Mitteilung vom 20.10.25
Presse-Infos | Psychiatrie
Eltern mit psychischen Krisen
Filmabend in der LWL-Klinik Lengerich mit Anregungen zum Umgang mit Kindern als Angehörigen
Lengerich (lwl). Rund 50 Zuschauerinnen und Zuschauer sind im Oktober zum Filmabend in den Festsaal der Klinik des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Lengerich gekommen. Gezeigt wurde zusammen mit der Volkshochschule Lengerich der Film "Wo bist du?" über Kinder psychisch erkrankter Eltern. Regisseurin Andrea Rothenburg und Kameramann Osswald Krienke waren bei der Vorführung dabei und berichteten von ihren Erfahrungen beim Dreh des Films und ihrem Engagement im Verein "Psychiatrie in Bewegung e.V.". Es sei ihnen ein großes Anliegen, die Kinder von psychisch Erkrankten nicht zu übersehen.
In dem 105 Minuten langen Film "Wo bist du?" erzählen Kinder von psychisch kranken Eltern, wie sie die Krankheit ihrer Mutter oder ihres Vaters erlebten. Sie schildern, wie hilflos und alleingelassen sie sich während der Erkrankung ihres Elternteils gefühlt haben und welche Unterstützung sie sich gewünscht hätten. Auch die erkrankten und gesunden Eltern sowie Behandler:innen kommen zu Wort.
Nach der Filmvorführung gab es im Festsaal eine rege Diskussion zwischen Fachleuten beispielsweise aus der Pflege, Sozialarbeit, Polizei und Medizin. Der systemische Blick auf Familien bei der psychiatrischen Behandlung von Patient:innen werde heute zunehmend berücksichtigt, so die Teilnehmenden. Kinder und Angehörige würden vermehrt in die Therapie einbezogen und über die Erkrankung ihrer Angehörigen auch kindgerecht informiert, um die Symptome und den Verlauf der Krankheit besser verstehen zu können. Dennoch zeige sich durch den Film, dass zahlreiche Anregungen der betroffenen Kinder und Eltern noch stärker in die Therapie einfließen könnten.
In der LWL-Klinik Lengerich und ihren Nebenstandorten gibt es für Eltern und andere Sorgeberechtigte Personen die Möglichkeit der tagesklinischen und ambulanten Behandlung zur besseren Vereinbarkeit von Behandlung und Familie. Zudem gibt es vier Elterngruppen, die speziell die Herausforderungen von Elternschaft und psychischen Krisen fokussieren.
Hintergrund
Bundesweit erleben zirka drei bis vier Millionen Kinder eine psychische Erkrankung eines Elternteils. Diese Kinder haben ein erhöhtes Risiko, ebenfalls psychisch zu erkranken. Daher ist es besonders wichtig, den Kindern das Krankheitsbild der Mutter oder des Vaters verständlich zu erklären und ihnen zu vermitteln, dass sie weder schuldig noch verantwortlich für die Krankheit der Eltern sind. Es sollte nicht die Aufgabe der Kinder sein, für ihre Eltern zu sorgen. Fachleute sollten die Kinder der Betroffenen daher im Blick behalten, ihnen Hilfe anbieten und so auch Präventionsarbeit leisten.
Im Film berichten betroffene Kinder, wie sie Besuchsmöglichkeiten in der Psychiatrie als eingeschränkt erlebt hatten und wie wenig ihre kindlichen Bedürfnisse dort berücksichtigt wurden. Die Kinder wollten genau wissen, wo das Elternteil gerade ist, wie es in der Klinik lebt und versorgt ist.
Manche Kinder wären auch gerne einmal mit in eine Therapiestunde gekommen, um zu erleben, was dort geschieht. Zu oft sei der Aufenthalt der Eltern in der Psychiatrie ein Tabu und mit beängstigenden Vorstellungen besetzt. Die Scham der Familien sei oft sehr groß, berichten sie im Film.
Auch sollte Fachpersonal auf die Kinder zugehen und sie aktiv einbeziehen. Es sei für Kinder wichtig, auch gesehen zu werden, hieß es in der Diskussion. Zudem bräuchten Kinder einen sicheren Raum und mindestens einen wohlwollenden Menschen, um erzählen zu können, wie es ihnen geht, und um in Ruhe eigene Ängste und Fragen äußern zu können. Gerade in Krisen mit kranken Familienmitgliedern können Angehörige jede Unterstützung und jedes freundliche Wort gut gebrauchen.
Schließlich wirke sich die Krankheit einer Person auf die ganze Familie aus. Mitfühlende und informative Gespräche seien für Kinder und Angehörige besonders wichtig. Eltern- oder Familiengruppen seien ebenso hilfreich, wie Besuchsräume mit Kinderspielzeug oder ein Spielplatz auf dem Klinikgelände.
Besondere Sensibilität und Unterstützung sei auch notwendig, wenn Elternteile aus Familien mit Migrationshintergrund psychisch erkrankten. Denn in anderen Kulturen könne der Umgang mit psychischer Erkrankung eines Familienmitglieds oft ein noch größeres Tabu sein.
Pressekontakt:
Simone Böhnisch, LWL-Klinik Lengerich, Parkallee 10, 49525 Lengerich, Tel.: 05481 12 1011, kommunikation-le@lwl.org und Thorsten Fechtner, Tel.: 0251 591-235, presse@lwl.org
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Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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