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Mitteilung vom 28.11.02

Presse-Infos | Der LWL

Internationaler Tag der behinderten Menschen: LWL hilft bei der Eingliederung in die Gesellschaft

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Bielefeld/Münster (lwl). Für den 3. Dezember haben die Vereinten Nationen den Internationalen Tag der behinderten Menschen ausgerufen. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) weist anlässlich dieses Tages in einer dreiteiligen Serie auf Beispiele praktischer Hilfen hin, die zu einem selbstbestimmten Leben behinderter Menschen geführt haben.

Faraj Remmo: Nach einem Badeunfall das Leben neu gelernt

Als Kind ging er jeden Tag schwimmen. "In Beirut", erzählt Faraj Remmo, "war das Meer nur fünf Minuten entfernt." An der Ostsee ist ihm sein Hobby zum Verhängnis geworden. Beim Sprung von einer Mole brach sich der begeisterte Sportler das Genick. Faraj Remmo war klinisch tot. Doch die Ärzte holten ihn ins Leben zurück. Ein Leben, das der Kurde mit deutschem Pass erst wieder für sich entdecken musste, denn seit dem 7. August 1990 ist er querschnittsgelähmt. Während sich sein Körper im Dauerschlaf befindet, ist sein Kopf hellwach. Ausgestattet mit technischen und finanziellen Mitteln durch den LWL studiert der 33-Jährige inzwischen voller Elan an der Universität Bielefeld Soziologie, Politik und Wirtschaft.

Sechs Jahre lang hat Faraj Remmo mit seinem Schicksal gehadert, redete monatelang kein Wort und verfiel in tiefe Depressionen. Der gläubige Muslim war überzeugt, dass Allah ihn für seine Sünden bestrafen wollte. Unter notdürftigen Umständen lebte er mit seiner Familie in Asylantenheimen und Behelfsunterkünften. Das änderte sich erst, als Verwandte in Ostwestfalen die Familie bei sich aufnahmen.

1996 wurde Faraj Remmo im Zuge der Rehabilitationsmaßnahmen nach Bad Wildungen in eine Klinik geschickt, die sich auf querschnittsgelähmte Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer spezialisiert hat. Für den damals 27-Jährigen, der hier zum ersten Mal einen elektrischen Rollstuhl benutzen konnte, war es ein Schlüsselerlebnis: "Als ich die Leute dort gesehen habe, wie sie mit ihren Rollis herumfuhren, Spaß hatten, aktiv waren, da habe ich gedacht: Das ist Leben! Ab sofort fängt es auch für mich wieder an."

Als müsste er das jahrelang Versäumte in kürzester Zeit nachholen, legte Faraj Remmo ein Tempo vor, das ihn manchmal selbst überraschte. "Ich habe alle Telekolleg-Sendungen im Fernsehen geschaut, wissenschaftliche Beiträge auf Videokassetten aufgenommen, Bücher gelesen und - das Wichtigste für einen behinderten Menschen überhaupt - unzählige neue Kontakte geknüpft", erklärt Faraj Remmo. Seine Schulabschlüsse absolvierte er wie einen Bildungs-Staffellauf: 1999 Hauptschul-, 2000 Realschulabschluss, 2001 Abiturprüfung, Wintersemester 2001 Immatrikulation an der Uni Bielefeld - Diplom fest im Visier, Doktorarbeit in Vorbereitung.

Ebenso schnell und unbürokratisch erhielt er Hilfe aus Münster. "Freunde haben mir damals geraten, mich an den LWL in Münster zu wenden. Ich brauchte nämlich einen speziellen Computer, um besser lernen zu können." Die Abteilung Soziales, Pflege und Rehabilitation des LWL, die eine "bedarfs-gerechte Förderung" als wirkungsvollste Maßnahme für die Wiedereingliederung behinderter Menschen in den Alltag anstrebt, reagierte prompt: Faraj Remmo erhielt einen Computer mit Sprachsteuerung
sowie monatliche Zahlungen für Betreuung und Fahrtkosten. Remmos Anteil an der Abmachung lautet: Regelmäßige Vorlage von Studienbescheinigungen und Auflistung aller Kosten. "Ein faires Geschäft", sagt er und fügt lachend hinzu: "Ich bin eben ein richtiger Kleinbetrieb."

Nach seinem tiefen Sturz ist Faraj Remmo heute wieder ein lebenslustiger Mensch. "Ich habe immer was zu feiern", sagt er augenzwinkernd, "an der Uni, in Kneipen oder zu Hause. Dafür bin ich bei meinen Freundinnen und Freunden schon berüchtigt."


Die LWL-Abteilung "Soziales, Pflege und Rehabilitation" hilft behinderten Menschen

Der Bielefelder Student Faraj Remmo ist einer von 45.000 behinderten Menschen, denen die Abteilung Soziales, Pflege und Rehabilitation des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) die Kosten für Betreuung, Therapie und technische Hilfsmittel bezahlt. Mit mehr als einer Milliarde Euro macht der Eingliederungshilfe-Etat fast die Hälfte des gesamten Jahreshaushalts des LWL aus.






Pressekontakt:
Claudia Miklis, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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