LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 14.05.09

Presse-Infos | Kultur

Langfassung:

IMPERIUM KONFLIKT MYTHOS. 2000 Jahre Varusschlacht

Bewertung:

2000 Jahre nach der Varusschlacht, auch bekannt als Schlacht im Teutoburger Wald, beleuchtet das Ausstellungsprojekt "Imperium Konflikt Mythos" unterschiedliche Facetten des historischen Geschehens:

Wie konnte es zu diesem Desaster für das römische Imperium auf dem Höhepunkt seiner Macht kommen? Wer war der Cheruskerfürst Arminius, der den gestandenen Feldherren Varus besiegen konnte? Was machten die Germanen nach der Schlacht? Welche Folgen hatte die Niederlage für die Geschichte Europas und Deutschlands?

Vom 16. Mai bis 25. Oktober 2009 will das insgesamt zwölf Millionen Euro teure Ausstellungsprojekt an den Originalschauplätzen Haltern am See, Kalkriese und Detmold Antworten auf diese Fragen geben. Die Ausstellungen unter der Schirmherrschaft der Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, des Präsidenten des Europäischen Parlamentes, Prof. Dr. Hans-Gert Pöttering, sowie der Ministerpräsidenten der Länder Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, Dr. Jürgen Rüttgers und Christian Wulff, werden am 15. Mai von der Bundeskanzlerin in Kalkriese und Detmold eröffnet.

IMPERIUM
Die Ausstellung ¿Imperium¿ des LWL-Römermuseums in Haltern am See beschäftigt sich vom 16. Mai bis 11. Oktober mit dem Verlierer der Varusschlacht und seinem Hintergrund sowie mit dem Römischen Reich auf dem Höhepunkt seiner Macht und Kultur: Bis heute wird Varus als behäbiger Verwaltungsfachmann wahrgenommen, der von Kriegsführung wenig verstand. ¿Varus war aber so wenig ein Dummkopf wie Arminius ein Held¿, sagt LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch.

Die Lebensgeschichte des Varus wird in acht Kapiteln (in der Seestadthalle und im LWL-Römermuseum in Haltern) auf 2.000 Quadratmetern mit der augusteischen Epoche des römischen Imperiums verflochten. Mehr als 300 hochkarätige Exponate aus internationalen Museen, wie dem Louvre (Paris) oder dem British Museum (London), aus Neapel oder aus dem Vatikan lassen die kulturelle Blüte des ¿Goldenen Zeitalters¿ zur Zeit des Kaisers Augustus wiederauferstehen. Kirsch: ¿Die Pracht der Ausstellungsstücke lässt erahnen, welchen Schock die unerwartete Niederlage gegen Barbaren am Rande des Reiches für die Römer bedeutet haben muss.¿

Vom Dorf zur Weltmacht im ¿Goldenen Zeitalter¿
Die aufwändig inszenierte Sonderausstellung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in der Seestadthalle zeigt, wie sich Rom von einem Dorf auf sieben Hügeln zu einer Weltmacht entwickelte, die unter Augustus über den gesamten Mittelmeerraum herrschte. Die berühmten Werke von Dichtern wie Vergil, Horaz und Ovid fallen in diese Zeit, wie die mittelalterliche Handschrift eines Gedichts von Horaz in der Ausstellung zeigt.

In einem sechs Meter hohen, goldfarben ausgeschlagenen Raum ist als Beispiel für die bildende Kunst auf ihrem Höhepunkt eine Bronzestatue des Apollo, Schutzherr des Augustus und Gott der schönen Künste, aus Pompeji zu sehen. Prachtvoll gestaltete Silberbecher belegen das Niveau des Kunsthandwerks dieser Zeit.
Qualitätvolle Marmorreliefs aus München und Praeneste (Italien) feiern das beschauliche Landleben und die Fruchtbarkeit der neuen Zeit.

Die Ausstellung beleuchtet auch die herausragenden Leistungen des Augustus in der Innen- und Außenpolitik. Durch Kriege und diplomatisches Geschick gelang es ihm, sein Imperium weiter auszudehnen und langfristig zu sichern. Auch Personen im Schatten des Kaisers - seine Verwandten, Freunde und politischen Weggefährten wie Varus - waren maßgeblich an dieser Erfolgsgeschichte beteiligt. In der Ausstellung vertreten ist auch ein Porträt des Agrippa, Schwiegersohn und erfolgreichster Feldherr des Augustus sowie die Toga-Statue eines sitzenden Statthalters, die als Varus-Exponat dient. Wie Varus ausgesehen hat, zeigen Münzen aus der nordafrikanischen Stadt Achulla.

