LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 10.11.03

Presse-Infos | Der LWL

Presse-Einladung: Herbsttagung anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Arbeitskreises zur Erforschung der nationalsozialistischen 'Euthanasie' und Zwangssterilisation

Bewertung:

Guten Tag, liebe Kolleginnen und Kollegen,

seit 20 Jahren leuchtet der Arbeitskreis zur Erforschung der nationalsozialistischen 'Euthanasie' und Zwangssterilisation einen düsteren Abschnitt der neueren deutschen Geschichte aus. Zur Herbsttagung 2003 treffen sich 80 Fachleute aus Deutschland und Nachbarländern diesmal in der Westfälischen Klinik Gütersloh des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Zahlreiche Vorträge, Statements und zwei Podiumsdiskussionen prägen das Programm (siehe Anlage) der dreitägigen Veranstaltung. Sie sind herzlich eingeladen, liebe Kolleginnen und Kollegen, zur Teilnahme an der

Herbsttagung anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Arbeitskreises zur Erforschung der nationalsozialistischen 'Euthanasie' und Zwangssterilisation

vom 14.-16. November 2003

in der Westfälischen Klinik Gütersloh, Sozialzentrum, Hermann-Simon-Str. 7, 33334 Gütersloh.


Ihre Ansprechpartnerin vor Ort ist Dr. Jutta M. Bott (Tel. 05241/502 354). Neben dem Programm liegt dieser Einladung Info-Material über den Arbeitskreis bei. Bei der Tagung werden von den Arbeitskreis-Begründern unter anderem sprechen: Prof. Dr. Dr. Klaus Dörner (Hamburg; ehemals Leitender Arzt der Westfälischen Klinik Gütersloh), Dr. Michael Wunder (Hamburg; Mitglied der Bioethik-Enquete-Kommission des Deutschen Bundestags), Ute Daub (Frankfurt; Journalistin) und Dr. Heinz Faulstich (Konstanz; ehemals Psychiater, Verfasser des Buches 'Hungersterben in der Psychiatrie 1914 - 1949').

Achtung Redaktionen: Weitere Informationen zu Themen und Teilnehmern der Tagung geben Ihnen die Veranstalter vor Beginn bei einem Pressegespräch am Freitag, 14. November 2003, 13.30 Uhr, in Raum 2.23, Verwaltungsgebäude (Haus 01, Zugang bitte an der Klinikpforte erfragen).

Mit freundlichen Grüßen



Karl G. Donath




Der 'Arbeitskreises zur Erforschung
der nationalsozialistischen ¿Euthanasie¿ und Zwangssterilisation' wird 20 Jahre alt


'Was ist hier, wo ich heute arbeite, in der Nazizeit passiert?' Das war die Frage, die 1983 am Anfang des 'Arbeitskreises zur Erforschung der nationalsozialistischen Euthanasie und Zwangssterilisation' stand. Mediziner, Psychologen, Krankenpflegekräfte, Theologen und Pädagogen aus psychiatrischen Krankenhäusern und Behinderteneinrichtungen quer durch die Republik schlossen sich damals in Gütersloh zusammen, um am Beispiel ihrer jeweiligen Institutionen die Geschichte der NS ¿ Verbrechen an den als 'minderwertig' Erachteten aufzuklären.

Der Arbeitskreis wurde aus der Not geboren. Die akademische Zeitgeschichte hatte sich bis dahin nicht mit dem Thema beschäftigt, eine wechselseitige Beratung und Diskussion der regionalen Projekte war notwendig. Der Arbeitskreis war eine Art 'historiographische Selbsthilfegruppe'. Zweimal jährlich traf man sich und trifft man sich noch heute in einer Einrichtung, die gerade ihre Geschichte erforscht. Nach 20 Jahren kommt der Arbeitskreis wieder nach Gütersloh.

Heute ist der Arbeitkreis ein anerkanntes multidisziplinäres Forum. Die Zusammenarbeit von Historikern und Nicht-Historikern ist eine Selbstverständlichkeit. Noch heute trifft man sich ohne Satzung, ohne Vorstand und ohne Geschäftsführung. Was manchen erstaunen mag, ist in der Praxis ein Erfolgsmodell, weil es Offenheit für jeden bedeutet und Konkurrenzen um Posten ausschließt. Auch heute nach 20 Jahren erfreut sich der Arbeitskreis regen Interesses aller namhafter Forscher und Forscherinnen der NS-'Euthanasie' und Zwangssterilisation im deutschen Sprachraum, aber auch junger Forscher und Forscherinnen, die hier Offenheit für die verschiedensten Forschungsansätze und vielfältige Informationsmöglichkeiten vorfinden.

Die meisten Einrichtungen der Psychiatrie und der Behindertenhilfe in Deutschland und Österreich haben mittlerweile ihre Geschichte und ihre Verstrickung in das Programm zur 'Vernichtung lebensunwerten Lebens' aufgearbeitet. Das ist ein großer Erfolg des Arbeitskreises, weil damit auch ein wesentlicher Erkenntnisfortschritt auf diesem Gebiet erreicht wurde.

Die Geschichte der 'Euthanasie' ist aber kein abgeschlossenen Kapitel. Viele historische Fragen sind immer noch offen. Vor allem aber wird die Bedeutung der geschichtlichen Erkenntnisse für die heutigen Debatten, insbesondere im Bereich der Biomedizin, immer wichtiger.

Der 'Arbeitskreis ¿Euthanasie`-Forschung', wie er kurz genannt wird, hat sich aus gegebenen Anlass deshalb auch immer mit aktuellen Themen engagiert. Seit 1986 setzt er sich für die Entschädigung nicht oder nicht ausreichend als Opfer des Nationalsozialismus anerkannter Verfolgter ein. 1989 wandte er sich mit dem Appell gegen die Re-Legalisierung der unfreiwilligen Sterilisation durch das Betreuungsgesetz. Im Jahre 1991 veröffentlichte der Arbeitskreis das 'Memorandum gegen die neue Lebensunwert-Diskussion' und 1996 die 'Grafenecker Erklärung zur Bioethik', mit der er vor den Gefahren der Bioethik warnt und vor dem Hintergrund der geschichtlichen Erfahrungen für einen humanen Fortschritt in den Biowissenschaften und der Medizin wirbt.


Wenn Sie mehr wissen wollen, können Sie den Übersichtsartikel

Michael Wunder, Zur Geschichte des 'Arbeitskreises zur Erforschung der nationalsozialistischen ¿Euthanasie¿ und Zwangssterilisation'

anfordern bei:
Dr. Michael Wunder
Evangelische Stiftung Alsterdorf
- Behindertenhilfe -
Dorothea-Kasten-Str. 3
22 292 Hamburg
Tel.: 040 ¿ 5077 3462
m.wunder@alsterdorf.de



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Pressekontakt:
Karl G. Donath, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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