29. Juni - 17. August 2008
Etwas verloren steht die ältere Dame an der Bushaltestelle, ihre rote Jacke leuchtet in der trüben Kulisse eines diesigen Ruhrgebietstages: Das Foto ist Teil der Bildserie ZOB/BERLINER PLATZ von Marita Bullmann, die von der Jury des Fotoprojekt Emscher Zukunft 2008 ausgewählt worden ist - ein Beispiel für den kontrastreichen und farbenfrohen Umgang mit dem Strukturwandel im Emschertal. Unter dem Titel FLOATING COLOURS werden die ausgezeichneten Arbeiten vom 29. Juni bis 17. August in einer Ausstellung im LWL-Industriemuseum, Zeche Zollern, Dortmund, vorgestellt.
Insgesamt neun Fotoserien und zwei Konzeptideen werden in diesem Jahr im Rahmen des Fotoprojekt Emscher Zukunft der Emschergenossenschaft geehrt. Die feierliche Preisvergabe findet im Rahmen der Ausstellungseröffnung am Sonntag, 29. Juni, statt. Erstmals präsentiert sich die Ausstellung zum Fotoprojekt Emscher Zukunft in einer von Mario Lombardo, dem neuen künstlerischen Leiter, entworfenen Raumgestaltung, die den Facetten- und Farbenreichtum der Arbeiten zum Programm macht. Gezeigt werden knapp 100 Arbeiten, darunter vier inzwischen realisierte Konzepte der Vorjahre, sowie zusätzlich alle ausgezeichneten Arbeiten der vergangenen Jahre in einer Beamerpräsentation.
"Ein Leuchten aus dem Inneren heraus" - die diesjährige Ausstellung"
Die ästhetische Auseinandersetzung mit dem Emschertal zeigt dieses Jahr eine produktive Neugier, die den kritischen Dialog nicht scheut. Ein inspirierender, sehr eigener Blick auf die Emscherregion", lobt Dr. Jochen Stemplewski, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, die Preisträger 2008."
Die diesjährige Sammlung berührt mich durch ihre Ausstrahlung, sie hat so etwas wie ein Leuchten aus dem Inneren heraus. Keine äußerliche Schönheit, sondern eine bewusste und stolze Schönheit. Das Spannungsfeld der Arbeiten bewegt sich farbenfroh zwischen einer stillen, romantisierenden und einer souveränen, fokussierten Darstellung", sagt Mario Lombardo.
Die prämierten Fotoserien 2008 sind:
DIE TAUBENZÜCHTER von Dominik Asbach, DuisburgZOB/BERLINER PLATZ von Marita Bullmann, EssenBETRETEN VERBOTEN von Christian Diehl, DortmundDER STAND DER DINGE. BRUCKHAUSEN sowie CAMI von Annette Jonak, Essen INSELBEWOHNER von Brigitte Kraemer, HerneZEITGESCHICHTEN von Axel J. Scherer, OberhausenEMSCHERMILJÖ - VOM STRUKTURWANDEL VERGESSENER ORTE IM EMSCHERGEBIET von Joachim Schumacher, BochumSCHWADEN von Henk Wittinghofer, Dortmund
Die Prämie von 20.000 Euro entfällt zu gleichen Teilen auf die neun Bildserien. Außerdem werden die Konzeptideen ELLINGHAUSER HALDE von Christian Diehl, Dortmund, und SAKRALBAUTEN DER BAUJAHRE 1950 - 1980 IN DER EMSCHERREGION von Gregor Theune, Essen, mit insgesamt 5.000 Euro prämiert. Sie werden in den kommenden Monaten realisiert.FLOATING COLOURS - Mario Lombardos Ausstellungsgestaltung
Der Überraschungscharakter der Sammlung, die die kulturelle Heterogenität der Region widerspiegelt, wird in der von Mario Lombardo kuratierten Ausstellung mit dem Titel FLOATING COLOURS aufgegriffen: "FLOATING COLOURS fasst in Worte, was die Sammlung vermittelt: die Vielfalt, die das Emschertal birgt, seine Multikulturalität und den kulturellen Reichtum der Region", erläutert Mario Lombardo sein Ausstellungskonzept, bei dem große farbenfrohe Stoffbänder der Ausstellungsfläche Struktur verleihen und einen spielerischen, interaktiven Ausstellungsbesuch anregen.
Bis zum 17. August werden die Fotoserien im Dortmunder LWL-Industriemuseum, Zeche Zollern, in Dialog mit der für die Region so typischen Industriekultur treten. Als Baudenkmal mit schlossartigem Charakter gewährt die Zeche, die heute das LWL-Industriemuseum beherbergt, ungewöhnliche Einblicke in eine vergangene Industrieepoche und eine sich ständig wandelnde Industrielandschaft.Problemfluss Emscher als ChanceZum dritten Mal rief die Emschergenossenschaft im Juni 2007 zur Beteiligung am Fotoprojekt Emscher Zukunft auf. Insgesamt gingen 121 Arbeiten ein, davon 96 Fotoserien und 25 Konzepte - mit über 50 Prozent Zuwachs ein deutlicher Anstieg zum letzen Jahr. Im Mittelpunkt steht die Neugestaltung der Emscher, die mehr als ein Jahrhundert lang weniger als Fluss, denn als offene Abwasserleitung der Region zwischen Dortmund und Dinslaken fungierte. Das das Bauvorhaben begleitende Fotoprojekt bietet eine einzigartige Chance der aktiven Auseinandersetzung mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Region. Der 1990 begonnene Umbau der Emscher steht exemplarisch für die Erneuerungsfähigkeit der gesamten Region. Durch das Fotoprojekt Emscher Zukunft werden nicht nur Spezialisten, sondern auch Anwohner explizit aufgefordert, in den Wandel einzugreifen und die Diskussion darüber auf eine breite Ebene zu tragen: Der Fotograf als Dokumentarist, aber auch als Kommentator und Inspirator - Wertigkeiten, Entwicklungen und Veränderungen sollen durch das Auge des Künstlers aus dem Verborgenen geholt werden, der Wandel ästhetisch erfahrbar und über die Region hinaus zum Gegenstand der Wahrnehmung gemacht werden. Die Auseinandersetzung mit dem in Europa einzigartigen Renaturierungsprozess hat bereits einen erstaunlichen Fundus an Bildern hervorgebracht - Mario Lombardo: "Die Ausstellung zeigt das weitreichende Spektrum und die unterschiedlichen Perspektiven der Fotoarbeiten - Kreativität, Reichhaltigkeit, Variationsvermögen und Variationsbereitschaft."
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