Mitteilung vom 08.10.25
Presse-Infos | Kultur
Pauline zur Lippe - Staatsfrau mit Einfluss und Nachwirkung
LWL-Museum in der Kaiserpfalz zeigt fürstliche Spickzettel zu Verhandlungen mit Napoleon
Paderborn (lwl). Neue Exponate wie ein Spickzettel für Verhandlungen der Fürstin Pauline zur Lippe bringen den Besuchenden in der aktuellen Sonderausstellung "775 - Westfalen" im LWL-Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn das diplomatische Geschick der Fürstin nahe.
Fürstin Pauline zur Lippe, geborene Prinzessin von Anhalt-Bernburg, steht am Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert als vielschichtige Figur, deren Lebensweg eng mit den politischen Umwälzungen Europas verknüpft war. In dieser Zeit entstanden wechselseitige Abhängigkeiten durch napoleonische Machtspiele, und Pauline trat als aktive Stimme ihrer Herrschaft auf.
Diplomatie auf Umwegen
Pauline regierte stellvertretend für ihren minderjährigen Sohn Leopold II. als Fürstin zur Lippe von 1802 bis 1820. Zu den prägenden Momenten ihrer Herrschaft zählte der Versuch, die in den napoleonischen Eroberungskriegen gefährdete Selbstständigkeit des Fürstentums Lippe zu bewahren und dafür pragmatische Verhandlungen mit dem französischen Imperium zu führen.
In Paris suchte sie im Herbst 1807 den Dialog mit Napoleon Bonaparte, um die Einzelheiten zur Aufnahme des Fürstentums in den direkt Napoleon unterstehenden Rheinbund zu verhandeln. Dazu nahm sie einen Umweg über Joséphine de Beauharnais, die Frau Napoleons. Die Fürstin knüpfte eine freundschaftliche Beziehung zu Joséphine, und Joséphine verhalf ihr zu Audienzen bei Napoleon. Die der Mode des napoleonischen Hofes entsprechende Staatsrobe, die sie zu einem der Gespräche trug und die bisher in der Paderborner Ausstellung zu sehen war, weicht nun neuen, eng mit Pauline verbundenen Exponaten.
Dazu gehört ein Handfächer aus Seide, Elfenbein und Silberpailletten - wie wichtig der optische Auftritt der Fürstin beim Treffen mit Kaiser Napoleon war, können die Besuchenden in der Ausstellung erfahren.
Die Gespräche in Paris illustrieren, wie adelige Damen jener Epoche mit diplomatischem Feingefühl über persönliche Netzwerke agierten: Sie nutzten familiäre Allianzen, informelle Kanäle und öffentliche Auftritte. Pauline betrieb ihre Politik, ohne die militärische Überlegenheit der französischen Großmacht herauszufordern.
Paulines Wirken ist im kollektiven Gedächtnis der Region Lippe bis heute sehr präsent. Museen, Denkmäler und Ausstellungen, Straßennamen und Musicals verankern Pauline als Figur der Selbstbestimmung und pragmatischen Diplomatie in der lippischen Gegenwart.
Eine Miniatur Paulines aus dem Jahr 1796 von Ernst von Valentini gibt der Fürstin in der Ausstellung ein Gesicht. Wie akribisch die geschickte Diplomatin sich auf das Treffen mit Napoleon vorbereitete, belegt ein eigenhändig verfasstes Memorandum. Vor den Verhandlungen verfasste sie Notizen, die noch heute gut lesbar sind. Wer genau hinschaut, entdeckt im französischen Text auch viele bekannte Ortsnamen aus der Region, darunter Schaumburg, Paderborn und natürlich Lippe.
Allgemeines zum Jubiläum "1250 Jahre Westfalen"
Gemeinsam mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) feiert die LWL-Kulturstiftung 2025 das Jubiläum "1250 Jahre Westfalen" mit einem Kulturprogramm aus Kunst, Geschichte, Literatur, Musik, Kabarett, Kulinarik und Podcasts. Anlass ist die erstmalige Erwähnung der Westfalen in einem Bericht der fränkischen Reichsannalen für das Jahr 775.
44 Kulturprojekte, die zusammen mit rund drei Millionen Euro gefördert werden, widmen sich in Veranstaltungen der Geschichte Westfalens und aktuellen Fragen nach Identität, Herkunft und Zugehörigkeit. Die Ausstellung "775 - Westfalen. Die Ausstellung" im LWL-Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn lädt als zentrales Projekt zur Wanderung durch die Jahrhunderte ein. Das Kulturprogramm zum Jubiläumsjahr steht unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Weitere Informationen im Internet unter:
http://www.lwl-kaiserpfalz-paderborn.de
https://de-de.facebook.com/museuminderkaiserpfalz/
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Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Tel.: 0251 591-235, presse@lwl.org und Sandra Görtz, Tel.: 0251 591-8946
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Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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