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Mitteilung vom 09.08.04

Presse-Infos | Der LWL

Behinderte Kinder und Jugendliche sind ohne ihre Eltern in den Ferien
Netz von Kurzzeiteinrichtungen entlastet Eltern

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Münster (lwl).
Westfalen hat das bundesweit dichteste Netz an Kurzzeiteinrichtungen für behinderte Kinder und Jugendliche, die dort in der Nähe ihres Wohnortes für bis zu drei Wochen 'Urlaub von der eigenen Familie' machen können.

'Den Eltern soll damit eine Auszeit von der oft anspruchsvollen Betreuung ihrer schwer behinderten Kinder möglich werden', so Thomas Profazi vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am Montag (9.8.) in Münster. Die über 250 Plätze in 38 Einrichtungen, davon 15 ganz spezialisiert auf kurzzeitige Betreuung, finanziert der LWL mit jährlich rund sechs Millionen Euro. Die Betreuung rund um die Uhr in einer Kurzzeiteinrichtung kostet im Durchschnitt 100 Euro pro Tag.

Monika Vernauer bringt ihren körperlich und geistig behinderten zwölfjährigen Sohn bereits zum fünften Mal in die Einrichtung 'Wohnnest' in Münster: 'Beim ersten Mal habe ich fürchterlich geweint und hatte ein schlechtes Gewissen. Doch das muss man nicht haben, denn Gerrit geht es gut dort. Das Wohnnest bietet den Kindern so viel, dagegen ist es zuhause manchmal richtig langweilig.' Es sei auch eine Übung in Selbständigkeit für ihren Sohn, der ja irgendwann ganz ohne seine Eltern auskommen müsse. 'Diese Angebote sind auch gut geeignet für junge Erwachsene, die noch bei ihren Geschwistern oder Eltern leben', pflichtet ihr Profazi bei.

Im 'Wohnnest', getragen von der Lebenshilfe Münster, sind etwa 120 Kinder zwei bis viermal pro Jahr auf Zeit zuhause. 'Grund für den Aufenthalt bei uns kann eine Urlaubsreise oder Krankheit der Eltern oder die Förderung des Kindes in der Wohngemeinschaft sein. In Krisenfällen helfen wir auch ganz kurzfristig', erläutert Wohnnest-Leiter Ulrich Röttgering. Sein 'Kinderhotel' mit zwölf Plätzen nimmt ganzjährig behinderte Menschen zwischen vier und 21 Jahren auf, die meisten sind zwischen neun und 15 Jahre alt.

Außerhalb der Ferien gehen die Kinder ganz normal in ihre gewohnte Schule. Röttgering: 'Was bei uns anders ist als zuhause, das sind die Gruppen und die vielen Freizeitangebote. Das kann eine Familie gar nicht leisten.' Ausflüge mit ständig fünf bis sechs Betreuerinnen gehen zur Bootsfahrt auf dem See, in den Zoo, auf den Spielplatz oder einfach in den Supermarkt um die Ecke.

In der Gruppe erleben die Kinder Toleranz und Kompromisse zu schließen, beim Kochen mit zu helfen oder Musik zu machen. Jedes Kind kann sich aber auch in sein eigenes, speziell dekoriertes Zimmer zurückziehen, heißt es nun 'Dschungelhütte', 'Villa Kunterbunt' oder 'Rennstall' in Ferrari-Rot. 'Die Nachfrage nach unseren Plätzen ist groß, inzwischen haben wir eine Warteliste von einem Jahr', so der Leiter.

'Wir haben das Netz seit den 80er Jahren konsequent gefördert, seit einigen Jahren auch zum Teil mit den Pflegekassen', schildert Thomas Profazi, Leiter der Behindertenhilfe beim LWL, die Situation. 'Im Vergleich mit anderen Regionen ist Westfalen bundesweit der Vorreiter. Wir sind weiter offen für die Ausdehnung des Netzes, wenn uns fachlich gute Konzepte vorgestellt werden, die auch wirtschaftlich tragfähig sind.'



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Telefon 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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