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Mitteilung vom 11.11.25

Presse-Infos | Psychiatrie

Damit auch kleine Pflänzchen wachsen können

Mit Gartenarbeit gegen Gedankenkarussell im LWL-Wohnhaus im Werth

Marl-Sinsen/Dorsten (lwl). Seit sechs Jahren ist das Wohnhaus im Werth im Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) das Zuhause von Hannes Daumann. Als der damals 61-Jährige nach Dorsten gezogen ist, war er an einem Wendepunkt in seinem Leben angekommen: Entweder er würde alles hinter sich lassen oder das kleine Pflänzchen Hoffnung pflegen - auf eine Zukunft möglichst ohne Alkohol und in geordneten Bahnen. Hannes Daumann hat sich für das Pflänzchen entschieden. Und das ist auch gut so!

Eine schwere Erkrankung hatte den damaligen Heizungsbauer in eine Lebenskrise gestürzt. Der Alkohol half ihm zu vergessen, aber er hinterließ Spuren, nicht nur körperlich, auch seine Familie brach auseinander. Als Hannes Daumann 2019 im LWL-Wohnhaus im Werth ankam, durchlief er erst einmal eine Entgiftung und begann dann ganz langsam, sich einzugewöhnen. In diesem Zuge engagierte er sich im Garten-Team der Einrichtung. "Die Arbeit hier im Garten hat mir sehr geholfen und ist auch heute noch ein wichtiger Bestandteil meines Alltags", erzählt der 67-Jährige. Schon als Kind habe er fleißig im Gemüsegarten seiner Eltern geholfen. Mehrmals in der Woche trifft man ihn hinter dem Haus am Dorstener Bürgerpark an, wo er emsig harkt, gießt oder Unkraut zupft. "Damit auch die kleinen Pflanzen Platz zum Wachsen haben", so der Vater von drei erwachsenen Söhnen.

"In unserem kleinen Team bringt sich jedes Mitglied mit seinen Fähigkeiten ein", erklärt Bernd Pape. Gemeinsam habe man eine kleine grüne Oase geschaffen, freut sich der Arbeits- und Strukturtherapeut. Dabei gebe es keinen Zwang. Jeder entscheidet selbst, wann er oder sie Zeit oder Lust auf die Aktivität im Grünen hat.

"Während der Gartenarbeit kann ich mein Gedankenkarussell anhalten", erklärt Hannes Daumann. Alle körperlichen Beschwerden, die ihn als Folge des jahrelangen Alkoholmissbrauchs plagen, wie eine Polyneuropathie in den Füßen und Beinen, treten dabei in den Hintergrund. Die Struktur, die er in den Beeten erzielt, setzt sich in seinem Leben und Denken fort. Eine große Hilfe seien auch die Betreuer und Betreuerinnen im Wohnhaus, so Daumann. Sie bieten ihm ebenfalls Halt, sind immer ansprechbar. Mittlerweile hat der Opa von sechs Enkelkindern wieder einen guten Kontakt zu seiner Familie. Und selbst, wenn ihn manchmal eine depressive Episode tagelang lähmt, findet Hannes Daumann mit der Unterstützung des Wohnhaus-Teams immer wieder zurück ins Grün. Denn die Pflanzen brauchen ihn, um zu wachsen, und so ist es auch umgekehrt.

Hintergrund
Im Wohnhaus im Werth erhalten Menschen, die als Folge einer Suchterkrankung unter körperlichen oder seelischen Beeinträchtigungen leiden, Unterstützung auf dem Weg zurück ins Leben. Dabei bietet das multiprofessionelle Team den Bewohner:innen die Möglichkeit einer tagesstrukturierten Beschäftigung mit dem Ziel, später in ein geschütztes Arbeitsverhältnis zu wechseln, wenn das möglich ist. Die Wohnsituation gliedert sich von einem Zimmer in einer Wohngruppe bis hin zu einem eigenen Appartement als Zwischenstation zu einer eigenen Wohnung mit ambulanter Betreuung. Das Wohnhaus im Werth ist dem LWL-Wohnverbund in Marl-Sinsen angegliedert.



http://www.lwl-wohnverbund-marl-sinsen.de



Pressekontakt:
Kerstin Seifert, LWL-Klinikum für Kinder- und Jugendpsychiatrie Marl-Dortmund - Haardklinik, Tel.: 02365/802-2126, E-Mail: kerstin.seifert@lwl.org
presse@lwl.org



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