Surenburg

Geschichte Die katholische, ursprünglich aus den Niederlanden stammende Familie Heereman van Zuydtwyck zu Oudegayn gehörte ursprünglich der Schutterij, dem Großbürgertum der Stadt Amsterdam an. Aufgrund ihrer Herkunft und Konfession konnte sie keinen Zugang zu den sog. Regentenfamilien finden, sodass sie sich auf die für diese Schicht typischen Bereiche Handel und Politik konzentrierte. Um 1530 erscheint ein Gijsbert Peters als Mitglied der Amsterdamer Bürgerwehr. Geldhandel als Mittel des sozialen Aufstiegs und eine geschickte Heiratspolitik in die Kreise der politisch einflussreichen Regentenfamilien trugen im 16. Jh. zu einem beachtlichen Wohlstand bei. Schon Claes Heereman (1562-1650) bewohnte das repräsentative groote huys (erworben 1617) in der Amsterdamer Kalverstraat, zugleich besaß er in und um Amsterdam zahlreiche Immobilien. Sein Sohn Silvester Heereman (1600-1673), verheiratet mit Anna van Swieten und als studierter Jurist zeitweise in kaiserlichen Diensten, gab auf der Basis von Reichtum und Kontakten zum Kaiser dem Streben nach Standeserhöhung neue Impulse. Indem er im Jahre 1656 die Hohe Herrlichkeit Zuydtwyck bei Boskoop (Südholland) erwarb und sein Augenmerk vorrangig auf Tätigkeitsfelder richtete, die nicht allein auf den Kaufmann verwiesen, sondern schon auf den Adligen - Verwaltung und Gutswirtschaft - ,begann er sich von der Stadt zu lösen; tatsächlich aber hielt die Familie noch für eine gewisse Zeit an ihrem gewohnten Umfeld fest. Erst seinem Sohn Diderik (1637-1678) eröffnete sich 1658, im Jahr des Abschlusses seines juristischen Studiums an der Universität Utrecht, anlässlich der Frankfurter Kaiserkrönung Leopolds I. (reg. 1658-1705) die Chance der Erhebung in den Reichsfreiherrenstand (27.07.1658); er war es, der den Namen der Herrschaft dem Geschlechtsnamen anhängte. Das französisches Baronat folgte am 11.02.1810, am 05.11.1845 die Anerkennung des Freiherrenstandes.

Der Wunsch des Neuritters nach sozialer Anerkennung durch den Adel auf der Basis gleicher sozio-ökonomischer Verhaltensmuster verstärkte bei der Familie, die unter Dideriks Sohn, Frederik Jacob (1663-1745), von Amsterdam nach Utrecht übergesiedelt war, die Tätigkeitsverlagerung vom Geldhandel auf die vom Adel akzeptierte Grundherrschaft, begleitet von dem Eintritt in adlige Heiratskreise, aber - in einer Art Übergangsphase - unter Beibehaltung einer intensiven Rentenwirtschaft und städtischer Wohnsitze. Durch Landkäufe (1704 Burg Oudegein bei Jutphaas mit der Amtsherrlichkeit het Gein), Erbschaften (1712 Burg Hagestein bei Vianen mit der Hohen Herrlichkeit, 1713 Rittersitz Dever mit der Amtsherrlichkeit Lisse) und eine geschickte Heiratspolitik konnte die Familie ihr Grundeigentum erheblich ausweiten. Im Jahre 1725 übersiedelte die katholische und kaisertreue Familie aus den republikanischen Niederlanden nach Roermond, das 1716 zur Hauptstadt des österreichischen Teils von Obergeldern geworden war. Konfessionelle Gründe, welche die Familie für ihre Übersiedlung angab, mögen denn auch in den 1740er Jahren eine große Rolle gespielt haben, als die Familie die Trennung von den Niederlanden vollzog und sich in katholischen Territorien des Reichs niederließ; unter den beiden Söhnen von Frederik Jacob, Frederik Willem (1711-1782) und Frans Ernst Hyacinthus (1714-1780), teilte sich die Familie in eine münstersche bzw. eine Kölner Linie.

