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Mitteilung vom 28.11.06

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¿Sprengstoff!¿ - LWL-Industriemuseum präsentiert Buch zur Ausstellung

Bewertung:

Witten (lwl). Kraft und Schutz verheißt das Markenzeichen des Sicherheits-Sprengstoffs ¿Roburit¿. Es ist eine trügerische Sicherheit, der sich Betriebsleitung, Behörden und Anwohner der Wittener Produktionsstätte hingeben: Am 28. November 1906 geschieht das Undenkbare: Die Roburit-Fabrik in Witten explodiert. Das Unglück reißt 41 Menschen in den Tod, verletzt einige hundert und macht tausende obdachlos. Im ganzen Deutschen Reich fragt man sich, wie eine solche Fabrik in einem Wohngebiet errichtet werden konnte.

Pünktlich zum 100. Jahrestag präsentierte der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am Dienstag (28.11.) in seinem Industriemuseum Zeche Nachtigall das Buch ¿Sprengstoff!¿. Wie auch die aktuelle Ausstellung analysiert das Buch auf 112 Seiten Ursachen, Verlauf und Folgen der Katastrophe, die Unglücksberichterstattung in den Zeitungen sowie die Organisation der Hilfsleistungen. Dargestellt werden außerdem die gesundheitlichen Gefahren bei der Herstellung des Sprengstoffs und die Bemühungen der wilhelminischen Gesellschaft, ein solches Unglück in der Zukunft zu vermeiden.

¿An der Explosionskatastrophe in der Wittener Roburit-Fabrik können exemplarisch viele Aspekte des Umgangs mit technischen Risiken und Katastrophen in der Industriegesellschaft aufgezeigt werden. Ausstellung und Begleitband greifen Fragen auf, die Menschen im Zusammenhang mit neuen Technologien auch heute noch weltweit beschäftigen¿, erläutert Projektleiterin Ingrid Telsemeyer vom LWL-Industriemuseum. Deutlich werde der ambivalente Umgang der Industriegesellschaft mit innovativer Technik, neuen Produkten und daraus entstehenden neuen Gefahren, die aufgrund ihrer Komplexität noch nicht überblickt werden können. Telsemeyer: ¿Wir wollen zum Nachdenken darüber anregen.¿

Das Buch entstand in Kooperation mit dem Stadtarchiv Witten. ¿Die jetzt vorgelegte regionalgeschichtliche Studie geht mit der grundlegenden Erforschung dieses industriegeschichtlich bedeutsamen Ereignisses weit über die bisher vorhandene stadtgeschichtliche Literatur hinaus¿, freut sich Archivleiterin Dr. Martina Kliner-Fruck. Auf der Grundlage der umfangreichen Aktenüberlieferung im Stadtarchiv Witten und im Staatsarchiv Münster hätten sich Ursachen, Verlauf und Folgen dieses Unglücks so detailreich rekonstruieren und analysieren lassen.

Ein umfangreiches Quellen- und Literaturverzeichnis rundet die Darstellung ab und regt zu weiteren Forschungen an. Mit dem Band leistet das LWL-Industriemuseum auch einen Beitrag zur Geschichte des Ruhrgebiets und der Sprengstoff-Branche. Zahlreiche, überwiegend erstmals veröffentlichte Bilder machen die akribisch recherchierten, detailreichen Darstellungen der Autoren noch anschaulicher. Ein Glossar erläutert unvermeidliche Fachbegriffe der Sprengstoffproduktion.

Trotz der Dimension des Unglücks erinnerte in Witten bis zur Eröffnung der Ausstellung im September kaum etwas an das verheerende Unglück. Lediglich zwei Grabsteine für die verunglückten Feuerwehrleute Wilhelm Hautkappe (s. Foto) und Paul Echterhoff, eine Gedenktafel an der alten Hauptfeuerwache in Witten sowie die um 1920 angelegte Roburitstraße hielten die Erinnerung wach. ¿Die Begleitdokumentation wird sicher auch lange nach der Ausstellung dazu beitragen, diesen wichtigen Teil der Industriegeschichte des Ruhrgebiets und der Wittener Stadtgeschichte dem Vergessen wieder ein Stück weit zu entreißen¿, hoffen die Herausgeber.

Das Buch kostet 9,90 ¿ und ist im Museum, im Buchhandel sowie im Stadtarchiv Witten er-hältlich.

Sprengstoff! Die Explosion der Wittener Roburit-Fabrik 1906,
hg. Von Frank Ahland, Stefan Nies, Ingrid Telsemeyer

112 Seiten, zahlreiche Abb., 9,90 ¿, Klartext-Verlag Essen
ISBN 3-89861-705-X



Pressekontakt:
Christiane Spänhoff, Westf. Industriemuseum, Tel. 0231 6961-127 und Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org




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