Varus als Krisenmanager
Die Ausstellung im LWL-Römermuseum und in der Seestadthalle zeichnet ein differenziertes Bild des Verlierers: Bis zu seiner Niederlage hatte Publius Quinctilius Varus eine tadellose Karriere im Römischen Reich gemacht, er war militärisch erfahren, hoch dekoriert und diplomatisch erfolgreich. Als Kind einer uralten römischen Adelsfamilie wurde er 47 v. Chr. geboren, als junger Mann begleitete Varus den Kaiser auf eine diplomatische Mission in den Osten des Imperiums, im Jahr 13 v. Chr. bekleidete Varus mit dem Konsulat sogar das offiziell höchste Amt im römischen Staat.

Während der Vorbereitungen zur Ausstellung ergaben neue Forschungen, dass Varus bereits 15 v. Chr. im Alpen-Feldzug die 19. Legion kommandiert hatte, mit der er 20 Jahre später im Teutoburger Wald untergehen sollte. Ein Gepäckanhänger mit den Initialen des Varus, gefunden in Dangstetten (Südbaden), brachte die Forscher auf die Spur.
Vor allem als Statthalter in der römischen Provinz Syrien hatte er in den Augen der Mächtigen seine Kompetenz bewiesen. Im angrenzenden Königreich von Judäa war es zur Zeit der Geburt des historischen Jesus zu schweren Unruhen gekommen, die Varus grausam - unter anderem mit Kreuzigungen - niederschlug, woran in der Ausstellung ein Fund aus Israel erinnert. Dr. Rudolf Aßkamp, Leiter des LWL-Römermuseums: ¿Für den Kaiser Augustus muss Varus so etwas wie ein Mann für besonders schwierige Fälle gewesen sein, ein Krisenmanager.¿

Auch in Germanien konnte Varus zunächst wichtige Erfolge erzielen. Die Gebiete rechts des Rheins schienen bereits eine befriedete römische Provinz zu sein, als Augustus 9 n. Chr. die Hiobsbotschaft von der Niederlage in den germanischen Wäldern erreichte. Die Behauptung aber, Varus sei der typische Verlierer gewesen, kam erst Jahrzehnte nach seinem Tod auf. Das Zerrbild hat bis heute überlebt.

Austern für die Legionäre
In Haltern befanden sich vor 2000 Jahren die bedeutendsten römischen Militäranlagen in Germanien, hier war mit der 19. Legion ein Teil der Truppen stationiert, die 9 n. Chr. in die Varusschlacht zogen. Die Ausstellung im LWL-Römermuseum, dem Ort des Römerlagers, berichtet vom Leben der römischen Legionäre in Haltern, wo zeitweise auch Varus stationiert war.

Besonders beeindruckend sind die logistischen Leistungen und effektiven Kommunikationswege des römischen Militärs. Auf der Lippe wurden Tausende Tonnen Getreide und selbst Luxusgüter wie Wein und Austern zu den Truppen in Germanien transportiert, woran in der Ausstellung auch das größte Exponat, das zehn Meter lange Wrack eines römischen Lastschiffes, erinnert.

IMPERIUM
Am 16. Mai ab 15 Uhr geöffnet
Öffnungszeiten 17. Mai bis 11. Oktober
Dienstag bis Freitag: 9 bis 18 Uhr
Samstag: 10 bis 20 Uhr
Sonntag: 10 bis 18 Uhr

Seestadthalle
Lippspieker 25
45721 Haltern am See

LWL-Römermuseum
Weseler Straße 100
45721 Haltern am See

Achtung Redaktionen:
Bilder, Texte und Videomaterial zu unseren Exponaten finden Sie auch zum Download im Internet unter http://www.lwl.org

KONFLIKT
2000 Jahre nach der Varusschlacht werden an ihrem historischen Ort in Kalkriese neue Blicke auf das antike Geschehen und dessen Folgen geworfen. Am 15. Mai werden im Museum und Park Kalkriese in Anwesenheit von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel zwei neue Ausstellungen eröffnet. Im neu errichteten Besucherzentrum beleuchtet die Sonderausstellung ¿Konflikt¿ die Ursachen und Folgen kriegerischer Konflikte in der germanischen Welt. In der neuen Dauerausstellung im Museum und Park Kalkriese liegt der Schwerpunkt künftig auf dem Entdecken und Erklären der Varusschlacht und ihrer Folgen. ¿Die Varusschlacht und ihre Folgen sind ein Thema, das fasziniert und die Menschen in ihren Bann zieht¿, so Varusschlacht-Geschäftsführer Dr. Joseph Rottmann.

