Don, 10.5.2012 18.15 Uhr
In diesem Salon werden drei Frauen aus der Familie Krupp vorgestellt, die als Unternehmerinnen tätig waren. Anlass ist die Ausstellung „200 Jahre Krupp. Ein Mythos wird besichtigt“, die ab April 2012 im Ruhr Museum auf der Zeche Zollverein in Essen gezeigt wird.
Noch zur Zeit der Frühindustrialisierung war es üblich, dass Frauen nach dem Tod ihrer Männer den Betrieb übernahmen. In drei aufeinander folgenden Generationen der Krupps führten die Witwen Helene Amalie, Petronella und Therese Krupp das Handelsgeschäft bzw. später die Gussstahlfabrik erfolgreich weiter. Sie nutzten und unterstützten dabei geschickt ihre verwandtschaftlichen Netzwerke.
Die erste große Unternehmerin der Krupps: Helene Amalie Krupp, geb. Ascherfeld (1732-1810) heiratete 1751 Friedrich Jodocus Krupp, gebar zwei Söhne und wurde bereits mit 25 Jahren Witwe. Von 1757 bis zu ihrem Tod firmierte sie unter dem Namen „Wittib Friedr. Jod. Krupp sel.“ als Inhaberin der Kolonialwarenhandlung. Sie setzte neue Akzente, in dem sie das Warenangebot vergrößerte und ihre Geschäftsbeziehungen bis nach Amsterdam, Rotterdam, London, Hamburg und Bremen ausbaute. Um 1800 konnte sie Umsatzsteigerungen um das Zehnfache verbuchen. Ihren Gewinn reinvestierte sie in Liegenschaftsbesitz. Außerdem kaufte sie eine Walkmühle, war zeitweise Mitinhaberin der Eisenhütte „Gute Hoffnung“ in Sterkrade, erwarb Anteile an neuen Kohlenbergwerken und baute eine Schnupftabakfirma auf. Sie hinterließ ein großes Vermögen, das ihren Enkelkindern zugute kam.
Ihre Schwiegertochter Petronella Krupp, geb. Forsthoff (1757-1839), hatte 1779 Peter Friedrich Wilhelm geheiratet und mit ihm fünf Kinder, die außer dem Sohn Friedrich und der Tochter Helene früh verstarben. Nach dem Tod ihres Mannes führte Petronella Krupp die Geschäfte der Kolonialwarenhandlung weiter und war in Krisenzeiten eine wichtige finanzielle Unterstützerin Friedrichs, dem Gründer der Gussstahlfabrik Fried. Krupp. Über sie ist wenig bekannt, da sie bis heute im Schatten ihres Sohnes steht.
Die dritte Frau dieses Abends, Therese Krupp (1790-1850), entstammte der reformierten, wohlhabenden Essener Kaufmannsfamilie Wilhelmi und heiratete 1808 Friedrich Krupp. Bereits während der Ehe musste sie die häufigen finanziellen Rückschläge, die die Firma ihres Mannes erleidet, mittragen und ihren Vater um finanziellen Beistand ersuchen. Nach dem Tod Friedrichs übernahm sie die verschuldete Gussstahlfabrik und führte sie als Inhaberin unter dem Namen „Wittwe Friedr. Krupp“ über zwanzig Jahre mit Hilfe ihrer vier Kinder erfolgreich weiter. In dieser Zeit bat sie den preußischen König um einen zinslosen Vorschuss. Sowohl ihre Biographie als auch ihre Tätigkeit für die Firma sind bisher kaum untersucht worden, da ihr Sohn Alfred seinen Aufstieg aus ärmlichsten Verhältnissen stets verklärte und die Geschichtsschreibung diese Sicht häufig übernommen hat.
Aktuelles
Wir wollen Welterbe werden! Im Zusammenhang mit dem Bewerbungsverfahren entstand 2013 der Kurzfilm "Zollverein und die industrielle Kulturlandschaft Ruhrgebiet". Hier geht es zu dem Film auf unserem YouTube-Kanal.