Gesandte 1645/49 > Trauttmansdorff








Trauttmansdorff und Weinsberg,
Maximilian Graf von


(Graz 23.05.1584 - Wien 08.06.1650)

Hauptgesandter des Kaisers in Münster und Osnabrück, 1645-1647




Der jüngste von 4 Söhnen des Johann Friedrich I. aus der österreichischen, der Johann Friedrich'schen Linie der Trauttmansdorffs, eines königlichen Kriegspräsidenten und Geheimen Rats. Konvertiert als Jugendlicher zum katholischen Glauben. Nach Ausbildung und Kavalierstour dient er im Türkenkrieg (1593-1606) im kaiserlichen Heer und dann als Rittmeister der spanischen Krone in den Niederlanden. Heiratet Sophia, die Tochter des Grafen Nicolas von Palfi; der Ehe entstammen neun Söhne und sechs Töchter. Als Fideicommisse gehören ihm die Herrschaften Teinitz und Gitschin in Böhmen, Hall und Waltersdorf in Österreich sowie Trauttmannsdorf, Gleichenberg und Negau in der Steiermark; Allodialgüter sind Poniggl in der Steiermark, Lipnitz, Heraletz, Zabielitz und Kostel in Böhmen sowie Trauttmannsdorf und Fragsburg in Tirol. 1635 erwirbt er Weinsberg und Neuenstadt an der Kocher.

Schon früh im Dienst der römisch-deutschen Kaiser. Unter Rudolph II. (1576-1612) Berufung in den Reichshofrat, 1612 Oberhofmeister der Gemahlinnen von Kaiser Matthias (1557-1619) und Ferdinand II. (1578-1637) sowie der Kaiser Ferdinand II. und  Ferdinand III. Mit wichtigen diplomatischen Missionen betraut, schließt er u.a. die Bündnisse mit Herzog Maximilian I. von Bayern (1597-1651) und der Liga sowie mit dem Heiligen Stuhl und Spanien; 1622 erreicht er den Frieden mit dem Fürsten von Siebenbürgen, Bethlen Gabor. Als Anerkennung für seine Verdienste wird er 1623 in den Reichsgrafenstand erhoben. In den folgenden Jahren erfährt er eine steile Karriere im kaiserlichen Dienst: 1627 erhält er den wichtigen Gesandtenposten in Dresden; 1630 wird er Hauptberater Ferdinands II. auf dem Kurfürstentag in Regensburg; 1632 vermittelt er zwischen dem Kaiser und Wallenstein, trägt dann wenig später zu dessen Sturz bei. Nach dem Sieg der Kaiserlichen bei Nördlingen am 06.09.1634 rät er als leitender Minister zum Prager Frieden mit Sachsen, der am 20.05.1635 zum Reichsfrieden ausgeweitet wird. *1635 wird er in den Orden vom Goldenen Vlies aufgenommen, 1637 ernennt ihn Ferdinand III. zum Obersthofmeister und wenig später zum Präsidenten des Geheimen Rates.

Versehen mit schriftlichen geheimen Instruktionen und ausgestattet mit weitgehenden Vollmachten, wird er 1645 kaiserlicher Prinzipalkommissar bei den Friedensverhandlungen, der als einziger Gesandter Einfluß auf die Entscheidungen seines Hofes hat. Er trifft am 25.11.1645 in Münster ein und wohnt dort in der Königsstraße 10/12, im Hof der Erbmänner Kerckering zur Borg, einem seinem Rang entsprechenden stattlichen Quartier. Mitte Dezember 1645 reist er nach Osnabrück, um sich mit den Schweden zu verständigen; er wohnt dort in Schraders Hof an der Hakenstraße Nr. 10, dem späteren Möserschen Haus. Nach Vorverhandlungen mit den Schweden fährt er im Februar 1646 nach Münster, um mit den französischen Gesandten zu verhandeln, und schließt am 13.09.1646 mit Frankreich ein vorläufiges Abkommen. Nachdem daraufhin die Schweden neue Ansprüche anmelden, gelingt ihm im Februar 1647 mit dem Grafen  Claude de Mesmes eine zweite Einigung. Als sich durch den Neutralitätsvertrag des Kurfürsten Maximilian I. von Bayern mit Schweden und Frankreich die Kräfteverhältnisse auf dem Kongreß zugunsten von Frankreich und Schweden ändern und die Friedensaussichten immer schlechter werden, resigniert er und verläßt den Kongreß. Hinzu kamen Intrigen der Kriegspartei am kaiserlichen Hof. **Der vermutlich entscheidende Grund für die Abreise war der über Monate hinweg schlechte, teils sogar bedenkliche Gesundheitszustand (Diarrhoe) des 63-Jährigen, der drei Jahre später (1650) starb. Er kehrt am 06.06.1647 nach Wien zurück. Sein Nachfolger auf dem Kongreß wird der als unnachgiebiger Unterhändler bekannte  Isaac Volmar.