Die Sonderausstellung ¿Konflikt¿ zeigt vom 15. Mai bis einschließlich 25. Oktober 2009 Schlaglichter germanischer Konflikte in der Antike ¿ ausgehend von der Varusschlacht im Jahre 9 n. Chr. bis weit ins 5. Jahrhundert ¿ einer Zeit, in der die ersten germanischen Königreiche auf dem Territorium der einstigen Weltmacht Rom entstanden. ¿Mit dieser Ausstellung betrachten wir erstmals das Thema Konflikt aus germanischer Perspektive ¿ und dies anhand herausragender Exponate aus verschiedenen Ländern Europas¿, erläutert Kurator Dr. Stefan Burmeister.

Am Beispiel dreier ¿Konfliktzonen¿ zeigt die Ausstellung Facetten des germanischen Kriegers und germanischer Auseinandersetzungen aus mehreren Jahrhunderten und geht entscheidenden Fragen nach: Welche Motive trieben die Germanen in den Krieg gegen Rom? Welche Rolle spielten germanische Söldner im römischen Heer? Wer profitierte von diesen Konflikten? Welchen Einfluss nahmen Konflikte auf die germanische Reichsbildung?

Zeugnisse germanischer Krieger, beeindruckende Beuteschätze, Kriegsbeuteopferfunde aus den Mooren Skandinaviens und die archäologischen Spuren antiker Kriegsführung ¿ ausgestellt in einem hochmodernen Ambiente - zeichnen den Weg der Germanen an die Spitze der Macht nach und vermitteln einen Eindruck, wie es ¿den Barbaren aus dem Norden¿ gelang, erfolgreich und dauerhaft das Erbe des römischen Reiches anzutreten.

Die Markomannenkriege stehen im Mittelpunkt der ersten Konfliktzone. Sie sind ein gutes Beispiel für die Probleme des römischen Imperiums mit ihren Nachbarn und späteren Gegnern und für die Komplexität der dabei auftretenden Konflikte. Das Königsgrab von Musov (Tschechien) zeigt eindrucksvoll, wie die germanischen Eliten den Spagat zwischen römischem Lebensstil und germanischer Lebensweise schafften.

Die Funde von Kriegsbeuteopfern aus der Konfliktzone des südwestlichen Ostseeraums veranschaulichen die rein innergermanischen Auseinandersetzungen zwischen dem 2. und 5. Jahrhundert. Die ausgestellten 500 Exponate aus dem dänischen Illerup veranschaulichen die ganze Dramatik der Auseinandersetzungen.

Der Alamannenschatz von Neupotz (Rheinland-Pfalz) steht im Mittelpunkt der Konfliktzone ¿Sturm¿ des Rheinlimes. Der Schatz aus mehr als 1000 zum Teil sehr wertvollen Stücken und einem Metallgewicht von fast einer Tonne illustriert die germanischen Plünderungszüge tief ins römische Reich.

Darüber hinaus werden in der Sonderausstellung drei weitere Aspekte beleuchtet, die notwendig für die Beantwortung der Fragen nach Ursachen, Verlauf und Folgen germanischer Kriegsführung sind.

In der neuen Dauerausstellung zur Varusschlacht heißt es ab dem 15. Mai Entdecken und Erklären statt Suchen und Finden. ¿Nach 20 Jahren intensiver archäologischer und historischer Forschung am Originalschauplatz der Varusschlacht ist es jetzt Zeit Bilanz zu ziehen¿, sagt Museumsleiterin Heidrun Derks. Die in zwölfmonatiger Konzeptions- und Realisierungszeit geschaffene Ausstellung sei überraschend und spannend für Besucher aller Altersgruppen. Besonders Kindern und Jugendlichen wird ein altersgerechter, direkter und intensiver Zugang zur Geschichte ermöglicht.

