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Mitteilung vom 17.10.25

Presse-Infos | Maßregelvollzug

"Ich sehe zunächst einmal den kranken Menschen und nicht die Straftat"

Kooperationserfolg: Erika Preisel hat als erste Auszubildende mit Schwerpunkt Forensische Psychiatrie ihre Pflegeausbildung beim LWL abgeschlossen

Münster (lwl). Erika Preisel (27) aus dem Kreis Steinfurt ist die erste Absolventin der neuen Ausbildungskooperation zwischen dem LWL-Therapiezentrum für Forensische Psychiatrie Münsterland in Hörstel und der LWL-Akademie für Gesundheits- und Pflegeberufe Münster/Lengerich. Bereits nach zweieinhalb Jahren hat sie die dreijährige Ausbildung zur Pflegefachfrau erfolgreich abgeschlossen und wurde direkt von der neuen Forensik in Hörstel übernommen.

In der forensisch-psychiatrischen Klinik wurde sie auf einer Behandlungsstation mit 24 Betten für psychisch kranke Straftäter eingesetzt und konnte so ihren Schwerpunkt Psychiatrie in der generalisierten Pflegeausbildung mit der spezifischen Profilvertiefung "Forensischen Psychiatrie" erweitern. "Ich habe dort vor allem gelernt, wie wichtig es ist, Sicherheit, Struktur und therapeutische Maßnahmen miteinander zu verbinden. Ich habe dort Einblicke in den Stationsalltag bekommen, habe Patienten in ihrer Therapie begleitet, den Umgang mit Krisensituationen gelernt und die Bedeutung der engen Zusammenarbeit im multiprofessionellen Team."

Mit Menschen zu arbeiten, die aufgrund ihrer Erkrankung eine Straftat begangen hatten, stellte für sie von Anfang an kein Problem dar. "Ich sehe zunächst einmal den kranken Menschen und nicht die Straftat. Ich will nicht stigmatisieren, sondern den Menschen helfen, gesund zu werden und so auch zu unterstützen, dass dieser Mensch keine Straftaten mehr verübt", sagt Preisel. Auch interessiere sie die Biografie der Patienten und das Auslösen einer Erkrankung und so auch das Zustandekommen des Deliktes.

Insgesamt habe sie die Arbeit im Maßregelvollzug als unglaublich sinnstiftend erlebt - und sich genau deshalb auch dafür entschieden, nach ihrer Ausbildung zur Pflegefachfrau in der Forensischen Psychiatrie zu arbeiten. "Man unterstützt Menschen in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen, übernimmt Verantwortung und wächst auch persönlich daran." Hinzu komme tolle Teamarbeit.

Die Ausbildung könne sie jedem, der an einer Pflegeausbildung intesressiert sei, nur weiterempfehlen: "Sie ist vielseitig und man bekommt in viele verschiedene Bereiche der Pflege und Medizin Einblicke - von der Akutpflege über die Kinderkrankenpflege bis hin zur Psychiatrie und Forensik. Dadurch entwickelt man ein breites Fachwissen und kann später sehr flexibel arbeiten."

In der Pflegeausbildung wird das Thema Maßregelvollzug oft nur gestreift. Deshalb ging das erst im September 2023 in Betrieb gegangene LWL-Therapiezentrum für Forensische Psychiatrie Münsterland in Hörstel vor zwei Jahren eine Kooperation mit der LWL-Akademie für Gesundheits- und Pflegeberufe in Münster/Lengerich ein, um gezielt Pflegepersonal mit dem Schwerpunktprofil Forensische Psychiatrie ausbilden lassen.

"Der Mangel an Fachkräften gehört nicht nur aktuell, sondern auch in den kommenden Jahren zu unseren größten Herausforderungen", sagt Simone Juwien, stellvertretende Pflegedirektorin des LWL-Therapiezentrums für Forensische Psychiatrie Münsterland. Zwar sei die Bewerberlage momentan noch gut, aber um auch zukünftig geeignetes Personal zu finden, müsse man tätig werden. "Wir sind seit zwei Jahren zum Beispiel auch auf der Ausbildungsmesse in Hörstel vertreten, um junge Menschen auf den Arbeitsplatz Forensik aufmerksam zu machen - für viele ist dieser nämlich noch völlig unbekannt."

Die ersten zwei Ausbildungsjahre finden im Ausbildungsnetzwerk der LWL-Akademie im Kreis Steinfurt mit verschiedenen Stationen in den somatischen Akutkrankenhäusern, der Altenpflege, der ambulanten Pflege und in der Kinderpflege statt. Im dritten Ausbildungsjahr mit dem Schwerpunkt Psychiatrie wird der Großteil der praktischen Ausbildung in der neuen forensischen Klinik in Hörstel absolviert. Die Ausbildung beinhaltet eine spezifische Profil-Vertiefung, bestehend aus Pflegefachwissen, erweiterten Fähigkeiten zur Kommunikation und zur Deeskalation. Zudem gibt es ein begleitendes Schutztechniken-Training und Sicherheitsschulungen.

Für die Ausbildung ist ein guter mittlerer Schulabschluss, Fachhochschulreife oder Abitur nötig und man sollte mindestes 18 Jahre alt sein. Der nächste Ausbildungszyklus beginnt am 1. Februar 2026.

Hintergrund
Das LWL-Therapiezentrum für Forensische Psychiatrie Münsterland in Hörstel ist eine der modernsten forensisch-psychiatrische Kliniken in Deutschland. Die Fachklinik ist im September 2023 in Betrieb gegangen und verfügt über 150 gesicherte Plätze für die Behandlung erwachsener psychisch-kranker und suchtkranker Männer, die im Zusammenhang mit ihrer Erkrankung eine erhebliche Straftat begangen haben und von einem Gericht in den sogenannten Maßregelvollzug eingewiesen worden sind.

Die Einrichtung deckt den Bedarf an Maßregelvollzugsplätzen für den Landgerichtsbezirk Münster ab. Sie ist die erste von insgesamt fünf neuen forensisch-psychiatrischen Kliniken, die das Land NRW zur Entlastung bereits bestehender Einrichtungen bauen ließ. Die Klinik ist in Trägerschaft des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe.

Die Fachklinik beschäftigt rund 230 Mitarbeiter. Etwa 120 von ihnen arbeiten im Pflege- und Erziehungsdienst, der größten Berufsgruppe.

Die LWL-Akademie für Gesundheits- und Pflegeberufe ist eine Schule für Pflegeberufe der LWL-Kliniken Münster und Legerich. Jährlich bildet sie etwa 75 Pflegefachfrauen und -männer aus. Der Abschluss qualifiziert die Absolventen für ein breites Tätigkeitsfeld in der stationären, der klinischen und ambulanten Pflege. Er berechtigt außerdem zur Durchführung aller Aufgaben, die künftig nur ausgebildeten Fachkräften vorbehalten bleiben. Und Sie werden beruflich mobil, denn der Abschluss ist bundesweit standardisiert und in der EU anerkannt.

Bewerbungen dafür nimmt die LWL- Akademie für Gesundheits- und Pflegeberufe entgegen. Weitere Informationen und Kontakt finden Interessierte unter https://www.lwl-klinik-muenster.de/de/fuer-bewerber-mitarbeiter-job-karriere/fuer-bewerberinnen-bewerber-job-karriere/



Pressekontakt:
Bianca Hannig, LWL-Maßregelvollzug, 0251 591-3476 und Thorsten Fechtner, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



LWL-Einrichtung:
LWL-Therapiezentrum für Forensische Psychiatrie Münsterland in Hörstel
48477 Hörstel
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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