Die Künstlerinnen
Eine ungeheure Faszination strahlen die schlichten und durch Stützen stark gerasterten ehemaligen Spinnsäle aus. Durch ihre textilen Installationen und Objekte spinnen sieben Künstlerinnen den nach Produktionsende gerissen Faden weiter und rücken damit die großzügigen Raumkuben in neue Sinnzusammenhänge.
„rüsten außen – innen stark“
Rauminstallation 2004, Wolle, Acryl, Eisendraht, ca. 12-24 cm Durchmesser, H 140-190 cm Zarte, schwebend leichte Skulpturen erschafft Claudia Merx in einer Wollfilz-Technik, die sonst vornehmlich für robuste Gebrauchsobjekte eingesetzt wird. Die verblüffenden und tief bewegenden Faserkörper wirken durch die Kombination mit Eisendraht noch fragiler. Nicht festen Halt bieten die Eisenstangen den geschwungenen Filzformen bei „rüsten außen – innen stark“, sondern „haltlose Abhängigkeit“. Die 1957 in Mönchengladbach geborene Künstlerin studierte 1977-83 Textiltechnik an der Fachhochschule Niederrhein in Mönchengladbach. Sie lebt und arbeitet in Aachen und eröffnete dort 1997 das Atelier für Textilkunst. Seitdem beteiligte sie sich an Ausstellungen unter anderem in Finnland, Ungarn, den Niederlanden und in vielen Städten des Rheinlandes. 2003 erhielt Claudia Merx den Staatspreis für das Kunsthandwerk des Landes Nordrhein-Westfalen.
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Claudia Merx |
www.ClaudiaMerx.de |
„Webräume“
Polyesterbänder, Seile, ca. 20 x 20 m, H 3,50 m Mit ihrer Installation „Webräume“ verwandelt sie das zweite Obergeschoss in eine imaginäre Textilfabrik. In dichter Reihe zwischen den Stahlstützen gespannte weiße Polyesterbänder erinnern an die Kettfäden im Webstuhl. In der Fläche ergeben sie das Auf- und Ab von Sheddächern, unter denen Textilproduktion statt findet und die beim Blick aus dem Fenster über die umliegende Hallenlandschaft ihr verblüffendes Gegenstück finden. Die 1950 in Polen geborene Künstlerin studierte an der Kunsthochschule in Gdansk. Seit 1975 arbeitet sie als freischaffende Künstlerin und siedelte 1980 nach Deutschland über. Von Ulm aus entwickelte und setzte sie Projekte in vielen Ländern der Erde um - immer mit weißen Stoffbahnen und geometrischen Körpern als ihrem Markenzeichen. Als Gastprofessorin lehrt sie unter anderem in Schwäbisch Gmünd, Pforzheim, Hamburg und Offenbach am Main.
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Gabriela Nasfeter |
Fadenfiguren
Seide, Baumwollgarn, 30 x 30 cm Traudel Lindauer gefällt der Kontrast zwischen Schwarz und Weiß, zwischen schwebender Leichtigkeit und geordneter Struktur. Sie folgt dem Material. Schwarzer Faden auf weißem Grund ist deutlich, eindeutig, ist da wo er ist. Und doch können viele schwarze Fäden zusammen ein Bild machen mit Bewegung, mit vielen Deutungen, mit Veränderungen. Aus Verwicklung und einzelnen klaren Fadenlinien entstehen Figuren, die leicht, beschwingt und mit Witz über den weißen Seidengrund tanzen. Alles hängt an einem dünnen Faden. Die Titel wie „darf ich Sie umgarnen?“, „tai chi: betende Ameise“, „Madame Butterfly“, denkt man, haben sich die Figuren selbst gegeben. Traudel Lindauer wurde 1942 in Dresden geboren und arbeitet seit 1986 als freiberufliche Textilkünstlerin in Köln. Die Arbeiten der ausgebildeten Fachlehrerin für bildhaftes Gestalten und Werken wurden in zahlreichen Einzel- und Sammelausstellungen im In- und Ausland gezeigt. Sie ist Mitglied der GEDOK Bonn und der AKK/Angewandte Kunst Köln.