Der Rundgang durch den imposanten Museumsbau aus rostigem Stahl beginnt mit einer Gegenüberstellung der damaligen Gegner. Wer waren die Römer? Auf welchen Gegner stießen sie? Der zweite Teil der Ausstellung widmet sich den Hauptakteuren der historischen Schlacht: Was trieb den siegreichen Cherusker Arminius an? Wer war der glücklose römische Feldherr Publius Quinctilius Varus?

Das dritte Kapitel führt den Besucher in die Zeit nach dem 16. Jahrhundert. Jene Zeit, in der die historische Schlacht auf steigendes Interesse stieß und sich immer mehr Laien, Forscher und Gelehrte Gedanken über den Ort der Varusschlacht machten ¿ bis in den 1980er Jahren durch die Funde des Hobbyarchäologen Major Tony Clunn das Licht abermals auf Kalkriese fiel. Die seit 1989 andauernde Forschung und die Funde stehen im Mittelpunkt des vierten Ausstellungsabschnitts.

Weiterer Höhepunkt der Veranstaltungen in Kalkriese sind die Varuswochen vom 11. bis 21. Juni mit einem umfangreichen Kulturprogramm. Vom 11. bis 14. Juni treffen bei den Römer- und Germanentagen 2000 Jahre nach der Varusschlacht Römer und Germanen erneut aufeinander. Mehr als 400 Darsteller aus acht Ländern Europas vermitteln vier Tage lang einen realistischen Einblick in das Leben in der Antike.

KONFLIKT
Am 15. Mai ab 16 Uhr geöffnet
Öffnungszeiten

16. Mai bis 25. Oktober 2009
Täglich 9 bis 18 Uhr
Samstag bis 20 Uhr

VARUSSCHLACHT im Osnabrücker Land GmbH
Museum und Park Kalkriese
Venner Straße 69
49565 Bramsche

MYTHOS
Seit 1875 thront das Hermannsdenkmal bei Detmold über dem Teutoburger Wald - als weithin sichtbares Zeichen für einen Mythos, der über 500 Jahre lang Deutschland und die Deutschen bewegte. Heute würde sich kaum noch jemand an die Varusschlacht und den siegreichen Cheruskerfürsten Arminius erinnern, wäre das historische Ereignis nicht zu einem Mythos und Arminius nicht zu einer der wichtigsten Symbolfiguren der Deutschen geworden. Von germanischen Fürstengräbern und römischen Germanenbildnissen über frühe Handschriften und Buchdrucke zu bildgewaltigen Historiengemälden von Lucas Cranach bis Anselm Kiefer - die Ausstellung ¿Mythos¿ vereint auf 1.000 Quadratmetern rund 900 herausragende Exponate internationaler Museen, die den Mythos um Arminius, die Germanen und die Varusschlacht von der Antike bis heute lebendig werden lassen.

Tacitus und die Germanen: Mythos und Wahrheit
Die Ausstellung führt zunächst zurück in die Antike und beleuchtet die Lebenswelten und Kulturen der Germanen zur Zeit der Varusschlacht. Der römische Geschichtsschreiber Tacitus legte in seiner 98 nach Christus erschienenen Schrift ¿Germania¿ die Grundlagen für den sich später entwickelnden Mythos. Detailreich beschreibt er die Germanen und ihre Sitten und Bräuche, Tugenden und Laster ¿ ohne zu ahnen, dass genau diese Beschreibungen Jahrhunderte später von der deutschen Rezeption bereitwillig aufgegriffen und in einen Kanon deutscher Tugenden umgedeutet wurden, der bis in das 20. Jahrhundert überdauerte.

Die Aussagen des Tacitus ziehen sich als roter Faden durch die gesamte Ausstellung und werden im ersten Ausstellungsteil in der Gegenüberstellung mit archäologischen Funden kritisch hinterfragt. Dichtung oder Wahrheit? Mythos oder Realität? Waren die Germanen tatsächlich die wilden, keulenschwingenden Barbaren, wie sie die Römern beschrieben und in ihrer Kunst oftmals dargestellt haben? Wie lebten die Germanen und woran glaubten sie? Gab es überhaupt die Germanen?

