Toskana - Ruhrgebiet. Unterschiedlicher, so scheint es, können zwei Regionen kaum sein: die Toskana und das Ruhrgebiet. Ein Vierteljahrhundert dramatischen Wandels zur Kulturregion hat an der Ruhr Elemente aus Paralleluniversen verschmolzen zur „Industrie-Kultur“. Die Toskana hingegen ist einer der deutschen Sehnsuchtsorte. Dass sie seit 3.000 Jahren auch von Bergbau und Fabrikation lebt, irritiert den Touristen, der in der Toskana Renaissance, Oliven und Rotwein sucht und dabei eben auch Berg-, Hütten- und Kraftwerke findet.
Das Ruhrgebiet kann auf erste Erfolge beim Strukturwandel verweisen. Die Toskana steckt mitten drin. Pino Bertelli, einst selbst Hüttenarbeiter im gigantischen Werk Lucchini, portraitierte 2002 im Auftrag der Region Toskana Menschen an ihrem Arbeitsplatz unter dem Titel „la toscana del lavoro“.
Bertellis Biographie spiegelt den Strukturwandel seiner Heimat. Der Schüler Pier Paolo Pasolinis rebellierte gegen Kommerz und Kapital. Mit der Kamera begleitete er die Arbeiterkämpfe auch auf seiner Hütte. Bertellis anarchistischer Weg war unbequem wie er selbst. Das hat ihm in seiner Heimatstadt Piombino, die seit Jahren um ihr Hüttenwerk kämpft, nicht nur Freunde gemacht.
Dafür ist der selbsternannte „Doktor in Nichts“ heute anerkannter Autor, Fotograf, Filmemacher, Kritiker. Seine Themen sind Ausgrenzung und Akzeptanz, Verschiedenheit und Freiheit. Er selbst „fotografiert mit den Füßen“, bezeichnet sich als Straßenfotograf.
Die Ausstellung „Uomo e Macchina“ zeigt Bertellis Arbeiterportraits. Sie haben nichts Dokumentarisches, zeigen vielmehr Menschen, die die Arbeit ruhen lassen. Ihre Aufmerksamkeit gehört der Kamera, dem Fotografen, letztlich uns. Sie sind es, die bleiben, auch wenn die Arbeit geht. Diese Botschaft vermitteln auch Bertellis persönliche fotografische Eindrücke aus den Arbeitskämpfen in „seinem“ Hüttenwerk damals wie heute, die die Arbeiterportraits aus der Toskana um eine biographische Note aus Piombino bereichert.
Die Suche nach dem Leben nach der Hütte hat Pino Bertelli nach Hattingen geführt. Der „Straßenfotograf“ hat dort die Menschen in der postmontanen Stadt gefunden. Eine Stadt, wie sie in seiner Heimat Piombino erst im Werden begriffen ist. Bertellis Begegnungen auf dieser Reise durch Raum und Zeit machen Mut: Auch im „New Pott“ haben die Menschen Gegenwart und Zukunft, „ihre“ Hütte ist heute wieder ein Ort der Arbeit, aber auch ein Forum des gesellschaftlichen Lebens.
Einen Filmbericht über den Besuch des Künstlers in Hattingen finden Sie hier.
Begleitprogramm
Filmabende
Beginn jeweils 19 Uhr
9.12.2015
Clara Immerwahr (DT/AT 2014, 89 Min.)
Erzählt wird die Lebensgeschichte der ersten promovierten deutschen Chemikerin (1870–1915) – und die Geschichte einer unglücklichen Liebe. Nach Umwegen finden Clara und der Chemiker Fritz Haber zusammen. Er will das Ernährungsproblem lösen und arbeitet an der Stickstoff-Fixierung – gleichermaßen Grundlage für Kunstdünger und Sprengstoff ...
6.1.2016 (Doppelfilmabend)
Der verrückte Professor (USA 1963, 103 Min.)
Der exzentrische, ungeschickte und ziemlich unansehnliche Chemieprofessor Julius Kelp wird weder von seinen Studenten noch von seinen Kollegen ernst genommen ...
Das Labor des Grauens (GB 1974, 92 Min.) FSK 16
Der Biologe Dr. Nolter ist am College Pflanzenspezialist und widmet sich Forschungen, bei denen er einigen seiner Studenten Operationen unterzieht, um Kreuzungen der DNA zwischen pflanzlichem und menschlichem Leben zu erzeugen ...
10.2.2016 (Doppelfilmabend)
Chemie und Liebe (DT 1948, 98 Min.)
Die Ernährung der Menschen ist nach dem Krieg ein unmittelbar drängendes Problem. Der Chemiker Dr. Alland hat eine sensationelle Erfindung gemacht hat: Er kann das pflanzliche Ausgangsmaterial – Gras oder Moos – auf direktem Wege in Butter verwandeln, ohne dabei Kühe zu benötigen ...
Das blaue Palais, Teil 5 – Der Gigant (DT 1976, 90 Min.)
Der Chemiker Enrico Polazzo will einen neuen Werkstoff, einen synthetischen Stahl, entwickeln. Um seine Forschungen fortsetzen zu können, lässt er sich von einem multinationalen Konzern engagieren, der jedoch zwielichtige Ziele verfolgt...
9.3.2016 (Doppelfilmabend)
Medicine Man – Die letzten Tage von Eden (USA 1992, 102 Min.)
Sechs Jahre lang schon lebt der Wissenschaftler Dr. Robert Campbell (Sean Connery) bei einem Indianerstamm im tropischen Regenwald. Dort hat er eine Pflanze entdeckt, mit deren Extrakt man krebskranke Menschen heilen kann. Die genaue Formel hat er jedoch verloren.
The Fountain (USA 2006, 93 Min.)
In spektakulären Bildern erzählt D. Aronofsky eine epische, sich über tausend Jahre erstreckende Geschichte. Entstanden ist dabei eine ehrgeizige Mischung aus Science Fiction, Historienfilm und Drama
23.3.2016 (Doppelfilmabend)
Hauptsache die Chemie stimmt (USA 2014, 91 Min.)
Vorstadt-Apotheker Sam Rockwell lernt durch eine gefährliche Liaison mit Femme Fatale Olivia Wilde so manche Drogen-induzierte Lektion in Sachen aufregendes Leben.
The Substance – Albert Hoffmanns LSD (CH 2011, 89 Min.)
Martin Wirz porträtiert in dieser Dokumentation den Weg der Psychodroge LSD (Lysergsäurediethylamid) von der Entdeckung durch den Chemiker Albert Hofmann bis zu seiner populären Beliebtheit als Partydroge.
3.4.2016 11 und 15 Uhr
Finissage mit dem Kindertheater „Das geheime Labor“ der Umweltbühne Chemnitz. Eintritt frei