29.03.2009 bis 13.09.2009
„Meine Hütte“ hieß vor zwei Jahren ein erfolgreiches Projekt auf der Henrichshütte. Nach einem Aufruf 20 Jahre nach Schließung des Werks erreichte den Förderverein eine Flut von Fotos; eine Auswahl wurde der Öffentlichkeit präsentiert. Mit „Meine Hütte hoch zwei“ geht das Projekt jetzt in die nächste Phase. Am Sonntag, 29. März, eröffnen der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und der Förderverein Industriemuseum Henrichshütte e.V. die neue Film- und Bilderschau, die mit maßgeblicher Unterstützung der NRW-Stiftung und durch – wie bereits beim Projekt 2007 - Förderung der Sparkasse Hattingen realisiert werden konnte.
Der Titel ist Programm: „Hoch zwei“ ist ambitionierter und steht für für den Umstand, dass die Ausstellung ins Quadrat, also in die Fläche des Industriemuseums geht. Auch diesmal zeigt sich, dass es zumeist Bilder sind, die die Menschen mitnehmen aus ihrer Vergangenheit in unsere Gegenwart. Ausgewählt haben Kurator Heinrich Hensing und seine Mitstreiter ca. 80 Schwarz-Weiß- und Farb-Fotografien als „mediale Brücken in die Vergangenheit“, dazu 18 großformatige Motive für den Außenbereich, Objekte aus privater Hand sowie Filme der Henrichshütte aus dem Thyssen-Krupp-Konzernarchiv, die ein überraschendes, mitunter auch amüsantes Bild der Hütte zeichnen.
Drei Zeiten – drei Fotografen
Die Ausstellung zeigt drei Zeitschnitte der Industriegeschichte: Fast 90 Jahre ist es her, dass Hermann Liebetrau mit der Kamera die Welt der Henrichshütte in heute fast malerisch wirkenden schwarz-weiß Fotografien einfing. Der Bildredakteur der Zeitschrift Ruhrstahl, Hans Ahlborn, richtete in den 1950er Jahren sein Objektiv auf verschwitzte Arbeiter und Produktionsprozesse. Seine Aufnahmen prägten die tausendfach verteilte Werkszeitung „Ruhrstahl“. Das heutige Bild der arbeitenden Henrichshütte ist zumeist ein Ahlborn-Bild. Das kollektive Bildgedächtnis bei ehemaliger Belegschaft wie bei Kindern und Enkelkindern ist hier angelegt. Im Schatten der Hütte ist Hartmut Freisewinkel aufgewachsen. Seine Farbfotografien aus den achtziger Jahren sprechen den Betrachter in ihrer ästhetischen Bildsprache unmittelbar an.
Darüber hinaus ergänzen Objekte mit persönlichem Erinnerungswert der ehemaligen Hüttenwerker den Rückblick, darunter Stanzstempel mit Initialen oder „Wehrmachtsstahl“. Konzeptionell geht „Meine Hütte hoch zwei“ aber weit über ein Sammelsurium persönlicher Hütten-Geschichten hinaus. „In den Filmen und Fotografien wird ein Bild der Hütte gezeigt, das hier immer ein vergangenes ist. Aber wir wollen dem Gast auch die Möglichkeit geben, seine Hütte neu kennenzulernen“, so Museumspädagogin Anke Troschke.
„Schule des Sehens“
Die Ausstellung lädt ein zu einem „SehGang“ über das Gelände. Dort treten großformatige, teilweise sehr farbintensive Aufnahmen des Hamburger Fotografen Horst Dieter Zinn in einen Dialog mit grau-grünen Stahlträgern und rot-braunen Backsteingebäuden. Als die Hütte 1987 ums Überleben kämpfte, nahm der Foto-Journalist, der unter anderem für das Magazin GEO fotografierte, die Menschen in den Sucher seiner Leica. Er arbeitete mit seinen Motiven bewusst langsam „aus dem Sitzen heraus“, wie er sagt. Nah bei den Menschen, gewährt Zinn Einblicke in deren Alltag. Er zeigt, wofür Hattingen kämpfte, nicht einfach nur Bilder von Arbeit und Arbeitskampf. Zinns Bilder dokumentieren nicht, sie sind originär auch keine Kunstwerke. Sie erzählen Geschichten, sind Reportage.