Viele von den bei Tacitus beschriebenen und seit dem 15. Jahrhundert für die Germanen und damit die Deutschen reklamierten Tugenden entsprechen nicht der historischen Realität. Ganz ähnlich verhält es sich mit der Beschreibung des Arminius in den römischen Quellen. Auch seine Person wird stark von den aktuellen Interessen der römischen Autoren überzeichnet und tritt uns sowohl als Verräter als auch als charismatischer Befreier entgegen. Die älteste erhaltene Abschrift der ¿Germania¿ des Tacitus, römische Germanenbildnisse, germanische Grab- und Siedlungsfunde, originale Textilien aus Moorfunden oder antropomorphe Holzidole von germanischen Kultplätzen vermitteln ein eindrucksvolles und lebensnahes Bild von den vermeintlichen ¿Barbaren des Nordens¿.

Arminius: Vom Befreier Germaniens zum deutschen Nationalhelden
Nachdem die Geschehnisse des Jahres 9 nach Christus und seine Protagonisten fast 1500 Jahre vergessen waren, werden Arminius, die Germanen und die Varusschlacht mit der Wiederentdeckung der antiken Schriften wieder bekannt. Vor allem die ¿Germania¿ verändert das deutsche Weltbild und wird zum Fundament eines neuen deutschen Patriotismus.

Jetzt endlich kann die deutsche Geschichte bis zur Zeit der Römer und Germanen zurückverfolgt und eine traditionsreiche Abstammungsfolge hergestellt werden. Der siegreiche Cheruskerfürst ¿ mittlerweile zu ¿Hermann¿ eingedeutscht ¿ wird zum Stammvater und ersten Helden der Deutschen erklärt. Frühe Buchdrucke der Tacitus-Schriften und erste Arminius-Abbildungen in bisher noch nie gezeigten Handschriften eröffnen den zweiten Ausstellungsteil, der die wechselvolle Rezeptionsgeschichte von Arminius, den Germanen und der Varusschlacht vom 16. Jahrhundert bis heute verfolgt.

Die Besucher begegnen einem wandelbaren Helden, der erst an der Seite von Martin Luther gegen die römische Kirche kämpft, dann auf der internationalen Opern- und deutschen Theaterbühne beachtliche Erfolge feiert, bevor er in Zeiten napoleonischer Besetzung zum Hoffnungsträger und zur Identifikationsfigur eines erfolgreichen deutschen Widerstandes gegen Frankreich wird. Nach der lang ersehnten Reichseinigung wird die Varusschlacht zur Gründungslegende und Hermann zum ¿Gründungsvater¿ des neuen Kaiserreiches. Wenige Jahre später wird bei Detmold das Hermannsdenkmal als Sinnbild deutscher Einigkeit und Stärke eingeweiht. In dieser Zeit verwandelt die Historienmalerei Geschichte in wirkmächtige Bilder. Zahlreiche ¿Hermannsschlachten¿ in Öl oder aus der Feder bedeutender Schriftsteller wie Klopstock, Kleist und Heine dokumentieren in der Ausstellung neben Original-Partituren von Händel und Rinaldi die Wirkungsgeschichte in Kunst, Musik und Literatur.

Im Dritten Reich tritt Hermann als Symbolfigur in den Hintergrund, während die Germanen als vermeintliche Vorfahren der erfundenen arischen Rasse an Bedeutung gewinnen. Diesen Aspekt beleuchtet am Ende der Ausstellung das am weitesten angereiste Exponat:

Anselm Kiefers Holzschnittcollage ¿Wege der Weltweisheit: die Hermannschlacht¿ aus der Sonnabend Gallery in New York zeigt ausgehend von der Varusschlacht die politischen und geistesgeschichtlichen Traditionen auf, die den Weg zum Nationalsozialismus geebnet haben.

Vom Befreier Germaniens zum patriotischen Nationalhelden: In der Person des Arminius/Hermann kristallisieren sich zu allen Zeiten die historisch-politischen Sehnsüchte der Deutschen, die allesamt um das Thema nationale Einigung, kriegerische Selbstbehauptung und kulturelle Identität kreisen. Arminius hat 500 Jahre lang als Symbolfigur für das deutsche Selbstbewusstsein das Selbstbild der Deutschen geprägt und sie auf dem Weg zur Nationenbildung begleitet. Die Ausstellung zeigt, wie der historische Arminius auf diesem langen Weg irgendwann verloren gegangen und durch Hermann ersetzt worden ist, der nicht nur zum deutschen Nationalhelden aufsteigen, sondern auch wie ein Chamäleon seine Farbe den aktuellen politischen Tagesbedürfnissen anpassen konnte. Arminius und die Varusschlacht - ein Mythos, der Geschichte geschrieben hat.

