kolja Burljajev (Ivan), Jevgenij Sharikov (Galtsev), Valentin Subkov (Kholin),Sergej Krylov (Katasonych),Valentina Maljavina (Masha)


Donnerstag, 25. Oktober 2007, 20 Uhr

Wenn die Kraniche ziehen (Letyat zhuravli)
UdSSR, 1957, sw, 95 min, dt. Fassung
Regie: Michail Kalatosov

Einführung: Prof. Dr. Alfred Sproede (Münster)

Kalatosovs sensibel gestalteter Film einer vom Krieg zerstörten Liebe bewegt sich weit jenseits der unter Stalin auch im Film gepflegten heroischen Legendenbildung zum ¿großen vaterländischen Krieg¿ und gehört zu den besten sowjetischen Filmen der 50er Jahre.

Kurz bevor der zweite Weltkrieg über die UdSSR hereinbricht, verlieben sich Veronika und Boris ineinander. Als der Krieg ruft, meldet sich Boris freiwillig an die Front. In der langen Zeit des Wartens und der Ungewissheit heiratet Veronika ohne rechte Motivation Boris¿ Bruder, doch es gelingt ihr nicht, Boris hinter sich zu lassen. Als die Soldaten am Ende des Films ohne den gefallenen Boris heimkehren und eine Rede auf ihre Tapferkeit gehalten wird, tritt Kalatosows Kritik am deutlichsten hervor: In Veronikas individuellem Schicksal spiegelt sich die Sinnlosigkeit des Krieges, die durch ideologische Verklärung verleugnet werden soll.

Michail Kalatosov ist der große Erneuerer des sowjetischen Films nach der Stalin-Ära. Mit ¿Wenn die Kraniche ziehen¿ gelang ihm einer der wenigen Welterfolge des sowjetischen Kinos (Goldenen Palme in Cannes 1958).

Drehbuch: Viktor Rozov, Kamera: Sergei Urusevsky, Darsteller: Tatjana Samojlova (Veronika), Alexei Batalow (Boris), Wassili Merkurjev (Fedor Ivanovic), Alexander Svorin (Mark), Svetlana Charitonova (Irina)


Donnerstag, 8. November 2007, 20 Uhr

Die Kommissarin, (Komissar)
UdSSR, 1967 (1988), sw, 109 min, dt. Fassung
Regie: Alexander Askoldov

Einführung: Dr. Daniel Müller Hofstede


Der in der Sowjetunion mehr als 20 Jahre lang mit Aufführungsverbot belegte Debüt-Film Askoldovs singt in großartigen Bildern und mit poetischer, sinnlicher Kraft das hohe Lied auf die Menschlichkeit unter extremen Lebensbedingungen.

Inmitten der Bürgerkriegswirren zwischen den ¿roten¿ und ¿weißen¿ Regimentern nach der Oktober-Revolution erfährt eine unbarmherzig für ihre politische Überzeugung lebende Kommissarin der Roten Armee von ihrer ungewollten Schwangerschaft. Gezwungenermaßen bleibt sie in einer südukrainischen Kleinstadt zurück, die ihr Regiment nicht länger vor den näherrückenden Zaristen halten kann. Einquartiert bei einer ärmlichen jüdischen Handwerkerfamilie entwickelt sich aus ihrer anfänglichen Missachtung dieses neuen Lebens unter dem Einfluss von bislang ungekannter Gastfreundschaft, Zuneigung und Hilfsbereitschaft eine fundamentale Erfahrung allgemeinmenschlichen Lebensglücks. Dennoch lässt sie am Ende des Films ihr neugeborenes Kind zurück und schließt sich wieder ihren Truppen an.

Bereits 1967 abgeschlossen, durfte ¿Die Kommissarin¿ erst 20 Jahre später, im Zuge der Perestrojka, in der Sowjetunion gezeigt werden. Wegen seiner unverhüllten Sympathie für das jüdische Milieu und der Darstellung der Gründung der Sowjetunion als letztlich unheroische, entmenschte Quälerei, wurde der Film umgehend im russischen Kulturgiftschrank verschlossen. Auf der Berlinale 1988 wurde "Die Kommissarin" mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet.

Drehbuch: Alexander Askoldov nach einer Erzählung von W. Grossmann, Kamera: Valeri Ginsburg, Darsteller: Nonna Mordyukova (Kommissarin), Rolan Bykov (Jefim Magasanik), Raissa Nedashkovskaya (Marija)




Donnerstag, 15. November 2007, 20.00 Uhr
Die Rückkehr (Vozvrascenje)
Rußland, 2003, 106 min., dt. Fassung
Regie: Andreij Zvjagincev

Einführung: Prof. Dr. Reinhold Zwick (Münster)

Andrej Zvjagincevs mit zahlreichen internationalen Preisen überhäufter, bildgewaltiger Regieerstling ist ein ruhiges und trotzdem mitreißendes Vater-Sohn-Drama, das in Deutschland kaum zu sehen war.

Zehn Jahre lang lebten die Brüder Ivan und Andrej mit ihrer Mutter allein in einer russischen Provinzstadt ein unbeschwertes, sorgenfreies Leben, bis plötzlich der Vater wieder auftaucht, den sie bisher nur von einem Foto kannten. Der ältere Andrej ist von diesem wortkargen und rätselhaften Mann sofort fasziniert und ringt verzweifelt um seine Anerkennung. Ivan jedoch bleibt der Vater fremd und unheimlich. Er nimmt die beiden Kinder mit auf eine abenteuerliche Reise durch die wilde Schönheit einer nordrussischen Seenlandschaft, bei der er die Widerstandskraft der Söhne systematisch und rücksichtslos auf die Probe stellt. Die kargen, strengen Bilder der imposante Natur bilden die ideale Kulisse dieser archaischen Konfrontation zwischen dem Vater und seinen Söhnen, an deren Ende er mit den Kräften kämpfen muss, die er selbst entfesselte.

Drehbuch: Vladimir Moiseenko und Alexander Novototsky, Kamera: Mikhail Kritchman, Darsteller: Vladimir Garin (Andrey), Ivan Dobronravov (Ivan), Konstantin Lavronenko (Father), Natalia Vdovina (Mother)



Pressekontakt:
Claudia Miklis, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Frank Tafertshofer, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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