Westerholt |
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Geschichte | Der Stammsitz der aus dem Vest Recklinghausen stammenden Familie von Westerholt zu Westerholt war Haus Westerholt, eine heute in der Stadt Herten, Stadtteil Westerholt, gelegene mittelalterliche Burganlage, die Wessel von Westerholt am 04.08.1359 unter dem Druck des Kölner Erzbischofs an diesen übergeben, wiederum aber zu Lehen empfangen hatte. Doch diente das ruinierte Gebäude - 1675 stellte der Statthalter von Nesselrode fest, von der Anlage seien nur noch die Fundamente übrig - im 17. und 18. Jh. nicht durchgehend als Wohnsitz der Familie, sondern entweder Haus Henrichenburg oder der im 'Ausland', im Fürstbistum Münster, gelegene Stadthof zu Münster. Die herausgehobene Stellung der Familie, sowohl lokal als auch auf das Vest Recklinghausen bezogen, basierte nicht nur auf einem schon für das 14. Jh. erheblichen Grundbesitz, sondern v. a. auf umfassenden Rechten innerhalb der sich um die Burganlage erstreckenden, kaiserlich privilegierten sog. Freiheit Westerholt (seit der ersten Hälfte des 15. Jhs.), ihrer Funktion als Vögte der neun vestischen Reichshöfe (um 1370-1608) und als Mitbesitzer des freien Stuhlgerichts im Vest (1463 bis um 1700). Aufgrund von Präbendierungen, Ratsstellen, Militärkommandos und nicht zuletzt von Besitzungen war die Familie parallel hierzu auch eng mit dem Stift Münster verbunden; dort besaßen einige Mitglieder die Landstandschaft und gehörten der Münsterschen Ritterschaft an. Als münsterscher Kanzler und Statthalter spielten eine nicht unerhebliche Rolle: Konrad von Westerholt (um 1522-1605), Domscholaster und Kanzler, der um 1570 die Erbin von Baeck, Ottilie von Quadt, geheiratet hatte, im Widerstand gegen den streng katholischen Ernst von Bayern gescheitert war und daraufhin Anfang 1580 das Stift verlassen musste, und der aus einer Nebenlinie zu Ramsdorf stammende Johann von Westerholt (um 1563-1628), der auf dem im münsterschen Amt Ahaus gelegenen und von ihm 1624/1625 erworbenen Sitz Haus Lembeck die katholische Religion wieder einführte und u. a. 1617-1620 Direktor der münsterschen Rechenkammer, Statthalter des Stifts Münster und 1620-1628 Kanzler war. Die verwickelten Eigentums- und Verwandtschaftsverhältnisse der verschiedenen Linien infolge eines engen Konnubiums, von Erbschaften und Verkäufen innerhalb der Familien aufgrund hoher Verschuldung boten im 16. und 17. Jh. ausreichenden Stoff für Familienauseinandersetzungen. Eine gewisse Konsolidierung konnte erst gegen Ende des Dreißigjährigen Kriegs erreicht werden, als Hermann Otto von Westerholt (1625-1708) einen aus verschiedenen Quellen gespeisten, umfangreichen Besitzkomplex schuf. Seine Frau Anna Elisabeth (um 1630-vor 1670), Enkelin des münsterschen Kanzlers, hatte das Haus Westerholt 1655/1656 in die Ehe eingebracht; dieses verschuldete Gut hatte ihr Vater Nikolaus (um 1601-1662), münsterscher Rat und seit 1629 verheiratet mit Anna von der Recke zu Steinfurt (gest. 1661), am 11.05.1643 von den Vormündern des Nicolaus Vincenz von Westerholt zu Westerholt und Wilbrink (gest. 1667) erworben; von seiner Mutter Sophia von Westerholt zu Alst erhielt Hermann Otto die Güter Alst und Haselünne. Sein Bruder Burckhardt Wilhelm (1622-1682) hatte 1638 von deren Vater Bernhard Hackfurt von Westerholt (um 1595-1638, eigentlich Bernhard von Westerholt zu Hackfurt) das aus dem Besitz von Bernhard von Westerholt zu Lembeck (um 1590-1646) am 11.10.1630 rechtskräftig erworbene Haus Lembeck geerbt. Während die Lembecker Linie schon 1708 erlosch und der Komplex über die Erbtochter an die Familie von Merveldt fiel, kam der am 22.02.1726 geschlossene Westerholter Familienfideikommiss (Westerholt, Alst, Haselünne, Schönebeck, Brabeck, Sythen, Hoetmar, Henrichenburg und Gysenberg - mit der Inkorporierung des ererbten Hauses