LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 29.11.02

Presse-Infos | Der LWL

"Er hat mir imponiert"
Wie ein behinderter Praktikant einen Job fand

Bewertung:

Reken/Münster (lwl). Für den 3. Dezember haben die Vereinten Nationen den Internationalen Tag der behinderten Menschen ausgerufen. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) weist anlässlich dieses Tages in einer Serie auf Beispiele praktischer Hilfen hin, die zu einem selbstbestimmten Leben behinderter Menschen geführt haben. Im zweiten Teil der Serie geht es um die Eingliederung in den Beruf.

"Jeder muss hier seine Aufgabe erfüllen"

Freitag nachmittag im Westmünster-land, kurz vor Feierabend: Ingo Schmeddes kehrt die letzten Eisenspäne an seinem Arbeitsplatz zusammen, dann sieht der Betonboden um die Abkantpresse wieder tipp-topp aus. Zwischen den blanken Metallzähnen der Presse klemmt ein rohes Kantholz, um das kostspielige Arbeitsgerät, das erst kürzlich mit Hilfe des LWL angeschafft werden konnte, vor Beschädigungen zu schützen. Alle Maschinen stehen still. Ingo Schmeddes und sein Chef Martin Löbbing sind die Letzten, die anderen sechs Beschäftigten sind schon zu Hause - Wochenende!

Auch der 26-Jährige freut sich auf die freien Tage, an denen er seinem Hobby frönen kann - der Landwirtschaft. Wie auch Martin Löbbing stammt er von einem nahe gelegenen Bauernhof. Löbbing beschäftigte sich schon früh mit Landmaschinen aller Art. Nach seiner Berufsausbildung in einem Landmaschinen-Betrieb macht er sich selbstständig und gründete die Firma Löbbing GmbH für Landmaschinen-Reparaturen, Metallbau und Maschinenhandel in Reken (Kreis Borken).

Vor knapp zwei Jahren kreuzten sich die Wege der beiden Männer. Ingo Schmeddes ist nach zwei Unfällen auf dem väterlichen Bauernhof körperlich gehandicapt und erlitt ein Schädelhirntrauma, wodurch das Kurzzeitgedächtnis beeinträchtigt ist. Außerdem kann Ingo Schmeddes nur noch mit einem Auge sehen. Auf dem Benediktushof der Josefsgesellschaft im benachbarten Maria Veen absolvierte der 26-Jährige eine Ausbildung zum Metallbearbeiter. Ingo Schmeddes wollte sich weiterqualifizieren und übernahm selbst die Initiative. Bei einem Auftrag, der ihn in die Firma Löbbing führte, fragte er den Chef nach einem Praktikum. "Er hat mir imponiert", erinnert sich Löbbing, "und weil ich ihn gebrauchen konnte, dachte ich: Warum nicht?"

Das hatte Folgen. Ingo Schmeddes gefiel es in der Firma so gut, dass er bleiben wollte. Doch so einfach war eine feste Anstellung nicht. "Als kleiner Betrieb müssen wir so arbeiten, dass jeder eine volle Aufgabe erfüllt. Teilzeitbeschäftigung kann ich mir nicht leisten", sagt Löbbing. Von Anfang an wurde Klartext gesprochen: "Ich habe mit Ingo ebenso deutlich darüber gesprochen wie mit den Leuten vom Arbeitsamt und von der Berufsge-
nossenschaft", erinnert sich Löbbing. "Doch der Erste, der wirklich verstanden hat, um was es ging, war Franz Möllering vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe."

Franz Möllering ist als Ingenieur im LWL-Integrationsamt für die Einrichtung von Arbeitsplätzen für schwerbehinderte Menschen und die behinderungsgerechte Umgestaltung vorhandener Arbeitsplätze zuständig. Er besuchte die Löbbing GmbH, koordinierte die Leistungen von Arbeitsamt, Berufsgenossenschaft und Integrationsamt und entwickelte daraus ein Konzept für die dauerhafte Beschäftigung von Ingo Schmeddes. "Möllering ist ein Mann der klaren Worte, und mit ihm zusammen konnte die Abkantpresse als spezieller Arbeitsplatz für Ingo eingerichtet werden", berichtet Martin Löbbing. Und er geht sogar noch weiter: "Ohne die Hilfe des Integrationsamtes wäre Ingo heute nicht hier."

Ingo Schmeddes hat seinen Platz im (Arbeits-)Leben gefunden. Ein aufgeschlossener Unternehmer und ein sachverständiger Ansprechpartner haben ihm dabei maßgeblich geholfen.

Servicebetrieb für Unternehmen und schwerbehinderte Menschen

Das Integrationsamt des LWL schafft und sichert Arbeitsplätze für behinderte Menschen. Gemeinsam mit den örtlichen Fürsorgestellen in Westfalen-Lippe und Rehaträgern, wie z. B. den Arbeitsämtern und den Berufsgenossenschaften, werden die behinderungsgerechte Anpassung von Arbeitsplätzen und deren Erhalt angestrebt. Mehr als 100.000 Schwerbehinderte in fast 30.000 Betrieben erfordern ständige Information, Beratung und Betreuung. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Integrationsamtes helfen bei der Einrichtung und Finanzierung behinderungsgerechter Arbeitsplätze, sorgen am Arbeitsplatz und zu Hause für Betreuung. Fachleute beraten sowohl in technischen Fragen als auch in Fällen psychisch oder suchtkranker Menschen.








Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Telefon 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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