Dokumentation, Werkszeitung, Industrielandschafts-Fotografie, Reportage - das LWL-Industriemuseum lädt ein zu einer „Schule des Sehens“. Dabei können Gäste, Gruppen und Schulklassen zwischen geführten Rundgängen, Taschenlampen-Führungen „Licht bei der Nacht“ und Workshops für verschiedene Altersgruppen wählen. Plaudereien mit ehemaligen Hüttenwerkern im „Hütten-Café“ sowie ein umfangreiches Filmprogramm runden das Angebot ab.
Das Rahmenprogramm zur Ausstellung finden Sie hier.
Workshops und Führungen können gebucht werden unter Tel. 02324 9247-140.
Begleitprogramm
Filmabende
Beginn jeweils 19 Uhr
9.12.2015
Clara Immerwahr (DT/AT 2014, 89 Min.)
Erzählt wird die Lebensgeschichte der ersten promovierten deutschen Chemikerin (1870–1915) – und die Geschichte einer unglücklichen Liebe. Nach Umwegen finden Clara und der Chemiker Fritz Haber zusammen. Er will das Ernährungsproblem lösen und arbeitet an der Stickstoff-Fixierung – gleichermaßen Grundlage für Kunstdünger und Sprengstoff ...
6.1.2016 (Doppelfilmabend)
Der verrückte Professor (USA 1963, 103 Min.)
Der exzentrische, ungeschickte und ziemlich unansehnliche Chemieprofessor Julius Kelp wird weder von seinen Studenten noch von seinen Kollegen ernst genommen ...
Das Labor des Grauens (GB 1974, 92 Min.) FSK 16
Der Biologe Dr. Nolter ist am College Pflanzenspezialist und widmet sich Forschungen, bei denen er einigen seiner Studenten Operationen unterzieht, um Kreuzungen der DNA zwischen pflanzlichem und menschlichem Leben zu erzeugen ...
10.2.2016 (Doppelfilmabend)
Chemie und Liebe (DT 1948, 98 Min.)
Die Ernährung der Menschen ist nach dem Krieg ein unmittelbar drängendes Problem. Der Chemiker Dr. Alland hat eine sensationelle Erfindung gemacht hat: Er kann das pflanzliche Ausgangsmaterial – Gras oder Moos – auf direktem Wege in Butter verwandeln, ohne dabei Kühe zu benötigen ...
Das blaue Palais, Teil 5 – Der Gigant (DT 1976, 90 Min.)
Der Chemiker Enrico Polazzo will einen neuen Werkstoff, einen synthetischen Stahl, entwickeln. Um seine Forschungen fortsetzen zu können, lässt er sich von einem multinationalen Konzern engagieren, der jedoch zwielichtige Ziele verfolgt...
9.3.2016 (Doppelfilmabend)
Medicine Man – Die letzten Tage von Eden (USA 1992, 102 Min.)
Sechs Jahre lang schon lebt der Wissenschaftler Dr. Robert Campbell (Sean Connery) bei einem Indianerstamm im tropischen Regenwald. Dort hat er eine Pflanze entdeckt, mit deren Extrakt man krebskranke Menschen heilen kann. Die genaue Formel hat er jedoch verloren.
The Fountain (USA 2006, 93 Min.)
In spektakulären Bildern erzählt D. Aronofsky eine epische, sich über tausend Jahre erstreckende Geschichte. Entstanden ist dabei eine ehrgeizige Mischung aus Science Fiction, Historienfilm und Drama
23.3.2016 (Doppelfilmabend)
Hauptsache die Chemie stimmt (USA 2014, 91 Min.)
Vorstadt-Apotheker Sam Rockwell lernt durch eine gefährliche Liaison mit Femme Fatale Olivia Wilde so manche Drogen-induzierte Lektion in Sachen aufregendes Leben.
The Substance – Albert Hoffmanns LSD (CH 2011, 89 Min.)
Martin Wirz porträtiert in dieser Dokumentation den Weg der Psychodroge LSD (Lysergsäurediethylamid) von der Entdeckung durch den Chemiker Albert Hofmann bis zu seiner populären Beliebtheit als Partydroge.
3.4.2016 11 und 15 Uhr
Finissage mit dem Kindertheater „Das geheime Labor“ der Umweltbühne Chemnitz. Eintritt frei