LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 18.04.06

Presse-Infos | Der LWL

Cantabona auf dem Weg nach Corvey
Feierliche Glockenweihe am 23. April

Bewertung:

Höxter-Corvey (lwl). Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) hatten bei Ausgrabungen in Corvey die Reste einer Cantabona, einer Kirchenglocke, aus dem 11. Jahrhundert entdeckt. Derzeit wird der Nachguss dieser Glocke vor dem Westwerk der Abteikirche Sankt Stephanus und Vitus Corvey in Höxter aufgebaut. Am Sonntag (23. April) wird die Glocke mit einem Gottesdienst feierlich geweiht, zu dem die Katholische Kirchengemeinde Corvey herzlich einlädt.

Nach der eigentlichen Weihe der Glocke um 17 Uhr findet in der Abteikirche ein Wortgottesdienst mit Pfarrdechant Andreas Kurte statt. Anschließend berichtet Dr. Gabriele Isenberg, die LWL-Chefarchäologin, über die Geschichte der Corveyer Cantabona und die Bedeutung von Kirchenglocken.

Die Kirche im Dorf organisierte über die Glocke die Zeit der Menschen. Zeiteinteilung und Nachrichteninhalte waren und sind weitgehend kirchlich bestimmt, zum Beispiel durch die tägliche Gottesdienst- und Gebetsabfolge. Überdies ließen sich durch das Geläut Alltag und Sonntag und Heiligen- und Hochfeste unterscheiden. Es warnte außerdem vor Feuer, Hochwasser oder kriegerischen Überfällen.

450 Kilogramm schwer und fast 80 Zentimeter hoch ist die Kirchenglocke mit einer Wandstärke von 2,75 Zentimetern wird zur Zeit in der Abteikirche Corvey aufgebaut. Die Reste des Originals hatten Archäologen 1995 bei Ausgrabungen auf dem Vorhof des Westwerks in Corvey entdeckt. Die Wissenschaftler konnten die Glocke in das frühe 11. Jahrhundert datieren.

In der Corveyer Überlieferung wird mehrfach von einer so genannten Cantabona, einer Wohltönenden, aus dieser Zeit berichtet. Sie war von dem Abt Druthmar (1014-1046) gestiftet worden. Die Inschrift der größten Glocke des heutigen Geläutes der Kirche verrät, dass 1584 für ihren Guss die inzwischen beschädigte Cantabona aus dem 11. Jahrhundert eingeschmolzen wurde. Da die bei der Grabung entdeckten Reste aus guter Glockenbronze, einer Legierung aus vier Teilen Kupfer und einem Teil Zinn, bestanden, ist es wahrscheinlich, dass es sich bei diesem Fund um die in den historischen Quellen erwähnte Cantabona handelt. Schon beim ersten Anschlagen des 1997 im Auftrag des LWL-Archäologiemuseums angefertigten Nachgusses machte sie mit einem außerordentlich langen Nachklingen, Summen und Singen ihrem Name Ehre.

Der Nachguss der Cantabona wurde 2000 erstmalig der Öffentlichkeit vorgestellt, als er im Westfälischen Museum für Archäologie in Herne in der Landesausstellung zu sehen war. In diesem Rahmen werden alle fünf Jahre die bedeutendsten Funde der Bodendenkmalpflege aus ganz Nordrhein-Westfalen gezeigt. Jetzt wurde sie als Dauerleihgabe nach Corvey gegeben. Der Wiederaufbau der Glocke in Corvey geht auf die Initiative des im letzten Jahr verstorbenen Dechanten Josef Schürmeyer zurück und ist ein Gemeinschaftsprojekt der Katholischen Kirchengemeinde Corvey und des LWL.

Termin:
Feierliche Glockenweihe am 23. April 2006 um 17 Uhr am Glockenstuhl vor dem Westwerk der Abtei Corvey



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Tel. 0251 591-235 und Jana Sager, Tel. 0251 5907-287
presse@lwl.org




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