Entscheidend für ihre gesellschaftliche Integration im Fürstbistum Münster musste es zunächst sein, gesellschaftliche Kontakte aufzubauen, etwa durch die Einheirat in eine westfälische Adelsfamilie (1748 Heirat von Frederik Willem mit von Amelunxen) und den Erwerb eines Domizils in der "Haupt- und Residenzstadt" Münster. 1786, nach der Fertigstellung des repräsentativen Stadthauses an der Neubrückenstraße, erwarb Karl Henrich (1757-1808) dann das landtagsfähige Gut Surenburg, gelegen in der heutigen Stadt Hörstel. Die Zwei-Insel-Wasseranlage hatte sich spätestens seit 1474 (erste urkundliche Erwähnung) im Eigentum der Herren von Langen befunden und war 1612 - infolge der Heirat der Erbin (um 1596/1597) - an die Familie von Münster zu Meinhövel (nun von Langen zu Münster) gelangt, von der sie Karl Heinrich erwerben konnte. Das Herrenhaus, eine nach Osten geöffnete Dreiflügelanlage, stammt aus verschiedenen Bauphasen (2. Hälfte 16. Jhs. Nordflügel, 2. Hälfte 18. Jh. Mittelbau und Südflügel). Im 19. Jh. erfolgten zahlreiche Um- und Anbauten (u. a. Südflügel, neugotische Kapelle, Treppenturm).

Erst in der ersten Hälfte des 19. Jhs. löste sich die gegenüber des Kölner Zweigs erfolgreichere Familie vollständig von ihrer niederländischen Heimat, indem sie ihren gesamten dortigen Gutsbesitz (hierzu zählten Lisse, Vronstein und Rumpt, beide 1741 aus einer Erbschaft, sowie Oudegayn) veräußerte und im Gegenzug münstersche Besitzungen ankaufte. Hierunter waren v. a. frühere Erbmännergüter: 1838 Maser und Hiltrup, 1843 Soest sowie 1844 Grevinghof.
Benutzungsort LWL-Archivamt für Westfalen
Eigentümer/in Freiherr Heereman von Zuydtwyck
Bestand
Urkunden Regestenliste | Suche im Bestand
Bestandsignatur Sur.Uk
Findbuch Sur.Uk
Umfang 384 Urkunden. Nicht erfasst sind weitere  58 Urkunden.
Laufzeit 1323-1920
Inhalt Der Bestand enthält die Urkunden sämtlicher Aktenbestände sowie 5 Urkunden aus dem Pfarrarchiv Riesenbeck und 2 Urkunden aus dem Pfarrarchiv Bevergern.
Anmerkungen Die in DWUD für diesen Bestand verzeichneten Signaturen sind die Altsignaturen.
Information Das Surenburger Archiv gliedert sich in mehrere Bestände, die sich aus der Geschichte der Familie und ihres Besitzes ergeben:
  • die Rentei Surenburg mit den Papieren der münsterischen Linie der Familie Heereman von Zuydtwyck und der Gutsverwaltung Surenburg,
  • die Rentei Münster mit der Überlieferung der im Stadtgebiet Münster liegenden Besitzungen,
  • die niederländischen Güter, eine Restüberlieferung, da der Hauptbestand von Max Heereman von Zuydtwyck 1926 zur Verzeichnung nach Den Haag gebracht wurde und ins dortige Reichsarchiv gelangte,
  • Stiftungen,
  • Papiere des Kölner Zweiges der Familie und ihres Gutes Herstelle-Kemperfeld,
  • Nachlässe und
  • Akten der Deutschen Adelsgenossenschaft, Landesabteilung Westfalen-Lippe, die dem Nachlass von Max Heereman von Zuydtwyck entstammen und sich heute als Depositum im LWL-Archivamt für Westfalen in Münster befinden.
Literatur Brennecke, Adolf
Inventare der nichtstaatlichen Archive des Kreises Tecklenburg, Münster 1903, (=INA II, 1), S. 56-78.
Weitere Ressourcen Ressourcen zu Hörstel und zum Adel im Internet-Portal "Westfälische Geschichte"

