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Mitteilung vom 08.10.25

Presse-Infos | Kultur

Moderne Medienstationen erwecken Maschinenhalle der Zeche Zollern zu neuem Leben

Dortmund (lwl). Die Maschinenhalle der Zeche Zollern in Dortmund ist eine Ikone der Industriekultur. Ihre Architektur, aber auch der erhaltene historische Maschinenbestand sind einzigartig in Deutschland. Aber wie hat dieses berühmte Herzstück der Zeche eigentlich funktioniert? Das können Besucherinnen und Besucher an elf neuen Medienstationen erfahren, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am Mittwoch (8.10.) in Betrieb genommen hat. Animationen, historische Fotografien, Illustrationen, Texte und Interviews ehemaliger Beschäftigter wurden für die digitale Präsentation aufbereitet. Sie sollen die Maschinenhalle 120 Jahre nach ihrem Bau digital zu neuem Leben erwecken.

"Die Maschinenhalle der Zeche Zollern ist eins der prominentesten und schönsten Industriedenkmäler in Deutschland. Bis heute sind die Menschen fasziniert von diesem besonderen Bauwerk und seiner überwältigenden Architektur", erklärte LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger bei der Vorstellung der Medienstationen in Dortmund."Die technischen Vorgänge, die sich hier abgespielt haben, konnten wir bisher nur ansatzweise und im Rahmen von Führungen näher erklären. Die neuen Medienstationen füllen eine wichtige Lücke, insbesondere für alle Gäste, die die Halle auf eigene Faust erkunden und mehr wissen möchten über die historische Technik. Sie zeigen lebendig, verständlich und zeitgemäß, wie die Maschinen und Prozesse vor Ort funktioniert haben."
Als "Meilenstein" bezeichnete auch Museumsleiterin Dr. Anne Kugler-Mühlhofer die neue Vermittlungsebene. "Bei unseren Führungen und Aktionstagen erfahren wir immer wieder, wie groß das Interesse an den technischen Vorgängen in der Halle ist. Jetzt können wir diesen Wissensdurst auch angemessen stillen." Die Stelen mit den Bildschirmen sind optisch so gestaltet, dass sie die Ästhetik des Raums möglichst wenig stören. Außer-dem sind sie mobil und können für Veranstaltungen bei Bedarf leicht verrückt werden. Die Erklärungen seien niederschwellig, ohne oberflächlich zu sein. Auch an Inklusion sei gedacht worden. "Gäste mit Hörgeräten können induktive Einhandhörer nutzen, um die O-Töne ehemaliger Beschäftigter in passender Lautstärke zu hören", so die Museumsleiterin.

Die elf Medienstationen zeigen die Maschinenhalle als Zentrum eines Energienetzes, das sich weit über die Zechenmauern hinaus erstreckte. Die vier Bereich im Einzelnen:

Aus Dampf wird Strom
Bis 1958 war die Maschinenhalle der Zeche Zollern ein Kraftwerk, das Strom erzeugte, umwandelte und verteilte. Doch nahezu alle Einheiten zur Stromerzeugung wurden in den letzten Betriebsjahren der Halle abgerissen. Die Medienstationen machen diese heu-te nicht mehr erkennbare Funktion wieder sichtbar. Sie zeigen, wie mit Dampf aus zwei Kesselhäusern mit Kolbendampfmaschinen und Turbinen Strom erzeugt wurde. Dass die Maschinenhalle über 50 Jahre Strom erzeugte, hatte sie einer ganz besonderen Eigenschaft zu verdanken: Dem Schwarzstart. Bei einem großflächigen Stromausfall war sie das erste Kraftwerk, das wieder hochgefahren werden konnte. Warum das so war, erklärt ein ehemaliger Maschinist, der bereits in den 1980er Jahren interviewt worden ist.

Strom für wen?
Die Maschinenhalle versorgte nicht nur die Zeche Zollern mit Strom, sondern auch Zechen im Dortmunder Norden und in Castrop-Rauxel. Auch die Menschen in Bövinghausen erhielten Strom von der Zeche - auf Antrag und nach Prüfung durch die Zechenlei-tung. Auf die richtige Auslastung aller Netze zu achten war eine Aufgabe der Elektriker an der Schalttafel. "Ihre Arbeit war extrem belastend - ein einziger Schaltfehler konnte groß-flächige Stromausfälle verursachen. Eine bis heute unsichtbare Arbeit, die wir den Gästen zeigen wollen," erklärt Technikhistoriker Nikolai Ingenerf von den LWL-Museen für Industriekultur, der das Drehbuch der Ausstellung geschrieben hat.

Druckluft für eine andere Welt
Strom war nie die einzige Energieform, mit der auf der Zeche Zollern gearbeitet wurde. Unter Tage galt Elektrizität bis in die 1950er Jahre als zu gefährlich: Funken könnten Grubengas zur Explosion bringen, so die Sorge unter Fachleuten. Deshalb arbeiteten die meisten Maschinen dort mit Druckluft. "Noch heute ist einer der ersten Kompressoren von 1902 erhalten und einsatzfähig. Die Maschinenhalle verband so die Welt unter Tage mit der Welt über Tage", erklärt Hannes Cammans, wissenschaftlicher Volontär der Zeche Zollern, maßgeblich verantwortlich für die Umsetzung der Medienstationen. Seit den 1950er Jahren verband ein 40 Kilometer langes Druckluftnetz die Maschinenhalle mit anderen Zechen. Seitdem wurden die Kompressoren in der Maschinenhalle nur noch zur Reserve bereitgehalten.

Strom bewegt
Mit der Maschinenhalle bewiesen das Bergbauunternehmen GBAG und Siemens, dass sich viele kleine und eine riesige energiehungrige Maschine stabil und wirtschaftlich in einem gemeinsamen Stromnetz betreiben ließen. Herzstück war die elektrische Fördermaschine, ein weltweit beachteter Prototyp des Unternehmens Siemens von 1902. Viele Maschinen aus der Anfangszeit, darunter auch die Fördermaschine, bewährten sich bis zum endgültigen Aus für die Zeche im Jahr 1966. "Sie sind vollständig erhalten und können zum Teil noch immer vorgeführt werden - das ist einzigartig in Europa," so Nikolai Ingenerf.

Vorführungen
Am Sonntag (19.10.) werden in der Maschinenhalle zwischen 12 und 15 Uhr die beiden historischen Umformer und der Kompressor vorgeführt. Außerdem stehen die Kuratoren der Medienstationen für Gespräche zur Verfügung.



Pressekontakt:
Christiane Spänhoff, LWL-Museen für Industriekultur, Tel. 0231 6961-236 Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org



LWL-Einrichtung:
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Grubenweg 5
44388 Dortmund
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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