Mitteilung vom 11.11.25
Presse-Infos | Kultur
Westfälischer Preis für Baukultur: Zwei Preise und eine Anerkennung für Projekte in Paderborn
Grundschule St. Michael, Jacoby Studios und Mittleres Paderquellgebiet ausgezeichnet
Münster/Paderborn (lwl). Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat am Montag (10.11.) den Westfälischen Preis für Baukultur 2025 im LWL-Museum für Kunst und Kultur verliehen. Dabei wurden gleich drei Projekte aus Paderborn ausgezeichnet. Jeweils einen Preis erhielten die Grundschule St. Michael und die Jacoby Studios. Eine Anerkennung ging an die Neugestaltung des Mittleren Paderquellgebiets.
"Baukultur ist kein Luxusthema", sagte Dr. Georg Lunemann, der Direktor des LWL, bei der Preisverleihung. "Dadurch, was und wie wir bauen, können wir unsere alltägliche Lebenswelt ganz unmittelbar verbessern." Ziel des Westfälischen Preises für Baukultur sei es, die Bedeutung der Baukultur für das Profil der Städte und Gemeinden sichtbar zu machen und den Diskurs über zukunftsfähiges Bauen anzuregen. "Der LWL will gelungene Baukultur regelmäßig würdigen und feiern: Neben herausragender Architektur gehören dazu auch Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Teilhabe", so LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger.
Die Jury, bestehend aus renommierten Fachleuten und Vertreter:innen des LWL, wählte aus rund 200 eingereichten Projekten fünf Preise und zehn Anerkennungen aus. Bewertet wurden neben der Qualität von Städtebau, Architektur und Freiraumplanung auch die Einbindung in den Kontext, die Nachhaltigkeit sowie Planungs-, Beteiligungs- und Umsetzungsprozesse.
In ihrer Begründung würdigt die Jury die neue Grundschule St. Michael in Paderborn als gelungene Umsetzung des Konzepts "Schule als Lebensraum". Vorausgegangen war eine Phase Null mit einer breit angelegten Programm- und Machbarkeitsstudie, in die Lehrkräfte, Schüler:innen und Eltern einbezogen wurden. "So konnten Synergien identifiziert werden, die allen drei Schulen des Schulcampus St. Michael zugutekommen. Das Ergebnis dieses vorbildlichen Zusammendenkens von Pädagogik und Architektur sind eine inspirierende Lernumgebung und ein Zugewinn für den Stadtraum", so die Jury.
Beim Neubau der Jacoby Studios in der Paderborner Altstadt entdeckten David Chipperfield Architects hinter den Fassaden des ehemaligen Krankenhauses überraschend Relikte einer Klosteranlage aus dem 17. Jahrhundert, die in das neue Gebäude integriert wurden. "Entstanden ist ein zugleich kontemplativer wie repräsentativer Ort, der so erst durch eine außerordentlich intensive und gestalterisch überzeugende Auseinandersetzung mit dem Bestand möglich wurde", urteilt die Jury.
Mit ihrer Anerkennung für die Neugestaltung des Mittleren Paderquellgebiets hebt die Jury den gelungenen Planungsprozess hervor: "Um das Gebiet ganzheitlich zu entwickeln, holte die Stadtverwaltung ein interdisziplinäres Team an den Tisch, das die ökologischen Herausforderungen und städtebaulichen Potenziale gebündelt in Angriff nahm."
Neben Paderborn gingen weitere Preise an Projekte aus Hagen, Höxter und Münster weitere Anerkennungen nach Bochum, Holzwickede, Münster, Siegen, Vreden, Wadersloh-Liesborn und Werther. Zu den fünf Preisträgern sind bereits Kurzfilme entstanden, die während der Preisverleihung Premiere feierten. Die ausgezeichneten Projekte werden im Frühjahr 2026 zudem mit einer Ausstellung mit Publikation und weiteren Medienformaten einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt.
Der Westfälische Preis für Baukultur 2025 wird gefördert durch die Ernsting Kunst- und
Kulturstiftung (Coesfeld), das Klinkerwerk Hagemeister (Nottuln) und die NRW.BANK
(Düsseldorf/Münster).
Hintergrund
Im Frühjahr 2025 lobte der LWL den Westfälischen Preis für Baukultur nach 2010 und 2015 zum dritten Mal aus. Eingereicht wurden rund 200 realisierte Projekte, die den gesamten zehnjährigen Zeitraum der Auslobung abbilden, wobei die seit 2020 fertiggestellten Projekte in der Überzahl waren. Dabei waren alle Regionen Westfalen-Lippes vertreten: das Münsterland, Ostwestfalen-Lippe, Südwestfalen und das westfälische Ruhrgebiet. Es wurden mehr Umbauten und Erweiterungen als Neubauten eingereicht. Bei vielen dieser weitergebauten Bestandsgebäude handelt es sich um Denkmäler.
