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Mitteilung vom 18.09.25

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Erstmals Straußendinosaurier in Deutschland entdeckt

Forscherteam erkennt anhand zweier Knochen Überreste von Ornithomimosauriern

Münster (lwl). Jährlich gräbt das Team vom LWL-Museum für Naturkunde des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Münster gemeinsam mit Studierenden und Freiwilligen im sauerländischen Balve nach Fossilien aus der frühen Kreidezeit, die etwa 125 Millionen Jahre alt sind. Nun gelang den LWL-Experten erstmals in Deutschland der Nachweis von Knochen sogenannter Ornithomimosaurier, auch bekannt als "Straußendinosaurier". Ein Forscherteam, dem auch Dr. Achim Schwermann vom LWL-Museum angehört, erkannte anhand zweier Knochen - einer Handkralle und einem Mittelfußknochen -, dass es sich um Überreste dieser Dinosauriergruppe handelt.

"Die Fossillagerstätte in Balve gibt uns Forschenden einen Einblick in eine Umwelt aus der Blütezeit der Dinosaurier, die sonst selten zu finden ist", erklärt Dr. Schwermann. "Während die meisten Fundstellen von Dinosaurierknochen im Tiefland, wie etwa an Flüssen und Küsten entstehen, ist in Balve eine Spaltfüllung aus dem Hochland erhalten geblieben. Dort haben sich die Überreste verschiedener Tiere angesammelt und blieben so über Millionen von Jahren erhalten."

Obwohl es hier bislang nur wenige Funde der Ornithomimosaurier gibt, reichen diese bereits für eine Identifizierung aus. "Der gefundene Mittelfußknochen weist typische Merkmale von bestimmten Theropoden auf, also jener zweibeinigen Dinosauriergruppe, zu denen sowohl die Raubdinosaurier des Erdmittelalters als auch die heutigen Vögel gehören", sagt der Paläontologe Denis Theda vom Lippischen Landesmuseum in Detmold. "Theropoden, die diese Form des Mittelfußknochens haben, sind neben den Tyrannosauriern auch vor allem die Ornithomimosaurier. Für die gefundene Handkralle passt diese Zuordnung perfekt."
Den deutschen Namen "Straußendinosaurier" verdankt die Gruppe dem für sie typischen Körperbau. "Für die meisten Ornithomimosaurier sind das lange, schlanke Hinterbeine und ein langer Hals mit kleinem Kopf - ähnlich wie beim Straußenvogel. Aufgrund dieser Merkmale wird auch davon ausgegangen, dass diese Tiere unter den schnellsten Läufern der Dinosaurierwelt waren", erläutert Darius Nau von der Universität Bonn, der an der Studie beteiligt war. "Anders als die meisten Theropoden waren Ornithomimosaurier vermutlich keine Fleisch-, sondern eher Alles- oder Pflanzenfresser."

"Diese Funde sind von großer Bedeutung. Die meisten Arten sind bisher aus der späten Kreidezeit von Asien und Nordamerika bekannt. Die Funde aus Balve sind neben einer Gattung aus Spanien die einzigen belastbaren Nachweise aus Europa", betont René Dederichs vom Paläontologischen Institut in Zürich. "Das wirft natürlich die Frage auf, welche anderen Theropoden noch gefunden werden. Wir wissen durch andere Fossilien, dass in der frühen Kreidezeit in Europa nahe Verwandte berühmter Fleischfresser wie Allosaurus und Tyrannosaurus rex gelebt haben. Vielleicht finden wir auch bald eindeutige Nachweise für diese Raubdinosaurier in Balve."

Die Studie wurde in der Fachzeitschrift "Acta Paleontologica Polonica" veröffentlicht: https://www.app.pan.pl/article/item/app012622025.html



Veröffentlichung: Theda, D., Nau, D., Dederichs, R., Schwermann, A.H. 2025. The first ornithomimosaur remains from Germany. Acta Palaeontologica Polonica: 70: in press. DOI: https://doi.org/10.4202/app.01262.2025



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