Assen (Dep.) |
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Geschichte | In der zweiten Hälfte des 14. Jhs. erbauten die von Oldendorpe auf dem Gelände des dem Kloster Abdinghof in Paderborn gehörigen Amts Honsel die Burg Assen. 1376 wurde die Burg ein Offenhaus des Stifts Münster. Ende des 14. Jhs. gelangte die im heutigen Lippetal, Ortsteil Lippborg, gelegene Burg an die Ketteler, die in diesem Raum schon über das Werdensche Lehen Rassenhövel verfügten und durch Heirat 1378 einen Anteil an der Freigrafschaft Lippborg erwarben. 1455 nahmen die Brüder Goswin und Rotger Ketteler eine Erbteilung vor, die zur Bildung der Häuser Alt-Assen und Neu-Assen führte. Durch eine Heirat wurden die beiden Häuser 1598 wieder vereinigt. Um 1630 fielen die Assenschen Güter an die Ketteler zu Hovestadt, von deren Erben, Gottfried von Heiden, sie 1653 an Heinrich von Galen (1609-1694), einen Bruder des münsterschen Bischofs Christoph Bernhard (reg. 1650-1678), verkauft wurden. Infolge eines Privilegs von Kaiser Maximilian II. bildete Assen seit 1575 innerhalb des Hochstifts Münster eine Herrlichkeit, in der dem Besitzer gewisse landesherrliche Rechte zustanden. Die zuerst im Gefolge der Grafen von Kleve als Erbmarschälle auftretende Familie von Galen, die ihre Wurzeln in der Nähe von Duisburg hatte, ist seit dem 13. Jh. im Raum zwischen Hamm und Soest nachweisbar. Zunächst als Burgmannen zur Mark genannt, saßen die von Galen im 14. Jh. auf Vellinghausen und Dinker, von welchen Häusern die beiden Hauptlinien ausgingen. Die Linie zu Dinker, die 1410 durch Heirat Ermelinghof erwarb, erlosch Anfang des 19. Jhs. Daneben bildete sie im 16. Jh. zeitweilig auch in Kurland und Livland einen Zweig aus: Heinrich von Galen (gest. 1557) war 1551 Hochmeister des Livländischen Ordens. Dietrich von Galen, der Vater des späteren Fürstbischofs Christoph Bernhard, war vor seiner Festsetzung (1607-1619) infolge eines Duells (17.07.1607), bei dem er den Erbmarschall Morrien auf dem münsterschen Domhof tötete, als Erbmarschall der Herzogtümer Kurland und Semgallen sowie als Soldat in livländischen Diensten tätig gewesen. Die Linie zu Vellinghausen sicherte sich durch eine Doppelheirat 1551 und 1566 die Güter Bisping und Romberg und fasste auf diese Weise Fuß im Fürstbistum Münster. Vellinghausen selbst ging infolge einer Erbteilung im Jahre 1566 der Familie verloren. Im Fürstbistum Münster war die seit der Reformation protestantische Familie von Galen zunächst auf dem ursprünglich bischöflichen Tafelgut Haus Bisping bei Rinkerode im Amt Wolbeck ansässig, doch war Heinrich von Galen durch seine Ernennung zum Amtsdrosten von Vechta (1641) gezwungen, sich zumindest zeitweise im Niederstift aufzuhalten (Dietrichsburg). Eine Zäsur setzte die Wahl des münsterschen Domherrn Christoph Bernhard von Galen, Heinrichs Bruder, zum Fürstbischof von Münster (1650). Sein umfangreicher Nachlass befindet sich heute im Archiv Assen. In der Folgezeit betrieb Christoph Bernhard als Landesherr unter Einsatz seiner Subsidien und politischen Machtgewichte eine planmäßige Familien- und Klientelförderung. Christoph Bernhard forcierte die Rekatholisierung der noch in der Mehrheit protestantischen Familie, um Heiratschancen mit dem katholischen Stiftsadel und die Übernahme fürstlicher Ämter zu ermöglichen, vor allem aber schuf er einen umfangreichen Gutsbesitz: 1653 kaufte Bischof Christoph Bernhard von der Familie von Ketteler für seinen Bruder Heinrich die Herrlichkeit Assen. 1663 stiftete er für seine Familie das reich ausgestattete Erbkämmereramt des Bistums und fundierte, um auch die nachgeborenen männlichen und die weiblichen Mitglieder versorgen zu können, Familienpräbenden in den Domkapiteln Münster 1663, Minden 1665 und 1677, Worms 1667, Osnabrück 1668 sowie in den Stiften Freckenhorst 1654, Nottuln 1663 und Wietmarschen 1670. 