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Mitteilung vom 25.03.02

Presse-Infos | Der LWL

LWL zeigt Ausstellung: 'Hanne Darboven. Bücher 1966 -2002'

Bewertung:

Münster (lwl). Bildende Kunst und Literatur sind normalerweise zwei verschiedene Sparten unserer Kultur: Bücher vermitteln Wissen, es werden Geschichten darin erzählt. Man liest sie von vorn nach hinten. Bilder dagegen werden nicht gelesen, sondern betrachtet. Man kann sie in einer Sekunde erfassen, aber auch lange anschauen und das Spiel von Farben und Formen auf sich wirken lassen. Hanne Darbovens Werke werden im Museum gezeigt, sie sind gerahmt und werden an der Wand präsentiert ¿ eigentlich ein klarer Fall von Kunst, nicht von Literatur. Trotzdem: Hanne Darboven sieht sich selbst als Schriftstellerin und auf die Frage, was ihre Kunst ausmache, sagt sie: ¿99 Prozent sind Buch¿.

Der scheinbare Widerspruch ist keiner. Alles, was im Museum als aneinandergereihte Folge von Skizzen zu sehen ist, sind eigentlich Seiten eines Buches. Hanne Darboven macht Kunst in Form von Büchern: großformatigen Kladden, meterlange Regale voll von angefüllten Ordnern und Faksimileeditionen. Mit großer Disziplin füllt sie Tag für Tag Seite um Seite von Tageskalender, Wochenaufzeichnung und aktuellem Werkzyklus. Sie versteht das als Fortführung von James Joyce, der die konventionelle Literatur ihres Erachtens in die Unlesbarkeit geführt hat. Er hat Gedanken geschildert, sie aber nicht mehr einem Handlungsstrang untergeordnet. Das gerade birgt für Hanne Darboven die Möglichkeit, eine Literatur jenseits von Botschaften und Belehrungen zu schreiben.

Sie schreibt Daten von Tagen, Monaten, Jahren und Jahrhunderten. Sie misst die Zeit durch ein eigens entwickeltes System von Quersummen. Sie füllt das Netz von Tages- und Jahreszahlen mit Texten auf, die Kulturgeschichte geschrieben haben oder den eigenen Tag bestimmen. So stehen beispielsweise Baudelaire, Rilke und Sartre neben tagespolitischen Artikeln aus dem Magazin ¿Der Spiegel¿. Auf diese Weise macht sie eine Offerte: Sie bietet die Möglichkeit, Geschichte ¿ persönliche, politische und kulturelle ¿ aus der Spannung zwischen dem linearen Nacheinander und dem verwobenen Nebeneinander zu rekonstruieren. So verleiht sie dem alten Medium Buch Speichertechniken, wie wir sie heute von Computern kennen. Das Göttinger Max-Planck-Institut für Geschichte gab 1999 ein Werk Hanne Darbovens heraus, an dem die große deutsche Konzeptkünstlerin von 1975 an kontinuierlich gearbeitet hatte: ¿Die Schreibzeit¿.

Fragmentarisierung, Neukonstellation und Verflechtung von Texten sind wissenschaftlichen Verfahrensweisen vergleichbar und wurden im Zusammenhang mit neuen Formen der Geschichtsschreibung zur Diskussion gestellt. Die Ausstellung, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in seinem Westfälischen Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster zeigt, hebt die zentrale Rolle des Buches in Darbovens Werk erstmalig hervor. Diese umfangreiche Ausstellung mit 2100 gerahmten Blättern und Seiten sowie 1440 Büchern und Aktenordnern ermöglicht einen neuen Blick auf das Werk Hanne Darbovens.

¿Hanne Darboven. Bücher 1966 ¿ 2002¿ «
Westfälisches Museum für Kunst und Kulturgeschichte Münster
24. März ¿ 26. Mai 2002



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