Es kommt bei uns wieder und wieder vor, daß wir Dinge verschieden sehen oder im Moment anders motiviert sind.
H.Becher, 2004
Hilla Becher, die aus Potsdam stammt, ist der weibliche Part des berühmten Künstlerpaares Bernd und Hilla Becher, die meist in einem Atemzug genannt werden.
Beide haben ihr Leben der Fotografie von Industriebauten gewidmet. Sie haben tausende Aufnahmen von Industrieanlagen weltweit gemacht. Die meisten der fotografierten Objekte sind heute nicht mehr vorhanden. „Im Grunde ist unsere Photographie eine Art Geschichtsschreibung.“, so beschrieb Hilla Becher den dokumentarischen Wert des gemeinsamen Werks. „Als wir merkten, dass die Industriebauten verschwinden, haben wir sie mit dem Fotoapparat festgehalten. Es war wie eine Verpflichtung für uns.“
Laut Susanne Lange, ihrer Biografin, haben sie ein Jahrtausendwerk geschaffen.
Traditionslinien dieses Werkes finden sich in der sogenannten Architekturfotografie, die sich um 1850 in Paris entwickelte. Erklärtes Vorbild für die Arbeiten der Bechers ist dabei Eugène Atget (1857-1927), der als Spezialist für Aufnahmen des alten Paris selbstbestimmt arbeitete und systematisch die kleinsten Details der Stadt katalogisierte, sowie August Sander ( 1876-1964) und seine fotografische Technik.
Hilla Becher hat dieses Werk nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 2007 fortgesetzt.
Seit mehr als sechs Jahrzehnten fotografiert die im renommierten Potsdamer "Photographenatelier Eichgrün" ausgebildete leidenschaftliche Fotografin.
Vorbild war ihre Mutter, die in den 1920er Jahren in Berlin ebenfalls als „Photographin“ ausgebildet worden war und in dem Beruf arbeitete.
Hilla Bechers bis jetzt letzte Fotoreise ging 2012 nach Frankreich um Wassertürme zu fotografieren. Ausstellungen der Becher-Bilder in Prag, New-York, Wien, München oder Bottrop (Ausstellung „Bergwerke und Hütten“ im Kulturhauptstadtjahr 2010) hat sie in den letzten Jahren selbst begleitet.
Im Mittelpunkt des Salons „Frauenbilder“ steht der sehr persönliche Dokumentarfilm "Die Fotografen Bernd und Hilla Becher" der Filmemacherin Marianne Kapfer aus dem Jahr 2011. Die Nichte von Hilla Becher arbeitete 7 Jahre an dessen letzter Fassung. Die freimütigen Originaltöne der beiden Bechers im Film erzählen viel über den gemeinsamen Arbeitsprozess. Auch der Sohn der Künstler, Max Becher, berichtet in dem Film über seine Kindheit unterwegs auf Fotoreisen mit seinen Eltern. Die sachlichen schwarz-weiß Fotografien des Ehepaares werden im Film mit vielen Beispielen gerade auch aus dem Ruhrgebiet gezeigt, häufig kontrastiert mit Filmbildern der ehemaligen Industrieanlagen von heute.
Eine Einführung von Dr. Anne Kugler-Mühlhofer und Ingrid Telsemeyer, wissenschaftliche Referentinnen des LWL-Industriemuseums, wird auf die Bedeutung des Fotografenpaares für das Industriemuseum bzw. die Rettung der Maschinenhalle von Zollern 2/4 hinweisen. Zum besseren Verständnis des Films werden vorab Hilla Bechers Biografie und ihre berufliche Entwicklung kurz dargestellt sowie die Wirkung und kunsthistorische Einordnung des Gesamtwerks beschrieben.
Der Salon „Frauenbilder“ ist diesmal Teil des Rahmenprogramms zur laufenden Ausstellung des Museums Zeche Nachtigall „Albert Renger-Patsch. Industriefotografien für Schott“.
Der Eintritt ist frei.
Aktuelles
Wir wollen Welterbe werden! Im Zusammenhang mit dem Bewerbungsverfahren entstand 2013 der Kurzfilm "Zollverein und die industrielle Kulturlandschaft Ruhrgebiet". Hier geht es zu dem Film auf unserem YouTube-Kanal.