1664-1666 wurden die Güter Neuengraben, 1670 Dinker, Esterwegen und Heede erworben. 1665 wurde die Familie in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Die angestrebte reichsunmittelbare Stellung konnte der Bischof seiner Familie allerdings nicht verschaffen: Fehl schlug der Versuch, die 1675 von den Schweden eroberten Ämter im Herzogtum Bremen zu einer Reichsherrschaft erheben zu lassen. Als Ersatz wurden 1677 das reichsritterschaftliche Gut Daisbach in der Wetterau erworben (1777 verkauft) und die Herrlichkeit Dinklage geschaffen, mit der das Drostenamt des Amtes Vechta verbunden wurde. Nach dem Tod Christoph Bernhards 1678 wurden im Amt Vechta die Güter Norberding 1693-1696, Querlenburg 1721, Harme 1725, Sutholz-Tribbe 1755, Hopen 1805 und Sutholz-Quernheim 1812 gekauft, wodurch die an sich schon starke Stellung der Familie in Raum Vechta weiter gefestigt wurde. Vor den Toren von Münster erstand ab 1721 die Friedrichsburg, 1726 und 1758 wurde der Besitz südlich von Münster durch den Erwerb von Göttendorf, Stadt Drensteinfurt, und Ottmarsbocholt vorteilhaft abgerundet. 1803 erfolgte die Bestätigung des preußischen Grafenstandes für Clemens August anlässlich der Erbhuldigung in Hildesheim. Durch den Kauf von Landegge konnte der Besitz in Heede und im Emsland erweitert werden. Mit Harderburg schließlich, das 1846 gekauft wurde, wurde eine Brücke zwischen den Besitzungen im Münsterland und im südlichen Oldenburg geschaffen. Haus Assen wurde 1997 von Christoph Bernhard von Galen dem Orden Servi Jesu et Mariä geschenkt und dient seit 2001 als Internat für Jungen. |
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Benutzungsort |
LWL-Archivamt für Westfalen |
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Eigentümer/in |
Vereinigte Westfälische Adelsarchive e. V. (Dep.) c/o LWL-Archivamt für Westfalen Jahnstraße 26 48133 Münster, Deutschland |
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Bestand |
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Weitere Ressourcen |
Ressourcen zu Arnsberg, zu Ascheberg, zu Drensteinfurt, zum Fürstbistum Münster und zum Thema Adel im Internet-Portal "Westfälische Geschichte" Haus Assen in Lippetal, Ortsteil Lippborg | Google Maps Kolleg Kardinal von Galen Gemeinde Lippetal Haus Bisping in Drensteinfurt, Stadtteil Rinkerode | Google Maps Stadt Drensteinfurt Haus Romberg in Ascheberg, Ortsteil Davensberg | Google Maps Gemeinde Ascheberg |
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Literatur |
Ehbrecht, Wilfried (Hg.) Billerbeck. Westfälischer Städteatlas, Lieferung 6. Altenbeken 1999. Bruch, Rudolf vom Die Rittersitze des Fürstentums Osnabrück. Osnabrück 1930. [S. 100f. (Harderburg)] Bruch, Rudolf vom Die Rittersitze des Emslandes, Münster 1962. [S. 30ff. (Heede), S. 42f. (Landegge-Goseburg)] Brüning, Kurt / Schmidt, Heinrich (Hg.) Niedersachsen. Handbuch der Historischen Stätten Deutschlands, Bd. 2. 5., verb. Aufl. Stuttgart 1986. [S. 115f.] Dierkes, Frank Streitbar und ehrenfest. Zur Konfliktführung im münsterländischen Adel des 16. und 17. Jahrhunderts. Münster 2007. Frank, Karl Friedrich v. Standeserhebungen und Gnadenakte für das Deutsche Reich und die Österreichischen Erblande bis 1806 sowie kaiserlich österreichische bis 1823, mit einigen Nachträgen zum "Alt-Österreichischen Adels-Lexikon“ 1823-1918. 5 Bde. Senften 1967/1974. [Bd. 2, S. 63] Gehrken, F[ranz] J[oseph] Beiträge zu der Monographie des adlichen Gutes Alt- und Neu-Assen im Fürstenthum Münster. In: WZ 4, 1841, S. 166-176. Gritzner, M. F. Chronologische Matrikel der Brandenburgisch-Preußischen Standeserhöhungen und Gnadenakte von 1600-1873. Berlin 1874. [S. 70] Heitmann, Clemens Kardinal von Galen und seine Ahnen. Dinklage 1975. Heitmann, Clemens Christoph Bernhard von Galen. Festschrift zum 300. Todestag des Fürstbischofs am 19.9.1978. Dinklage 1978. Heitmann, Clemens Kardinal von Galen und Burg Dinklage. Festschrift zum 100. Geburtstag des Kardinals 16.3.1978. Dinklage 1978. [S. 20f.] Heitmann, Clemens Clemens August Kardinal von Galen und seine geistlichen Verwandten. Dinklage 1983. Heitmann, Clemens Die Familie von Galen zu Mark, Vellinghausen, Bisping, Dinklage, Assen und Ermelinghoff. Dinklage 1999. Hersche, Peter Die deutschen Domkapitel im 17. und 18. Jahrhundert. 