LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 23.08.13

Presse-Infos | Kultur

LWL zeichnet ¿Schinkel-Pavillon¿ in Bielefeld als Denkmal des Monats aus

Bewertung:

Bielefeld (lwl). Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat als Denkmal des Monats den ¿Schinkel-Pavillon¿ in Bielefeld ausgewählt ¿ ein Gebäude mit bewegter Geschichte. Das ¿Osthoff´sche Gartenhaus¿ wird als Bau des Klassizismus einem Schüler des preußischen Baumeisters Karl-Friedrich Schinkel zugeschrieben.

Im Jahr 2011 wurde das Bauwerk, das als Park-Café genutzt wird, umfassend restauriert und um einen modernen Anbau erweitert. Bekannt ist, dass der Pavillon 1954/55 aus dem ehemaligen Villengarten der Familie Osthoff in den Nordpark versetzt wurde. Weniger bekannt sind jedoch die Gründe, die dazu geführt haben, dass das Gebäude mit hohem Aufwand seinen Standort wechselte. Die Entscheidung für diesen ungewöhnlichen Umzug wurde im Sommer 1953 gefällt, also genau vor 60 Jahren.

Das Gebäude wurde zirka 1830 im Park einer Villa an der Detmolder Straße 38 errichtet. Bielefelds höhere Gesellschaft war in diesem Garten häufig zu Gast. Die Anlage war bis in die frühen 1950er Jahre geprägt durch exotische Baumriesen, kostbare Ziersträucher aus aller Welt und fremde Koniferen.

Nach dem Krieg sehr zugewachsen war das Gartenhaus vielen Bürgern völlig unbekannt, die Villa wurde im Krieg teilweise zerstört. Im November 1952 wurde die Bielefelder Öffentlichkeit durch einen Zeitungsartikel (¿Stammt der Pavillon von Schinkel?¿) auf das unversehrte Gartenhaus aufmerksam gemacht. Das ¿architektonische Schmuckkästchen¿ wurde als weitgehend original erhaltener Bau im reinen klassizistischen Stil Schinkels beschrieben. Bis dahin hatte die Stadt Bielefeld das Vorkaufsrecht für das 9000 Quadratmeter große Grundstück, das dann aber der Verband der Textilindustrie Westfalen kaufte. Daraufhin wurde das Gelände in mehrere Parzellen unterteilt, deren Grenzen das Teehaus mehrfach durchschnitten.

1953 setzte sich der damalige Landeskonservator für den Erhalt des Gebäudes an Ort und Stelle ein, ebenso namhafte Bielefelder Bürger. Im September 1953 wurde im Rahmen einer Ratssitzung eine Lösung zum Erhalt des Gebäudes durch sein Versetzen in den Nordpark vorgestellt. Die Stadt habe dort ohnehin die Errichtung einer Milchstube geplant und könne die hierfür eingeplanten Kosten für die Umsetzung des Teehauses verwenden. Das Haus könne dort in einer Umgebung, die seinem Wesen gerecht würde, der Erholung und Erbauung der Bürger dienen. Diese Lösung wurde als einzige Rettungsmöglichkeit akzeptiert. Da die ursprüngliche Umgebung des Gartenhauses schon deutlich zerstört war, stimmte auch der Landeskonservator der Translozierung zu und stellte hierfür eine Beihilfe in Aussicht, schon im Juni 1954 waren die wesentlichen Arbeiten des Wiederaufbaus abgeschlossen.

Im Jahr 2009 zeigten die Fassaden unübersehbare Schäden. Im Zuge der Instandsetzung entschied man sich beim neuen Farbkonzept für eine Ausführung, die einerseits die Erstfassung nach dem Wiederaufbau von 1955 aufnimmt und andererseits auch die aufgefundenen Spuren aus der früheren Zeit berücksichtigt: Bei den Sandsteinelementen blieb nach dem Wiederaufbau 1954 der Stein zu sehen, die Riefen in den Dreischlitzplatten wurden mit einem rot gefassten Kalkmörtel mit Ziegelsplittzusatz gefüllt. Entsprechend der im Klassizismus beliebten monochrom hellen Fassungen in Steinfarbe, und auch in Anlehnung an die wenigen gefundenen Farbspuren aus der Zeit vor 1954, wurden alle verputzten Fassadenteile in einem hellen Grau-Beige gestrichen. Im Gesamtergebnis wirkt diese Fassung ruhig und harmonisch: der Pavillon strahlt, von großen Bäumen umrahmt, hell in den Park hinein.



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



LWL-Einrichtung:
LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen
Fürstenbergstr. 15
48147 Münster
Karte und Routenplaner



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


Der LWL auf Facebook:
https://www.facebook.com/LWL2.0






Ihr Kommentar




zur Druckansicht dieser Seite

zu den aktuellen Presse-Infos