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Mitteilung vom 02.02.05

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Integrative Erziehung ist zwingender Baustein der Versorgung von behinderten Kindern

Bewertung:

Westfalen (lwl). ¿Unser Weg der gemeinsamen Erziehung von nichtbehinderten und behinderten Kindern ist der richtige. Die integrative Erziehung ist ein zwingender Baustein in der Versorgung der behinderten Kinder¿, fasst Hans Meyer, Jugenddezernent beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) die Ergebnisse einer Studie zusammen. ¿Die Versorgung der behinderten Kinder zwischen drei und sechs Jahren in Westfalen-Lippe ist in weiten Teilen bedarfsgerecht¿, berichtet Prof. Dr. Maria Kron im LWL-Landesjugendhilfeausschuss. ¿Sowohl die regionale Verteilung als auch die angebotenen Betreuungszeiten der Einrichtungen entsprechen den Anforderungen von Kindern und Eltern.¿ Allerdings ließe sich mit flexibleren Betreuungsmöglichkeiten über die Mittagszeit und bis zum frühen Nachmittag die Situation vor allem von Familien mit (teil-)berufstätigen Müttern noch verbessern. Die Universität Siegen hatte im Auftrag des LWL die Wirksamkeit unterschiedlicher Formen der Eingliederungshilfe für behinderte Kinder untersucht hat. Dabei reicht das Angebot von der Einzelintegration im Kindergarten um die Ecke bis hin zur Betreuung im heilpädagogischen Kindergarten, den nur Kinder mit Behinderung besuchen.

Im Rahmen der Studie ¿KimBiT¿ (Kinder mit Behinderungen in Tageseinrichtungen) haben Mitarbeiter der Uni Siegen an mehr als 1.500 Kindergärten Fragebögen verschickt und in Interviews Eltern von behinderten Kindern, Leiterinnen und Mitarbeiterinnen aus unterschiedlichen Einrichtungstypen befragt. Der Abschlussbericht erscheint im Sommer 2005, erste Ergebnisse hat Prof. Dr. Maria Kron im LWL-Landesjugendhilfeausschuss am Dienstag (01.02.) in Münster vorgestellt.

Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass heilpädagogische und additive Kindertageseinrichtungen tendenziell die Beeinträchtigung des einzelnen Kindes deutlicher in den Blick nehmen als die Einbeziehung in die Gruppe. Dagegen schätzen Schwerpunkt- und Regeleinrichtungen den Stellenwert der Integration der Kinder in die Gruppe erkennbar höher ein. Behinderte und nichtbehinderte Kinder leben und spielen in einer Kindergartengruppe zusammen und profitieren beide von diesem ganz normalen Aufwachsen miteinander.

In allen Einrichtungsformen beklagen allerdings sowohl Eltern als auch Fachpersonal die Gruppengrößen und die personelle Ausstattung: ¿Wünschenswert wäre, dass die Erzieherinnen mehr Zeit für die individuelle Betreuung der Kinder hätten¿, hörten die Forscher immer wieder. Von der integrativen Erziehung im Kindergarten seien die Eltern allerdings trotzdem so begeistert, dass sie sich dieses Angebot auch in der Schule wünschen würden. Die Nachfrage nach Integrationsklassen in der Grundschule ist deutlich höher als das Angebot.

Hintergrund:
Für behinderte Kinder gibt es vier alternative Betreuungsformen in Tageseinrichtungen:
Bei der Einzelintegration gehen bis zu drei Kinder in die Gruppe eines Regelkindergartens, die mit einer zusätzlichen (heil-)pädagogischen Kraft ausgestattet wird. So stehen für die insgesamt 20 bis 25 Kinder 2,5 Kräfte zur Verfügung. Ein Platz in der Einzelintegration kostet 10.600 Euro pro Jahr. In Westfalen-Lippe werden zur Zeit 3.400 behinderte Kinder in 1600 Regelkindergärten betreut.
Die Schwerpunktgruppen sind grundsätzlich Kindergärten für alle Kinder. Dabei besuchen jeweils fünf behinderte und 15 nichtbehinderte Kinder diese Gruppen, so dass sich inklusive einer heilpädagogischen Kraft ein Betreuungsschlüssel von 3:20 ergibt. In Westfalen-Lippe gibt es 66 Schwerpunkteinrichtungen mit 480 behinderten Kindern. Ein Platz kostet 15.600 Euro pro Jahr.Im heilpädagogischen Kindergarten bilden acht behinderte Kinder, die von zwei Kräften gefördert werden, eine Gruppe (Betreuungsschlüssel 2:8). In additiven Einrichtungen gibt es unter einem Dach heilpädagogische und Regelgruppen. Oftmals arbeiten diese Kindergärten integrativ, indem sie die Gruppen mischen. Dann kann sich zum Beispiel ein Betreuungsschlüssel von 2:14 ergeben. Ein Platz für ein behindertes Kind kostet in beiden Einrichtungstypen pro Jahr 21.600 Euro. In Westfalen-Lippe besuchen 2.200 behinderte Kinder 75 heilpädagogische und additive Einrichtungen.



Pressekontakt:
Markus Fischer, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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