Vorgestellt von Jochen Grywatsch
Rezitation Sabine Negulescu
Zu ihren Lebzeiten wenig bekannt und nach ihrem Tod fast vollständig vergessen, gehört Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) heute unbestritten zu den herausragenden Dichterpersönlichkeiten der deutschen Literaturgeschichte.
Annette von Droste-Hülshoff schrieb mit dem Selbstverständnis, ihrer Zeit weit voraus zu sein. Ihr viel zitierter Ausspruch bringt ihr diesbezügliches Selbstbewusstsein auf den Punkt: „Nach hundert Jahren möcht ich gelesen werden“. Und damit sollte sie bekanntlich recht behalten. Heute gilt Annette von Droste-Hülshoff als die meistgelesene Autorin deutscher Sprache. Ihr unkonventionelles Werk weist weit über die Biedermeier-Zeit hinaus. Es wird heute gelesen und interpretiert unter Aspekten von Modernität und Emanzipation und selbst im Kontext der Postmoderne macht es besondere Dialogangebote.
Der Salon „Frauenbilder“ wird das Leben und Schreiben der Annette von Droste-Hülshoff unter mehreren Leitfragen perspektiveren. Im Zentrum des Interesses stehen dabei die Modernität der Autorin und die Frage, was ihr Leben und ihre Texte für unsere heutige Zeit aussagen können.
Der Vortrag wird illustriert mit zahlreichen Bildern von Personen, Orten und Texten. Anhand von Hörbeispielen werden auch Einblicke in das musikalische Schaffen der Droste vermittelt. Die Texte der Annette von Droste-Hülshoff werden durch die Rezitatorin Sabine Negulescu aus Münster vorgetragen.
Vorgestellt wird Annette von Droste-Hülshoff von Dr. Jochen Grywatsch, wissenschaftlicher Referent der LWL-Literaturkommission für Westfalen und Leiter der Droste-Forschungsstelle. Der Droste-Experte ist u.a. Herausgeber des Droste-Jahrbuchs und Verfasser zahlreicher Publikationen zu Annette von Droste-Hülshoff. Außerdem hat er mehrere Ausstellungen zu der Autorin konzipiert.
Annette von Droste-Hülshoff wurde 1797 auf dem Familiensitz Burg Hülshoff bei Havixbeck geboren. Das gesundheitlich schwache Mädchen zeigte schon früh eine literarische Begabung, und die Literatur wurde ihr zur Leidenschaft, der sie lebenslang verbunden blieb. Ihre weitgespannten Arbeiten umfassen Versepen, Naturlyrik, Balladen, Erzählungen. Auch als Musikerin und Komponistin war sie tätig, schrieb Lieder und entwarf Opern. Nach dem Tod des Vaters erfolgte 1826 der Umzug von Burg Hülshoff in das benachbarte Haus Rüschhaus, architektonisches Kleinod und liebgewonnenes Poetendomzil in einem. Von hier aus verfolgte sie 1838 das Erscheinen ihres ersten Gedichtbands im münsterschen Aschendorff-Verlag.
Ab 1841 erweiterte sich ihr Gesichtskreis während drei langer Aufenthalte bei Schwester und Schwager in Meersburg am Bodensee. Hier am schwäbischen Meer verfasste sie viele ihrer eindringlichsten Gedichte und Balladen gerade auch zu westfälischen Themen. Legendär ist der erste Aufenthalt im Meersburger Schloss 1841/42, als auch Levin Schücking mit von der Partie sein konnte. Viel ist in die Beziehung zu dem 17 Jahre jüngeren literarischen Freund hineingeheimnisst worden. 1842 erschien ihre Novelle „Die Judenbuche“ im bekanntesten Literaturmagazin der Zeit und zwei Jahre später veröffentlichte sie ihre zweite große Gedichtsammlung im renommierten Cotta-Verlag. Annette von Droste-Hülshoff starb 1848 auf der Meersburg. Ihr einzigartiges, individuelles Werk entzieht sich der Zuordnung in eine bestimmte Literaturepoche. Mit ihrer künstlerischen Originalität passt sie in kein Schema.
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Wir wollen Welterbe werden! Im Zusammenhang mit dem Bewerbungsverfahren entstand 2013 der Kurzfilm "Zollverein und die industrielle Kulturlandschaft Ruhrgebiet". Hier geht es zu dem Film auf unserem YouTube-Kanal.