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Mitteilung vom 24.05.04

Presse-Infos | Der LWL

Mensch und Maschine
Ausstellung im LWL-Textilmuseum Bocholt

Bewertung:

Bocholt (lwl). Wertvolle Fotodokumente aus einer Krefelder und zwei Bocholter Maschinenbaufirmen zeigt das Textilmuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in seiner neuen Sonderausstellung. Unter dem Motto "Mensch und Maschine" sind in Bocholt vom 26. Mai bis 29. August über 60 historische Schwarz-Weiß-Fotografien zu sehen.

Der fotografische Schatz ist per Zufall erhalten geblieben: Norbert Prusko hat nach dem Konkurs der Krefelder Maschinenbaufirma Zangs AG die Glasplattennegative des Werksarchivs aus dem Abfall gerettet. Er sicherte über 1000 Objekte aus der Zeit von 1880-1960, auf denen Betriebsereignisse, Feste, Umbaumaßnahmen und vor allem die Produkte festgehalten sind.
Zur Erstellung dieser klassischen Werbefotos versah man die Textilmaschinen oder Maschinenteile mit einem weißen Hintergrund, der vielfach von Betriebsangehörigen festgehalten
wurde. Die nicht benötigten Randbereiche beschnitt man später auf den Fotoabzügen und korrigierte Belichtungsfehler durch Retuschen. In aufwändiger Handarbeit legte Norbert Prusko diese Abdeckungen erneut frei und schuf damit fantastische Einblicke in das betriebliche Umfeld und den Arbeitsalltag vor 100 Jahren. Die Menschen hinter den Maschinen werden erneut sichtbar: Stolze Ingenieure, handwerkliche Maschinenbauer und sauber gekämmte Lehrlinge.

"Diese historischen Aufnahmen zeigen neben den fotografischen Qualitäten auch die frühen Textilmaschinen, die noch zahlreiche Holzbauteile besitzen", erläutert Museumsleiter Dr. Hermann Stenkamp.

Produktfotos aus den Bocholter Maschinenbaufirmen A. Friedr. Flender und Pieron ergänzen die Ausstellung. Obwohl diese bereits alle zu Ende des 19. Jahrhunderts gegründet worden sind, existierten bis dato keinerlei Fotodokumente aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Stenkamp: "Auch diese Tatsache unterstreicht, welcher Schatz in Krefeld für die Zukunft gesichert werden konnte."


Firmensteckbriefe:

Zangs, Krefeld

Der aus Xanten stammende Hermann Schroers gründete 1875 eine Schreinerei, in der Webstühle, Schaft- und Windemaschinen hergestellt wurden. Nach Anlage einer eigenen Eisengießerei baute Schroers nun statt der hölzernen Handwebstühle mechanische Webstühle und Jacquardmaschinen. 1899 arbeiteten in dem Betrieb 350 Beschäftigte. Der Textilingenieur Carl Zangs trat 1892 in die Firma ein und heiratete 1899 Anna Maria Schroers, die älteste Tochter des Fabrikbesitzers. Bei dem Höchststand von 1200 Arbeitern wurde 1911 die 50.000. Jacquardmaschine montiert.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Firma zwischen Fritz und Heinrich Schroers und Carl Zangs aufgeteilt. Zangs übernahm den Bereich Textilmaschinen, der vor allem Seidenwebstühle und ab den 1950er Jahren auch Mehrkopfstickautomaten sowie Schiffchenstickmaschinen herstellte. Nach dem Konkurs 1984 wurde nur die Kleinstickmaschinenproduktion weitergeführt.

A. Friedr. Flender, Bocholt
Den ersten großen Maschinenbaubetrieb in Bocholt gründeten 1895 der Kaufmann Heinrich Hesselbein und der Ingenieur Alois Reygers. An der Sachsenstraße legten sie eine Gießerei, Modellschreinerei und Wellendreherei an. In Konkurrenz hierzu baute 1898 der Ingenieur Dieckmann mit dem Webereibesitzer Franz Tangerding eine Maschinenfabrik für eiserne Riemenscheiben und Transmissionsanlagen am Westend auf. Durch den Kontakt mit Flender entstand eine enge wirtschaftliche Kooperation, die 1910 in der Fusion mündete.

Die 1899 in Düsseldorf-Reisholz gegründete Firma Flender fertigte hölzerne Riemenscheiben für sämtliche Antriebsbereiche. Nach der Fusion mit den beiden Bocholter Eisengießereien und Maschinenfabriken im Jahr 1910 und 1916 produzierte sie auch gusseiserne Riemenscheiben und ganze Transmissionsanlagen. In den 1920er Jahren kamen elastische Kupplungen, Keilriemenantriebe und vor allem Getriebe hinzu, die das Produktionsfeld Flenders bis heute bestimmen. Seit 1931 befindet sich auch die Zentralverwaltung in Bocholt.

Pieron, Bocholt
Als ehemaliger Meister und Teilhaber der Isselburger Maschinenfabrik und Eisengießerei gründete Ernst Pieron mit seinem Sohn F. E. Pieron 1899 am Westend eine kleine Maschinenwerkstatt. Mit dem Eintritt des Bruders Otto im Jahr 1912 wurde der Betrieb zur Münsterstraße (hinter dem heutigen Arbeitsgericht) verlagert. 1919 übernahm er die Textilmaschinenfabrik Rudolph & Kühne in Berlin, wohin der Betrieb schließlich 1927 komplett verlegt wurde. Dort stellte man Walzenpressen, Spannrahmen und Schermaschinen her.

Daneben gründete Pieron in Bocholt-Biemenhorst eine Handelsgesellschaft zum Verkauf der Erzeugnisse. Dort wurden später auch Maschinen- und Spiralfedern produziert. Nach völliger Zerstörung des Berliner Betriebes führte Pieron ab 1945 das Biemenhorster Zweigwerk fort, in dem bis in die 1960er Jahre vor allem Jacquardmaschinen gefertigt wurden.

Mensch und Maschine
Fotodokumente aus den Maschinenbaufirmen
Hermann Schroers und Carl Zangs, Krefeld,
A.Friedr.Flender und Pieron, Bocholt
26. Mai (Eröffnung 18 Uhr) bis 29. August 2004
Textilmuseum Bocholt, Uhlandstraße 50
Geöffnet Dienstag bis Sonntag 10-18 Uhr




Pressekontakt:
Markus Fischer Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




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