Gesandte 1645/49 > Varnbüler








Varnbüler von und zu Hemmingen,
Johann Conrad


(Stuttgart 26.11.1595 - Stuttgart 10.04.1657)

Gesandter des Herzogs von Württemberg in Münster, 1645-1649




Varnbülers Großvater ist der bedeutende Tübinger Rechtsprofessor Nikolaus Varnbüler (1519-1604), sein Vater der württembergische Oberrats- und Ehegerichts-Sekretär Ulrich Varnbüler (1551-1630) und seine Mutter Agnes von Königsbach, Tochter eines herzoglichen Rates. 1624 heiratet er in Wien Anna Buchner von Buchberg, Witwe des württembergischen Rats Dr. Zacharias Langjahr, die 1627 im Kindbett stirbt. 1628 verehelicht er sich dann mit der Kaufmannstochter Susanna Beck (1611-1655) aus Nürnberg, die ihm elf Kinder schenkt, von denen fünf Söhne und vier Töchter die Eltern überleben.

Seit 1609 besucht er die Artistenfakultät in Tübingen, erlangt den Magistergrad und studiert anschließend von 1613 bis 1617 die Rechte. Als Verwandter des wegen angeblichen Hochverrats 1613 enthaupteten Rates Matthäus Enzlin sucht er sein Glück in der Fremde und geht nach Wien, wo er als Advokat am Reichshofrat wirkt. Da die sich verschärfende Gegenreformation seine Laufbahn hemmt, kehrt er 1624 nach Stuttgart zurück. 1632 tritt er in den Dienst des Herzogs Julius Friedrich (regiert als Vormund 1631-1633), übernimmt zunächst das Amt seines Vaters und wird schon 1633 Sekretär des dem Heilbronner Bündnis zur Seite gestellten Kriegsrates (consilium formatum) in Frankfurt am Main. Dort gewinnt er das Vertrauen der Schweden, vor allem des Reichskanzlers Axel Oxenstierna, der sogar die Patenschaft über einen Sohn Varnbülers übernimmt. Nach der Niederlage von Nördlingen (06.09.1634) und der Besetzung Württembergs durch die Kaiserlichen bleibt er bis 1635 in Frankfurt und unternimmt dann diplomatische Reisen für die Wiedereinsetzung des Herzogs. Varnbülers Verdienst um die Restitution des 1633-1674 regierenden Herzogs Eberhard III. 1638 wird 1639 durch die Ernennung zum Gelehrten Oberrat honoriert; zugleich erhält er als Geschenk ein Haus in Stuttgart. 1641 wird er Geheimer Regimentsrat und bemüht sich in den folgenden Jahren in diplomatischen Missionen nach Goslar (1641), Mainz (1642) und Frankfurt (Reichsdeputationstag 1643) um Rückerstattung der 1638 verlorenen Gebiete, die fast zwei Drittel des württembergischen Territoriums ausmachen.

1645 zu den Friedensverhandlungen entsandt, trifft er am 15. März in Münster, im April in Osnabrück ein, von wo er mehrfach nach Münster zu Verhandlungen zurückkehrt. Seit Januar 1646 hat er auch Verhandlungsvollmachten für Pfalz-Veldenz und die fränkische Grafenbank. Verhandlungsgeschick und der Ruf eines ausgleichenden und vermittelnden Mannes begünstigen den Erfolg seiner Mission.  Trauttmansdorff soll ihn geschätzt haben, und seine guten Verbindungen zu den Schweden, insbesondere zu  Johann Oxenstierna, sichern ihm die schwedische Unterstützung bei der Rückgabe der Klostergüter und vom Kaiser verschenkter Gebiete. In den schwedischen Entwurf des Friedensinstruments kann er seine Vorstellungen so genau einbringen, daß Württemberg als einzigem Reichsstand im Friedensvertrag die volle Restitution zugestanden wird. Er unterzeichnet den Vertrag für Württemberg, die württembergische Grafschaft Mömpelgard und für die fränkische Grafenbank. Im März 1649 kehrt er nach Stuttgart zurück.