Gysenberg 1725 war eine Namensänderung verbunden, die am 27.03.1744 genehmigt wurde) 1769 in weiblicher Erbfolge an die landfremde protestantische Familie von Boenen, die laut Familienfideikommiss zur Besitzantretung zum katholischen Bekenntnis zu konvertieren und den Namen (1779) zu übernehmen hatte. Ludolf Friedrich von Boenen (1747-1828), der "alte Boenen“, hatte 1769 die Erbtochter Wilhelmine von und zu Westerholt und Gysenberg (1757-1820) geheiratet und war am 27.07.1779 in den Reichfreiherren- und im August 1790 in den Reichsgrafenstand erhoben worden. Von den Söhnen aus dieser Ehe erhielt der ältere Max Friedrich die Boenenschen Güter und begründete die Linie Westerholt-Arenfels, während der jüngere Wilhelm Erbe des Westerholtschen Fideikommiss wurde und die Linie Westerholt-Westerholt begründete. Das Archiv der Linie Westerholt-Arenfels wurde 1951/1952 aufgeteilt und u. a. an die Städte Dortmund, Oberhausen und Recklinghausen verkauft. Im Stadtarchiv Lünen befindet sich der Bestand des Hauses Schwansbell, im Stadtarchiv Werne der Bestand des Hauses Stockum und Stockum, im Stadtarchiv Oberhausen der Bestand des Hauses Oberhausen, im Stadt- und Vestischen Archiv Recklinghausen die Bestände der Häuser Berge bei Buer, Löringhof und Klostern bei Datteln. Ein Restbestand, die Familiensachen der Linie Westerholt-Arenfels, sind der Familie verblieben und liegt auf Haus Alst. Das Archiv der Linie Westerholt-Westerholt ist in seinem Hauptbestand 1928 im Stadt- und Vestischen Archiv Recklinghausen deponiert worden. Auf Schloss Westerholt sind Reste dieses Bestands sowie das Rentei- und Familienarchiv des 19. und 20. Jhs. verblieben. Die Akten des Patrimonialgerichts Westerholt befinden sich im Landesarchiv NRW Abteilung Münster. |
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Benutzungsort |
Stadt- und Vestisches Archiv Recklinghausen LWL-Archivamt für Westfalen |
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Eigentümer/in | Graf von und zu Westerholt und Gysenberg | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Bestände |
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Weitere Ressourcen |
Ressourcen zu Herten, zum Vest Recklinghausen und zum Adel im Internet-Portal "Westfälische Geschichte" Schloss Westerholt in Herten, Stadtteil Westerholt | Google Maps Panorama Schloss Westerholt Stadt Herten Lage der abgebrochenen Burg Henrichenburg in Castrop-Rauxel | Google Maps Geschichte der Burg Henrichenburg Stadt Castrop-Rauxel |
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Literatur |
Burghardt, Werner Bestandsübersicht des "Archivs Westerholt-Arenfels" in Vestischen Archiv Recklinghausen. In: Vestisches Jahrbuch 63, 1961, S. 109-120. Burghardt, Werner Das Archiv des adligen Hauses Berge im Vestischen Archiv Recklinghausen. In: Beiträge zur Stadtgeschichte (Gelsenkirchen-Buer) 2, 1967, S. 59-69. Burghardt, Werner Regesten zur Geschichte Buers aus dem Archiv Westerholt-Arenfels. In: Beiträge zur Stadtgeschichte (Gelsenkirchen-Buer) 3, 1968, S. 71-97. Burghardt, Werner Regesten zur Geschichte Buers aus dem Archiv Westerholt-Arenfels. In: Beiträge zur Stadtgeschichte (Gelsenkirchen-Buer) 4, 1969, S. 79-118. Burghardt, Werner Regesten zur Geschichte Buers aus dem Gräflich Westerholter Archiv. In: Beiträge zur Stadtgeschichte (Gelsenkirchen-Buer) 7, 1973, S. 41-70. Burghardt, Werner Regesten zur Geschichte Buers aus dem Gräflich Westerholter Archiv. In: Beiträge zur Stadtgeschichte (Gelsenkirchen-Buer) 10, 1980, S. 229-263. 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Systematik |
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Datum Aufnahme | 2010-04-07 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Datum Änderung | 2012-04-04 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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