Schloss Surenburg in Hörstel, Stadtteil Riesenbeck | Google Maps

Schloss Surenburg, Riesenbeck

Stadt Hörstel
Literatur Bos-Rops, J. A. M. Y.
Het Archief van de Familie Heereman van Zuydtwijck 1360-1880. 2 Bde. Rijksarchieven in Holland, Inventarisreeks 50. ‘s-Gravenhage 1987. [Bd 1 und 2, v. a. Bd. 1, S. XXV-XLIX, LVIIIf.]

Brennecke, Adolf
Inventare der nichtstaatlichen Archive des Kreises Tecklenburg. Veröffentlichungen der Historischen Kommission der Provinz Westfalen[, Reihe 2]: Inventare der nichtstaatlichen Archive der Provinz Westalen, Bd. 2: Regierungsbezirk Münster, Heft 1: Kreis Tecklenburg. Münster 1903. [S. 56-78]

Dekker, C.
Inventaris van het archief van het huis Oudegein en de heerlijkheid ‘t Grein. Utrecht 1976.

Frese, Werner
Genealogische Quellen in Privat- und Kommunalarchiven des Münsterlandes. In: F. C. Berkenvelder u. a. (Hg.), Familienforschung im deutschen Grenzraum zu den Niederlanden. Jubiläumsband der "Werkgroep Genealogisch Onderzoek Duitsland 1967-1992", Hilversum 1992, S. 61-95.

Glasmeier, Heinrich
Archiv der Freiherren Heereman von Zuydtwyk in Surenburg. Archivfahrten kreuz und quer durch Westfalen, 4. In: Westfälisches Adelsblatt 1, 1924, S. 82f.


Anon.
Die Surenburg bei Riesenbeck. In: Die Heimat, Blätter des Heimatbundes Emsdetten 1931, Heft 6.

Bijlsma, R.
Roomschgezinde Hollandsche geslachten (Ramp, van Poelenburgh (Speyart), Heereman e. a.) in betrekking met den Keizer. In: Maandblad van het Genealogisch-Heraldisch Genottschap ”De nederlandsche Leeuw“ 48, 1930, S. 330-334.

Bont, B. J. M. de
Het katholieke Amsterdamsche patriciaat der XVIe en XVIIIe Eeuw, II. De familie Heereman van Zuijdwijck. In: De Katholiek 116, 1899, S. 43-60.

Breuing, Rudolf
Haus Surenburg. In: Unterwegs im Kreis Steinfurt, 2. überarb. Aufl., Greven 1984, Seite 154-157.

Drees, Annette u. a. (Red.)
‘. . . zur noth und zur lust.‘ Orangerien und Gewächshäuser in den Gärten westfälischer Schlösser. Eine Ausstellung des Westfälischen Museumsamtes, Rheda-Wiedenbrück, Orangerie des Schloßgartens. Münster 1988.

Frank, Karl Friedrich v.
Standeserhebungen und Gnadenakte für das Deutsche Reich und die Österreichischen Erblande bis 1806 sowie kaiserlich österreichische bis 1823, mit einigen Nachträgen zum ”Alt-Österreichischen Adels-Lexikon“ 1823-1918. 5 Bde. Senften 1967/1974. [Bd. 2, S. 178]

Frede, Ulrike
Schloss Surenburg. Riesenbeck. In: Ulrike Frede (Hg.), Schlösser & Kastelen, Steinfurt 2008, S. 28-39.

Frese, Werner
Rezension zu: Bos-Rops (1987). In: Archivpflege für Westfalen und Lippe 30, 1989, S. 66f.