Durch seine mäßige und gradlinige Verhandlungsführung erwirbt er sich als einer der ältesten Gesandten des Kongresses bei den reichsständischen Gesandten beider Konfessionen großes Vertrauen und Ansehen.  Johan Oxenstierna bezeichnet ihn als anima legationis Austriacae. Obwohl seine Unterschrift auf dem Friedensvertrag fehlt, muß er als der eigentliche Schöpfer des Vertrages angesehen werden. Am 10.01.1649 erhält er ein kaiserliches Anerkennungsschreiben für seine Verdienste am Friedensschluß. Schon ein Jahr danach stirbt er in Wien. Er ist wie sein Vater in der Kirche in Trauttmannsdorf beigesetzt.



Literatur

Cools I, S. 9-10; Waesberghen Nr. 12 (Abb.); Pacis Antesignani (Münster), bei fol. 2 (mit farbigem Wappen); Bignon Nr. 31 (Abb.); Theatrum Europaeum VI, S. 252 (Abb.); Moncornet Nr. 5 (Abb.); Aubry (Abb.); Kalender (Abb.); Pacificatores 1697 Nr. 39 (Abb.); Meiern IV, Schema Nr. 8; Walther, S. 6-7; Bildnisse 1824 S. 3-4 Nr. 4 (Abb.); Zedler 45, S. 261-266; ADB 38, S. 531-536; Philippi, S. 155; Striedinger Nr. 8 (Münster), Nr. 19 (Osnabrück); Tekotte, S. 55; Stammtafeln III, Tf. 35; Hans Wagner, Die kaiserlichen Diplomaten auf dem Westfälischen Friedenskongreß, in: Salzburg und Österreich. Aufsätze und Vorträge (Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 8. Ergänzungsband), Salzburg 1982, S. 171-189; Dickmann 61992, S. 243ff.; BWDG 3, Sp. 2924-2925; Jakobi, S. 316-317; Dethlefs/Ordelheide Nr. 225 (Abb.).

Bärbel Rasch-Overberg


Quelle: H. Duchhardt / G. Dethlefs / H. Queckenstedt, "...zu einem stets währenden Gedächtnis", Die Friedenssäle in Münster und Osnabrück und ihre Gesandtenporträts", (=Osnabrücker Kulturdenkmäler, Bd. 8), Bramsche 1998, S. 192f. - * spätere Korrektur nach Brigitte Lernet, Maximilian von Trauttmansdorff. Hofmann und Patron im 17. Jahrhundert, Wien 2004 (Diss. masch.), S. 57; ** spätere Ergänzung nach Konrad Repgen, Maximilian Graf Trauttmansdroff - Chefunterhändler des Kaisers beim Prager und beim Westfälischen Frieden, in: Guido Braun/Arno Strohmeyer (Hrsg.), Frieden und Friedenssicherung in der Frühen Neuzeit, Münster 2013, S. 211-228, hier S. 214-215.

Ein  Kooperationsprojekt des Internet-Portals "Westfälische Geschichte" mit dem  LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster (Kupferstiche), und dem  Rasch Verlag, Bramsche (Texte)
 
Porträt des Maximilian Graf von Trauttmansdorff und Weinsberg (Graz 23.05.1584 - Wien 08.06.1650), Hauptgesandter des Kaisers in Münster und Osnabrück, 1645-1647


Devise


SINT TEMPORALIA IN USU, ÆTERNA IN DESIDERIO.

Die zeitlichen Güter soll man nutzen, die ewigen verlangen.



Kartusche


Maximilianus Comes de Trautmanstorff, et Weinsberg. Baro in Gliechenberg. Neostadii, ad Kocheram Negau Burgau et Totzenbach, Dns. in Teinits et Leithomisch, Eques Aurei Velleris, Sacræ. Cæs. M.tis Consiliarius Intimus, Cubicularius Supremus, Aulæ Præfectus, Castelli Gretziensis Capitaneus, atque ad Tractatus Pacis Universalis, tam Monasterii, quam Osnabrugi, eiusdem suæ Cæsa. M.tis Nomine, Legatus Plenipotentiarius Primarius.




Wappenbeschreibung


Das Wappen ist geviert und mit einem Herzschild belegt; dieser ist von Rot und Silber gespalten und zeigt eine Rose in verwechselten Farben mit goldenem Butzen (Trauttmansdorff). Feld 1: Von Silber und Rot fünfmal schräglinks geteilt [hier in Silber drei blaue gebogene schrägrechte Balken] (Castelalt), Feld 2 und 3: Übereinander vier [hier drei] rote, triangelweis zugespitzte Hüte (Hölzl), Feld 4: Von Rot und Silber über Gold [hier Schwarz] gespalten (Kirchberg). [Der Zeichner oder Stecher hat bei diesem Wappen durchgehend Rot und Blau vertauscht.]
Den Schild umgibt die Kollane des Ordens vom Goldenen Vlies; auf dem Schild ruht die Grafenkrone.








Kupferstich von Pieter de Jode nach Anselm van Hulle, 1648, aus: Pacificatores Orbis Christiani, Rotterdam 1697, Blatt 28, 31,2 x 20,3 cm (Blatt, beschnitten)
Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Inv.Nr. C-18236 LM
(174 KByte)
(51 KByte)