MYTHOS
Öffnungszeiten

16. Mai bis 25. Oktober 2009
Dienstag bis Freitag 9 bis 18 Uhr
Samstag 10 bis 20 Uhr
Sonntag 10 bis 18 Uhr

Lippisches Landesmuseum Detmold
Träger: Landesverband Lippe
Ameide 4
32756 Detmold

Katalog zur Ausstellung
2000 Jahre Varusschlacht
IMPERIUM ¿ KONFLIKT ¿ MYTHOS

3 Bände im Schmuckschuber
Zusammen rund 1300 Seiten mit rund 1200 farbigen Abbildungen.
Buchhandelsausgaben gebunden mit Schutzumschlag.
Einführungspreis bis 31.12.2009 ¿ 79,90 [D] / ¿ 82,20 [A] / SFR 135,¿*, danach ¿ 99,90 [D] / ¿ 102,80 [A] / SFR 169,¿*
Museumsausgaben gebunden. ¿ 59,90
ISBN 978 3 8062 2277 7
Erscheint am 15. Mai 2009 im Konrad Theiss Verlag, Stuttgart.
= UVP in der Schweiz

Eintrittspreise:
Tageskarte (1 Ausstellung)
Erwachsene: 9 Euro
Familien mit Kindern: 20 Euro
Schüler: 2 Euro (Kalkriese 5 Euro inkl. Führung)
Ermäßigungsberechtigte: 6 Euro

Kombikarte (3 Ausstellungen)
Erwachsene: 18 Euro
Familien mit Kindern: 40 Euro
Ermäßigungsberechtigte: 12 Euro
Eintrittspreise für Gruppen und weitere Informationen unter
http://www.imperium-konflikt-mythos.de

Achtung Redaktionen:
Bilder, Texte und Videomaterial zu den Exponaten finden Sie zum Download im Internet unter http://www.imperium-konflikt-mythos.de

Das Ausstellungsprojekt "IMPERIUM KONFLIKT MYTHOS. 2000 Jahre Varusschlacht" wird von folgenden Förderern und Sponsoren unterstützt:
- Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages)
- S-Finanzgruppe
- Land NRW (Der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen; Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen)
- Kreis Lippe
- LWL-Kulturstiftung
- NRW-Stiftung
- Kunststiftung NRW
- Lippische Landes-Brandversicherungsanstalt
- Land Niedersachsen (Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr; Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur)
- Europa fördert Niedersachsen
- Landkreis Osnabrück
- Stadt Osnabrück
- Stadt Bramsche
- Landesbank Nord LB
- Stiftung Niedersachsen
- Niedersächsische Lottostiftung
- Klosterkammer Hannover

Die Ausstellung IMPERIUM wird darüber hinaus von folgenden Förderern und Sponsoren unterstützt:
- Verein der Freunde und Förderer des Westfälischen Römermuseums Haltern e.V.
- Ernst von Siemens Kunststiftung
- Kulturstiftung der Westfälischen Provinzial Versicherung
- Stadtsparkasse Haltern am See
- Gelsenwasser
- Hotel Seehof
- Fimpeler Glaserei und Malerbetrieb Haltern am See

Die Ausstellung KONFLIKT wird darüber hinaus von folgenden Förderern und Sponsoren unterstützt:
- Industrie- und Handelskammer Osnabrück-Emsland
- Gewürze Fuchs
- werner-egerland-stiftung

Die Ausstellung MYTHOS wird darüber hinaus von folgenden Förderern und Sponsoren unterstützt:
- Stiftung Standortsicherung Kreis Lippe
- Hillgraf GmbH Versicherungsmakler für Industrie, Handel, Gewerbe



Pressekontakt:
Pressekontakt für IMPERIUM: Frank Tafertshofer und Martin Holzhause, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235, presse@lwl.org und Pressekontakt für KONFLIKT: Sven Lampe, Tel.: 05468 9204-53, Presse@kalkriese-varusschlacht.de und Pressekontakt für MYTHOS: Katrin Winter, Tel.: 05231 9925-28, winter@imperium-konflikt-mythos.de
presse@lwl.org




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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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