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Traudel Lindauer |
„Raumgestalten“
Installation von schwebenden Objekten aus Nesselstoffen auf einer Fläche von 25 qm, Höhe 4 m Textile weiße Skulpturen erheben sich in die Luft, greifen schwebend Raum und erschließen ihn. Segel aus strengen geometrischen Grundformen mit herabhängenden Fransen durchkreuzen ihn. Die vertikale Grundstruktur geht ein musikalisches Verhältnis zu den diagonal in den Raum gespannten Flächen ein. Im Zusammenspiel von Objekten und Leerformen entsteht eine lichte Raumskulptur von poetischer Leichtigkeit. Angelika Wittek studierte von 1975–81 Kunst, Kunstpädagogik und –therapie an der Universität Köln, mit anschließender Lehrtätigkeit. 1996–2000 folgte ein Kunststudium an der Alanus Hochschule, Alfter, mit dem Abschlussdiplom Freie Kunst. Seitdem arbeitet sie als freischaffende Künstlerin mit eigenem Atelier in Köln. Schwerpunkt ihrer künstlerischen Arbeit sind Objekte und Installationen aus textilen Materialien, die sie in Ausstellungen im In- und Ausland zeigte. Sie ist Initiatorin der Künstlerinnengruppe „L`art pour L `homme„ und wurde 2003 im Bereich Bildende Kunst Mitglied der Gedok Köln.
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Angelika Wittek |
“Hemdener Weg”
Baumwollstoff, Weiße Hemden In ihrer Installation spielt sie mit dem Begriff “Hemden”, der ein Bocholter Stadtteil ist und zugleich für ein zentrales Herrenkleidungsstück steht. Leihgaben von Anwohnern des Hemdener Weges ermöglichten dieses soziale Kunstwerk aus 100 Hemden. Die gebügelten und gefalteten Hemden werden der jeweiligen Hausnummer auf kleinen schwarzen Stoff-Hausgrundstücken zugeordnet und gleich einem Festzug zur 100-jährigen Geschichte des Spinnereigebäudes arrangiert. Ihr Studium der bildenden Kunst schloss Christa Maria Kirch mit dem Diplom der Bildhauerei ab. Vor allem Konzeptkunst, Installationen und die Entwicklung und Organisation von interdisziplinären Projekten beschäftigt die vor kurzem nach Bocholt gezogene Künstlerin. Mit Beiträgen ist sie seit 1998 bei zahlreichen Ausstellungen in den Niederlanden und im Münsterland vertreten. Unter ihrer Beteiligung gründeten sich das KünstlerinnenForum Münsterland und der Ahauser Kunstvereins „ArtHAUS e.V.”.
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Christa Maria Kirch |
“Zeit-Momente: vergangen und verknüpft”
Filmprojektion, Plexiglas, Garn, 1,80 x 1.03 m Eine transparente und mittels Bohrungen “bestickte” Acrylplatte schwebt vor der Rückwand des Treppenhauses. Ihre textile Struktur vereinigt sich mit der Projektion fließender Wassererscheinungen auf der cremefarbenen Backsteinwand. Hier kommt die Idee des “Textilen als Sinnbild” zum Tragen, in dem unterschiedlichste Techniken Formen der Erinnerung schaffen. Herkömmliche Erwartungen an textiles Material werden kontrapunktiert und schaffen so neue Perspektiven zu uraltem Material. Ihr Studium der Freien Bildenden Kunst an der Universität Mainz schloss die 1961 in Bensberg geborene Künstlerin 1988 mit dem Diplom ab. Seither arbeitet sie freischaffend. Neben regelmäßigen Ausstellungen im In- und Ausland übernimmt sie Lehraufträge, unter anderem an den Universitäten Mainz und Köln. 1988 erhielt sie den Förderpreis des Landes Rheinland-Pfalz und 2003 den der Jakob Eschweiler Stiftung in Köln. www.textilkunst.de.
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Veronika Moos-Brochhagen |
„Sprungtuch - oder für den Fall, dass...“
Baumwolle, Goldbronze, Acryl, Wachs, 3,40 x 3,40 m “... Ikarus schlug alle Warnungen in den Wind, sich mit seinen selbstgefertigten Wachsschwingen nicht zu sehr der sengenden Sonne zu nähern. Er ließ sich jedoch von seiner Sehnsucht und dem Anspruch nach dem himmlischen Gold überwältigen und stürzte mit schmelzenden Flügeln in die Tiefe .....” Die gebürtige Dresdenerin arbeitete nach ihrem Studium an der Werkkunstschule in Wuppertal in mehreren grafischen Ateliers, so in Lausanne an Tapisserien in Hautelisse-Technik. 1990 begann sie mit ihrer künstlerischen Arbeit und stellte u.a. im Goetheinstitut in Damaskus, sowie in Dresden, Berlin, Bonn und Mannheim aus. In Karlsruhe nahm sie mit einer Installation in der Stadtkirche an dem internationalen Wettbewerb „KirchenTräume“ teil. In Tschechien erhielt sie 2006 auf der „International Biennial of Drawing“ den Prize of the Union of Visual Artists. Ihre Werke waren in der großen Kunstausstellung NRW und auch im Haus der Kunst in München zu sehen.
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Renate Behla |
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