Gritzner, M. F.
Chronologische Matrikel der Brandenburgisch-Preußischen Standeserhöhungen und Gnadenakte von 1600-1873. Berlin 1874. [S. 113]

Heel, S.A.C. Dudok van
Heereman van Zuydtwyck, een oud Amsterdams katholiek geslacht dat van Holland vervreemdde. In: Jaarboek Centraal Bureau voor Genealogie 47, 1993, S. 42-85.

Heimatverein Riesenbeck (Hg.)
Riesenbeck. Aus Vergangenheit und Gegenwart eines münsterländischen Dorfes. Lengerich 1962.

Hueck, Walter v. u. a. (Bearb.)
Adelslexikon. Genealogisches Handbuch des Adels, Bd. 53 (Gesamtreiche), Bde. 1-7 (letzte Ausgabe). Limburg a. d. Lahn 1972/89. [Bd. 5, S. 57]

Hunsche, Friedrich Ernst
Rittersitze, adelige Häuser, Familien und Vasallen der ehemaligen Obergrafschaft Lingen, Amt Bevergern und weitere Tecklenburger Lehensträger. Bd. 2. Tecklenburg 1989. [S. 86-92]

Jarren, Volker
Hiltruper Höfe und Familien im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit. Besiedlung, Bevölkerung und Landwirtschaft im Münsterland. Studien zur Regionalgeschichte, Bd. 12. Bielefeld 1999.

Kluge, Dorothea / Hansmann, Wilfried (Bearb.)
Westfalen. Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bd. 2, München 1986. [S. 490]

Kneschke, Ernst Heinrich (Hg.)
Neues Allgemeines Deutsches Adels-Lexicon im Vereine mit mehreren Historikern. 9 Bde. (ND Leipzig 1930). Leipzig 1859/70. [Bd. 4, S. 266f.]

Kunsemöller, Ernst Adolf Johannes
Historische Studien zur Entstehung der westfälischen Familienfideikommisse. Münster 1909. [S. 56]

Ledebur, Leopold von
Adelslexicon der Preussischen Monarchie. 3 Bde. Berlin [1855]. [Bd. 1, S. 332f.]

Leesch, Wolfgang
Adels- und Klosterhöfe in Höxter. In: Höxtersches Jahrbuch 3/4, 1952/53, S. 31-66.

Leesch, Wolfgang
Schloß Surenburg und die Familie Heereman von Zuydtwyck. In: Heimatverein Riesenbeck (Hg.), Riesenbeck 1962, S. 203-215.

Mummenhoff, Karl E.
Die Profanbaukunst im Oberstift Münster von 1450 bis 1650. Westfalen, Sonderheft 15. Münster 1961. [S. 268f., 268f.]

Münster, Hermann zu
Münster-Palmsche Ahnen mit Quellenangabe und Herkunft der 128 Ahnen. 2 Bde. Görlitz 1928/29. [Bd. 1, S. 63-76]

Weidner, Marcus
 Landadel in Münster 1600-1760. Stadtverfassung, Standesbehauptung und Fürstenhof. Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Münster NF, Bd. 18.1, 2 Teile. Münster 2000.

Zedlitz-Neukirch, L. v. (Hg.)
Neues Preussisches Adels-Lexicon oder genealogische und diplomatische Nachrichten. 5 Bde. Leipzig 1842. [Bd. 2, S. 356]
Systematik
Zeit2.17   1300-1349
2.18   1350-1399
2.19   1400-1449
2.20   1450-1499
3.1   1500-1549
3.2   1550-1599
3.3   1600-1649
3.4   1650-1699
3.5   1700-1749
3.6   1750-1799
3.7   1800-1849
3.8   1850-1899
3.9   1900-1949
Ort1.1.160   Köln, Stadt
1.57   Niederlande
2.4.2   Beverungen, Stadt
3.5   Münster, Stadt <Kreisfr. Stadt>
3.7.4   Hörstel, Stadt
Sachgebiet6.8.1   Adel
Datum Aufnahme 2010-04-07
Datum Änderung 2013-11-04
Aufrufe gesamt 14512
Aufrufe im Monat 28