LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 26.06.07

Presse-Infos | Kultur

Von Quelljungfern und Reinheitsfanatikern

Neue Broschüre über Quellen

Bewertung:

Münster (lwl). ¿Quellen ¿ Ursprung des Lebens¿ heißt die neue Broschüre des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). In drei Beiträgen werden die Quellen Westfalens und besonders die des Münsterlandes unter hydrogeologischen, archäologischen und biologischen Aspekten vorgestellt und in verständlicher Form behandelt. In einem kleinen Exkursionsführer stellt die LWL-Archäologie für Westfalen zudem lohnende Ausflugsziele im Münsterland vor. Die Broschüre fasst die Ergebnisse eines eintägigen Kolloquiums zusammen, das auf Einladung des Westfälischen Naturwissenschaftlichen Vereins e. V. 2006 abgehalten wurde. Die 48-seitige reich bebilderte Broschüre ist im Buchhandel für fünf Euro erhältlich.

Quellen faszinieren Menschen seit jeher, sind Orte der Ruhe und Idylle und waren in der Vor- und Frühgeschichte oft religiöse Mittelpunkte. Im ersten Beitrag werden die Quellen zunächst jedoch ¿entmystifiziert¿ und aus hydrogeologischer Sicht vorgestellt. Hier fährt man, dass Quellen in der DIN-Norm 4049 als ¿örtlich begrenzte Grundwasseraustritte¿ definiert werden. Patricia Göbel von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster erklärt anschaulich die geologischen Voraussetzungen für die Entstehung der westfälischen Quellen und nimmt die verschiedenen Quellentypen in den Blick. Sie geht beispielsweise der interessanten Frage nach, wie das Nebeneinander von salzhaltigen Quellen und Süßwasserquellen im Hellwegraum zu erklären ist. Besondere Berücksichtigung finden die Quellbäche am Osthang der Baumberge, aus denen die münsterische Aa gebildet wird.

Quellen waren für die Menschen immer von besonderer Bedeutung, sei es vor der Christianisie-rung der Sachsen als Orte religiöser Verehrung von Naturgottheiten, sei es danach als Kristallisationspunkte für Höfe, Dörfer und Städte. In vielen Fällen haben sich archäologische Überreste unterschiedlichen Alters erhalten, die LWL-Expertin Dr. Cornelia Kneppe an ausgewählten Beispielen vorstellt. Auch in diesem Beitrag kommt den Salzquellen besondere Beachtung zu, die seit dem frühen Mittelalter zur Salzherstellung genutzt wurden und den Reichtum von Hellwegstädten wie Soest und Werl (Kreis Soest) begründen. Schließlich wurde Quellwasser häufig zur Frischwasserversorgung über größere Entfernungen hinweg in mittelalterliche Städte geleitet. Relikte haben sich bis heute in Mühlhausen in Thüringen eindrucksvoll erhalten.

Die ständige Anwesenheit von Menschen hatte für die Quellorte oft negative Auswirkungen, denn von jeher standen eigennützige Interessen und wirtschaftlicher Nutzen im Mittelpunkt. Zu leiden hatten in vielen Fällen Fauna und Flora der Quellen, deren Besonderheiten von Gerhard Laukötter von der Natur- und Umweltschutz-Akademie Nordrhein-Westfalen, in den Blick genommen werden. Anschaulich wird gezeigt, dass Quellen besondere Bedingungen an ihre tierischen und pflanzlichen Bewohner stellen, weil das Grund- und Quellwasser kälter und oft auch nährstoffärmer ist als das Wasser der Unterläufe von Bächen und Flüssen. Bestimmte ¿Reinheitsfanatiker¿ wie der Alpenstrudelwurm oder die Köcherfliegenlarve zeigen beste Wasserqualität an; bereits der Nachweis von einem Vertreter dieser ¿Zeigerarten¿ reicht als Beleg für außergewöhnlich gute Wasserverhältnisse in einer Quelle aus. Gefahren drohen den Lebewesen einer Quelle zum Beispiel dann, wenn Barrieren einen Austausch behindern und so die genetische Auffrischung der Arten einschränken. Dem Schutz von Quellen in quellarmen Gebieten kommt deshalb höchste Priorität zu.

In dem Exkursionsführer werden die Ewaldiquelle in Laer (Kreis Steinfurt), der Ludgerusbrunnen und die Berkelquelle in Billerbeck (Kreis Coesfeld) und die Arningquelle in Havixbeck-Lasbeck (Kreis Coesfeld) vorgestellt, die auch auf einer topographischen Karte im Maßstab 1:100 000 in der Broschüre eingetragen sind.

Die Broschüre ist für fünf Euro im LWL-Museum für Archäologie in Herne, im LWL-Museum für Naturkunde in Münster sowie in allen Buchhandlungen erhältlich.

LWL-Archäologie für Westfalen (Hrsg.), Quellen ¿ Ursprung des Lebens. 48 Seiten, 107 Abbildun-gen, 2 Karten. ISBN 978-3-8053-3804-2. 5 Euro.



Pressekontakt:
Jana Sager, Tel.: 0251 5907-287 und Frank Tafertshofer, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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