In Anerkennung seines erfolgreichen Wirkens verleiht ihm Herzog Eberhard III. 1649 das Lehensgut Hemmingen als erblichen Besitz. Von den Nürnberger Verhandlungen muß er sich im Juni 1650 krankheitshalber abberufen lassen. Schon im November 1650 führt ihn eine neue Gesandtschaft nach Wien, wo er die Bestätigung des restituierten Reichslehens für seinen Herzog erlangen soll. Kaiser Ferdinand III. würdigt seine Verdienste um den Friedensschluß durch die Verleihung einer goldenen Gnadenkette in einer Audienz, durch die Ernennung zum kaiserlichen Pfalzgrafen und durch die Erneuerung des alten Adels mit einer Namens- und Wappenvermehrung von und zu Hemmingen. 1652 wird er in den Verband der Reichsritterschaft aufgenommen. Nach der Teilnahme am Regensburger Reichstag (1652) kommt Varnbüler um seine Beurlaubung ein, die ihm mit der Ehrenstellung eines Obervogtes von Stadt und Amt Leonberg gewährt wird. Nach längerem Leiden stirbt er 1657 in Stuttgart und findet sein Grab in der Hospitalkirche. Sein Epitaph wird 1903 nach Hemmingen überführt und entgeht so der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg.



Literatur

Cools IV, S. 21-22; Aubry (Abb.); Theatrum Europaeum VI, S. 660 (Abb.); Pacificatores 1697 Nr. 102; Meiern IV Schema Nr. 31; Walther, S. 78; Bildnisse 1827 Nr. 48 (Abb.); ADB, 39, S. 496-498; Striedinger Nr. 28; Katalog Gripsholm, Nr. 253, 739; Walter Treiber, Johann Conrad Varnbüler (1595-1657), in: Heimatbuch Hemmingen. Herausgegeben von der Gemeinde Hemmingen, Horb 1991, S. 68-78; ders., Johann Conrad Varnbüler (1595-1657). "Retter des Vaterlandes", in: Hie gut Württemberg. Beilage der Ludwigsburger Kreiszeitung 46 (1995), Nr. 3/4, S. 20-22, 31-32.

Gerd Dethlefs


Quelle: H. Duchhardt / G. Dethlefs / H. Queckenstedt, "...zu einem stets währenden Gedächtnis", Die Friedenssäle in Münster und Osnabrück und ihre Gesandtenporträts", (=Osnabrücker Kulturdenkmäler, Bd. 8), Bramsche 1998, S. 270f.

Ein  Kooperationsprojekt des Internet-Portals "Westfälische Geschichte" mit dem  LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster (Kupferstiche), und dem  Rasch Verlag, Bramsche (Texte)
 
Porträt des Johann Conrad Varnbüler von und zu Hemmingen (Stuttgart 26.11.1595 - Stuttgart 10.04.1657), Gesandter des Herzogs von Württemberg in Münster, 1645-1649


Devise


PAX FIRMA, IN MVLTA PATIENTIA.

Ein sicherer Friede [besteht] in viel Geduld.



Kartusche


IOHANN: CONRAD VARNBÜLER, SERENISSIMO PRINCIPI WÜRTEMBERGICO A CONSILIIS REGIMINIS SECRETIORIBUS, P.T. AD TRACTATVS PACIS UNIVERSALIS LEGATVS.




Wappenbeschreibung


In Blau zwei goldene, schräggekreuzte Streitkolben. Auf dem Helm mit schwarz-goldenem (?) Wulst und blau-goldenen Decken ein blau gepanzerter, golden gefütterter Arm, der in der Hand einen Streitkolben hält. - Seit der Namenserweiterung von und zu Hemmingen 1650 Wappenverbesserung: geviert, Feld 2 und 3 in Gold ein schwarzer Greif auf blauer Krone (Hemmingen).








Kupferstich von Conrad Woumans nach Anselm van Hulle, 1649, aus: Pacificatores Orbis Christiani, Rotterdam 1697, Blatt 102, 30,0 x 19,6 cm (Blatt, beschnitten)
Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Inv.Nr. C-18237 LM
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