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Mitteilung vom 09.05.05

Presse-Infos | Der LWL

Der Läufer aus der Asche
Verschüttet vom Vesuv: LWL zeigt Ausstellung ¿Die letzten Stunden von Herculaneum¿

Bewertung:

Haltern (lwl). Zum ersten Mal ist eine Ausstellung über Herculaneum, den Nachbarort Pompejis, außerhalb von Italien zu sehen: Ab dem 21. Mai präsentiert eine Schau in Haltern am See und anschließend in Berlin und Bremen neue Ausgrabungsfunde aus dem römischen Ort, der 79 nach Christus durch den Ausbruch des Vesuv unter einer 25 Meter hohen Schicht aus Asche, Schlamm und Bimsstein verschüttet wurde. Die Besucher der Ausstellung können ¿Die letzten Stunden von Herculaneum¿ nachempfinden. Dafür sorgen anschauliche Exponate wie Skelette aus den Bootshäusern am Strand, verkohlte Lebensmittel und Holzmöbel. Erstmalig verlassen kostbarste Wandmalereien, Goldschmuck und Bronzeskulpturen ihren Stammplatz im Nationalmuseum in Neapel. Die Ausstellung im Westfälischen Römermuseum Haltern ist eine Kooperation des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), des Pergamonmuseums Berlin und des Focke-Museums Bremen. In einer Serie stellt der LWL wichtige Exponate der Ausstellung vor.

Die Statuen aus der ¿Villa dei Papiri¿

Die zwei jungen Männer auf der Startlinie: Der Oberkörper ist gebeugt, der Kopf erhoben, der Blick starr nach vorn gerichtet. Der Bildhauer hat die Athleten in einer Szene festgehalten, die nur Bruchteile von Sekunden andauert: Es ist der Moment des Loslaufens, der Kampf gegen die Zeit beginnt.

Die beiden Bronzestatuen gehören zu den rund 80 Skulpturen, die Archäologen im 18. Jahrhundert in einer Villa in der Stadt Herculaneum ausgruben. Als die Stadt am 24. August 79 nach Christus verschüttet wurde, ging auch eine der luxuriösesten Villen der damaligen Zeit unter: die ¿Villa dei Papiri¿, benannt nach den Papyrusrollen, die dort gefunden wurden. Die Villa lag idyllisch vor der Stadt mit Blick auf das Meer. Ihre Entdeckung im Jahre 1750 war für die Ausgrabungen in der Vesuvgegend ein Meilenstein: Die Forscher hatten die größte erhaltene Bibliothek der Antike gefunden, dazu wertvolle Bronze- und Marmorskulpturen, Mosaiken und Fresken. Wissenschaftler haben Pläne vom Grundriss der Villa gezeichnet: Sie war 250 Meter lang und 80 Meter breit. Das entspricht der Länge von zwei Fußballfeldern.

Die beiden Läufer aus Bronze standen im Garten, am Ende eines großes Wasserbeckens. Dort fanden die Archäologen zahlreiche Skulpturen, meistens Kopien von griechischer Bildhauerei des 4. und 3. Jahrhunderts vor Christus. Es war unter den gebildeten Römern üblich, ihre Sommervillen mit hellenistischer Kunstwerken der Griechen zu schmücken. Die Läufer befanden sich in passender Nachbarschaft zu den Darstellungen griechischer Götter, Tänzerinnen und Herrschern.

Die zwei Skulpturen sind fast identisch, sozusagen aus einem Guss. Sie unterscheiden sich nur in Details, zum Beispiel dem Gesichtsausdruck: Während dem einen Athleten Anspannung und Kraftanstrengung ins Gesicht geschrieben sind, spiegelt der andere Gelassenheit wider. Auch bei diesen beiden Statuen handelt es sich um Kopien griechischer Kunstwerke. Die Originale stammen von dem griechischen Bildhauer Lysippos (4. Jahrhundert vor Christus). Lysippos war Hofbildhauer Alexanders des Großen und soll eine neue Art von Naturstudium begründet haben. Seinen Bronzestatuen wird nachgesagt, dass sie viel natürlicher im Raum stehen als die Werke früherer Bildhauer und dass sie schlanker und eleganter geformt sind. Das Ergebnis ist die natürliche Darstellung von Menschen im Moment der Bewegung: eine Errungenschaft der griechischen Klassik.

Dem heutigen Betrachter drängt sich aber eine ganz andere Deutung auf als die des ehrgeizigen Athleten: In den Augen des einen Läufers ist unfassbare Angst zu sehen. Seine Haltung, der nach vorne drängende Körper drückt nur eines aus: Flucht. ¿Es hat den Anschein, als blicke der Läufer direkt in das Entsetzen: den Ausbruch des Vesuvs¿, erklärt Dr. Rudolf Aßkamp, Leiter des Westfälischen Römermuseums des LWL.

Die letzten Stunden von Herculaneum
21. Mai bis 14. August 2005

Westfälisches Römermuseum, Weseler Straße 100,
Haltern am See
Dienstag bis Freitag 9 bis 17 Uhr
Samstag und Sonntag 10 bis 18 Uhr

https://www.herculaneum-ausstellung.de
Achtung Redaktionen: Pressebesichtigung der Ausstellung am 18. Mai, 11 Uhr



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




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