Unter den Einreichungen sind Bauten für Bildung und Forschung, Büro und Verwaltung, Gesundheit und Sport, Gewerbe und Industrie, Kultur und Kirche, öffentliche Bauten, Tourismus und Freizeit sowie Wohnungsbau und Freiraumanlagen. Viele Einreichende hatten sich im Sinne der Auslobung zu Bewerbergemeinschaften zusammengeschlossen und damit ihr langfristigesgemeinsames Engagement für die Baukultur sichtbar gemacht.
http://www.westfaelischer-baukulturpreis.de
Begründungen der Jury
PREIS
Grundschule St. Michael, Paderborn (2022)
Bauherrschaft: Erzbistum Paderborn
Architektur: Hausmann Architektur, Aachen; brandenfels landscape + environment, Münster
Schule als Lebensraum - dieses Konzept löst die neue Grundschule St. Michael in Paderborn sowohl städtebaulich und architektonisch als auch pädagogisch ein. Mitten in der Altstadt neben Realschule und Gymnasium gelegen, vollendet sie den innerstädtischen Schulcampus. Ebenfalls neu entstanden sind ein gemeinsam genutztes Musikforum und eine Dreifeldsporthalle. Deren begrüntes Dach dient in dieser dicht bebauten Lage als Erweiterung des Pausenhofs und bildet so das Zentrum des Campus mit imposantem Ausblick auf die unmittelbar angrenzende Abdinghofkirche und den nahegelegenen Dom. In diese bedeutsame Umgebung fügen sich die Neubauten mit ihren hellen, robusten Klinkerfassaden sensibel ein.
Dem Konzept des rhythmisierten Ganztags folgend lernen die Kinder altersübergreifend und in abwechselnden Konzentrations- und Entspannungsphasen. Räumlich übersetzt sich dies in zwei Lerncluster, die ohne Flure jeweils ein ganzes Obergeschoss ausfüllen. Um eine großzügige, multifunktionale Mitte, die über ein gebäudehohes Atrium natürlich belichtet wird, gruppieren sich Klassenräume mit angrenzenden Differenzierungsräumen für Gruppenarbeiten sowie jeweils eine Bibliothek, ein Ruheraum und ein Teamraum für Lehrkräfte. Ergebnis dieses vorbildlichen Zusammendenkens von Pädagogik und Architektur sind eine inspirierende Lernumgebung und ein Zugewinn für den Stadtraum.
PREIS
Jacoby Studios, Paderborn (2020)
Bauherrschaft: Jacoby GbR, Paderborn
Architektur: David Chipperfield Architects, Berlin; Wirtz International Landscape Architects, Schoten
In der Paderborner Altstadt ließ die in der Stadt verwurzelte Familie Jacoby den Sitz ihrer internationalen Unternehmensgruppe errichten. Durch intensive Untersuchungen entdeckten David Chipperfield Architects hinter den Wänden des auf dem Grundstück vorhandenen ausgedienten Krankenhauses zahlreiche bislang verloren geglaubte Teile einer Klosteranlage aus dem 17. Jahrhundert, die weit umfangreicher sind als die bislang bekannte Kapellenfassade. Die Entdeckungen wurden freigelegt und Fehlstellen im Mauerwerk mit ablesbaren neuen Ziegeln geschlossen.
So bildet der ehemalige Hochchor heute das Foyer, die früheren Klosterzellen beherbergen Büros und der Kreuzgang bleibt als poetischer Freiraum erlebbar. Die historische Kapelle wurde zum Außenraum umgewidmet und fungiert als Eingangshof. Vier Neubauflügel aus Beton mit großen Holzfenstern ergänzen das Ensemble stimmig und machen sich das konstant moderat temperierte Wasser der angrenzenden Paderquellen als natürliche Klimaanlage zunutze. Entstanden ist ein zugleich kontemplativer wie repräsentativer Ort, der so erst durch eine außerordentliche Auseinandersetzung mit dem Bestand möglich wurde.
ANERKENNUNG
Mittleres Paderquellgebiet, Paderborn (2019)
Bauherrschaft: Stadt Paderborn
Architektur: WES LandschaftsArchitektur, Hamburg
Obwohl hier vier Quellarme aus der Paderborner Innenstadt hinaus- und zusammenfließen, herrschte im Mittleren Paderquellgebiet lange Zeit keine Aufenthaltsqualität. Flussläufe waren begradigt und von Ufermauern eingehegt, Flächen versiegelt, Blickbeziehungen verstellt und Zugänge zum Wasser erschwert. Um das Gebiet ganzheitlich zu entwickeln, holte die Stadtverwaltung ein interdisziplinäres Team an den Tisch, das die ökologischen Herausforderungen und städtebaulichen Potenziale gebündelt in Angriff nahm.
So wurde das Gebiet renaturiert, indem beispielsweise Ufermauern aus Beton durch Natursteine ersetzt wurden, die dem Wasser nun das Mäandern ermöglichen. Ein besonderes Augenmerk lag darauf, Lebensräume für Fische und quelltypische Vogelarten zu schaffen. Nicht zuletzt laden eine verbesserte Wegeführung, Sitzstufen am Wasser und ein Aussichtspunkt zum Durchatmen und Verweilen ein - gerade auch an heißen Tagen.
Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org
LWL-Einrichtung:
LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen
Fürstenbergstr. 15
48147 Münster
Karte und Routenplaner
Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 21.000 Beschäftigten für die 8,4 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
Der LWL auf Facebook:
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