Mitteilung vom 19.11.25
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Schlachtfeld gesucht, Eisenzeit gefunden
Minden (lwl). Ein Grabungsteam einer archäologischen Fachfirma hat nördlich von Minden-Hahlen in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) mehrere über 2.000 Jahre alte Hofstellen entdeckt. Der dortige Windpark soll nach über 20 Jahren erneuert werden. Hierfür werden drei Windräder neu gebaut, vorher laufen aktuell archäologische Untersuchungen.
Schlacht von Minden
Der Grund für die Untersuchungen: das Areal befindet sich im Bereich des Schlachtfeldes der Schlacht von Minden am 1. August 1759. Diese Schlacht während des Siebenjährigen Krieges (1756 bis 1763) forderte fast 5.000 Tote. Auf das einstige Schlachtgeschehen, an dem etwa 95.000 Soldaten beteiligt waren, wiesen - zumindest an dieser Stelle - allerdings nur noch wenige kleine Bleigeschossen hin.
Das Gelände liegt in einer erst auf den zweiten Blick erkennbaren markanten topografischen Lage, nämlich leicht erhöht etwas nördlich des Feuchtgebietes der Baustauwiesen am Beginn der Norddeutschen Tiefebene. Im Süden liegen nicht weit entfernt der Wiehengebirgszug und die Porta Westfalica. "Wir haben schon damit gerechnet, dass hier auch ältere Funde zu Tage kommen können", sagt Dr. Sven Spiong, Leiter der LWL-Außenstelle Bielefeld. "Aber das ist ein echter Glücksfall", so Spiong.
Eisenzeitliche Siedlung des 3./2. Jahrhunderts vor Christus
In Sichtweite der aktuellen Fundplätze lag auf dem Wiehengebirgskamm in der späten Eisenzeit eine große Wallanlage, die sogenannte Wittekindsburg. Im Umfeld dieser Anlage weisen mehrere Gräberfelder und Siedlungsspuren auf eine intensive Besiedlung des Areals in dieser Zeit hin.
Wie alt die Spuren der einzelnen Hofstellen im Boden sind, wird sich erst zeigen, wenn die Fachleute das Fundmaterial in den nächsten Monaten durchsehen. Eins ist aber jetzt schon klar: "Zumindest eine der Hofstellen gehört in die Zeit der Wittekindsburg. Das zeigt das Fragment einer typischen Schüssel des 3./2. Jahrhunderts vor Christus", so LWL-Archäologe Sebastian Düvel. Auch die Keramikscherben der weiteren Hofstellen passen nach einer ersten Einschätzung in die Eisenzeit.
Neben mehreren Siedlungsgruben konnten auch die Reste eines kleinen quadratischen Nebengebäudes, eines sogenannten Vierpfostenspeichers, festgestellt werden. Dessen Pfostengruben zeichnen sich noch gut als Flecken im hellen Boden ab.
Dank der Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren können die archäologischen Arbeiten abgeschlossen werden, bevor der Bau der Windräder beginnt. Die festgestellten Bodendenkmäler können weitestgehend gut geschützt im Boden verbleiben und müssen nur in den Fundamentbereichen vollständig ausgegraben und dokumentiert werden.
Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Tel.: 0251 591-235 und Dr. Julia Großekathöfer, Tel.: 0251 591-8907
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