3 Bde. Ursellen 1984. [Bd. 1, S. 229f., Bd. 2, S. 142f.] Hömberg, Albert K. Geschichtliche Nachrichten über Adelssitze und Rittergüter im Herzogtum Westfalen, H. 19. Münster 1979. [S. 106-117 (Galen)] Hueck, Walter v. u. a. (Bearb.) Adelslexikon. Genealogisches Handbuch des Adels, Bd. 53 (Gesamtreiche), Bde. 1-7 (letzte Ausgabe). Limburg a. d. Lahn 1972/89. [Bd. 4, S. 20] Hurkamp, Josef Die Familie von Ledebur auf Burg Dinklage. In: Jahrbuch für das Oldenburger Münsterland, 1981, S. 81-85. Klapheck, Richard Die Meister von Schloß Horst im Broiche. Westfälische Kommission für Heimatschutz, Bd. 2. Berlin 1915. [S. 250-265] Klocke, Friedrich v. / Bauermann, Johannes (Hgg.) Nordrhein-Westfalen. Handbuch der Historischen Stätten Deutschlands, Bd. 3. 2., neubearb. Aufl. Stuttgart 1970. [S. 36, 649] Kluge, Dorothea / Hansmann, Wilfried (Bearb.) Westfalen. Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bd. 2. München 1986. [S. 298, 492] Kneschke, Ernst Heinrich Deutsche Grafen-Haeuser der Gegenwart. In heraldischer, historischer und genealogischer Beziehung. 2 Bde. Leipzig 1852/53. [Bd. 1, S. 256f.] Kohl, Wilhelm Christoph Bernhard von Galen. Münster 1964. Kunsemöller, Ernst Adolf Johannes Historische Studien zur Entstehung der westfälischen Familienfideikommisse. Münster 1909. [S. 19-21] Lahrkamp, Helmut Tödliches Duell auf dem Domplatz. In: Auf Roter Erde (Neue Folge) 1, 1998. Laumeier, Jörg Streit um Haus Assen ging bis zum Reichskammergericht in Speyer. Fast 350 Jahre war die Anlage im Besitz der Familie von Galen. In: Heimatkalender Kreis Soest 2009, S. 60f. Ledebur, Leopold von Adelslexicon der Preussischen Monarchie. 3 Bde. Berlin [1855]. [Bd. 1, S. 243] Lindemarm, Ilsetraud Drei Kreuze im Wappen - Burg Dinklage in Oldenburg. In: Auf Roter Erde (Neue Folge) 62, April 1964, S. 3f. Ludorff, A. (Bearb.) Kreis Münster-Land. Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, Bd. 5. Münster 1897. [S. 58] Mummenhoff, Karl E. Die Profanbaukunst im Oberstift Münster von 1450 bis 1650. Westfalen, Sonderheft 15. Münster 1961. [S. 113-116, 121, 252] Niemann, C. L. Das Oldenburgische Münsterland in seiner geschichtlichen Entwickelung. Beitrag zur Förderung der Heimatkunde. 2 Bde. Oldenburg/Leipzig 1889/91. [Bd. 1, S. 130-132; Bd. 2, S. 92-103] Offenberg, H[einrich] Dietrich von Galen, der Vater Christoph Bernhards. In: WZ 57, 1890, S. 60-89. Platte, Hartmut Wasserschloß zwischen Gräften und Wäldern. Seit dem 17. Jahrhundert wohnt das Geschlecht der Grafen von Galen auf der Wasserburg im Lippetal. In: Unser Westfalen 1997, S. 9f. Schwieters, Julius Geschichtliche Nachrichten über den östlichen Teil des Kreises Lüdinghausen, Münster 1886. [S. 145f. (Romberg)] Siekmann, Mechthild Tatort Domplatz. Der Münster-Plan von 1609 und seine Geschichte(n). Dokumentation und Faksimile. Bielefeld 2009. Weidner, Marcus Landadel in Münster 1600-1760. Stadtverfassung, Standesbehauptung und Fürstenhof. Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Münster NF, Bd. 18.1, 2 Teile. Münster 2000. Zedlitz-Neukirch, L. v. (Hg.) Neues Preussisches Adels-Lexicon oder genealogische und diplomatische Nachrichten. 5 Bde. Leipzig 1842. [Bd. 2, S. 210f.] |
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Systematik |
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Datum Aufnahme | 2010-04-07 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Datum Änderung | 2012-06-19 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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