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Mitteilung vom 09.09.25

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Fünfzigerjahre-Charme erhalten

Instandsetzung des ehemaligen Bahnhofskinos in Hagen

Hagen (lwl). Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat das ehemalige Kino im Hagener Hauptbahnhof zum Denkmal des Monats September ausgewählt. Das Kino "Bali" im Hagener Hauptbahnhof wurde in den 1950er Jahren erbaut und ist mit der Ausstattung sowie dem Kassenhäuschen im Erdgeschoss der Bahnhofshalle vollständig erhalten. Der Stil der fünfziger Jahre zieht sich durch das Treppenhaus bis in den Kinosaal. Derzeit wird der Gebäudeteil von der Deutschen Bahn AG saniert, das LWL-Denkmalfachamt berät dabei. Der ursprüngliche Stil wird beibehalten, die Räumlichkeiten sollen künftig als Fundbüro mit Versteigerungsort dienen.

Seit zwei Jahren wird der gesamte Gebäudetrakt des Hagener Hauptbahnhofs von der Deutschen Bahn AG instandgesetzt. Auf Grundlage restauratorischer Voruntersuchungen soll nun die Raumausstattung des Kinos bearbeitet werden. Die Oberflächen zu reinigen, zu erhalten und zu stabilisieren steht derzeit im Fokus. "Für die Textilien liegt bereits ein Konzept vor, wobei noch keine geeignete Reinigungsmethode für die Wandpolsterungen gefunden wurde", erklärt LWL-Restauratorin Anke Dreyer. "Das Problem dabei: die Nikotinablagerungen. Bis über die neunziger Jahre hinaus durfte in Kinos geraucht werden, und die Ablagerungen sind erheblich." Zusätzlich werden Verzierungen und Montagen ausgebessert.

Geplant ist der Einzug des Fundbüros für das nächste Jahr. Der große Kinosaal im ersten Obergeschoss soll als Versteigerungsort für das Fundbüro und als Veranstaltungsort genutzt werden. Dann werden vergessene Kuriositäten oder Alltägliches von Reisenden auf der Bühne zu sehen sein.

Im Erdgeschoss der Bahnhofshalle, wo sich das Kassenhäuschen befindet, liegt der Eingang. Besonders ins Auge steche der hervorkragende (vorstehende) verglaste Kassenbereich, erklärt Dreyer. "Seitlich davon gelangt man ins geschwungen verlaufende Treppenhaus, das mit Fliesen aus Solnhofer Platten sowie einem Messing-Handlauf versehen ist und noch über die Originalbeleuchtung verfügt." Die Kombination aus dem Naturstein-Bodenbelag und Messingelementen führt ins Foyer im Obergeschoss. Dort ist eine Getränkebar und Spiegel, Heizkörper und Lampen aus der Bauzeit zu sehen.

"Gänzlich in den fünfziger Jahren angekommen fühlt man sich beim Betreten des Kinosaals", schildert Restauratorin Dreyer. "Tütenlampen stehen zwischen zeittypischen Messinggeländern, Wände und Logen zieren Samtvorhänge und mit Knöpfen versehene Polsterungen in Blaugrau und Gelb." Die Rückwand unterhalb der Empore ist mit Baumwoll-Samt bezogen, der eine ähnliche hellblaugraue Farbe aufweist wie die Wandbespannung. Vor den Türen sind Vorhänge aus blauem Samt zu sehen. "Aus restauratorischer Sicht sind diese Stoffe besonders spannend", erklärt Dreyer: "Denn hier wurden in den fünfziger Jahren neu entwickelte Materialien verwendet, im Fall der Wandpolsterungen eine synthetische Polymerschicht mit geprägter Oberflächenstruktur."

Am rückwärtigen Ende des Saals befindet sich der höher gelegene Vorführraum, der mit gelben Samtvorhängen verkleidet ist, ebenso wie die angrenzenden Logenattrappen. Unterteilt sind die Logen durch Säulen, die den blaugrauen Farbton des unterliegenden Geschosses aufgreifen. Begrenzt werden die Logen durch Brüstungsgitter aus Messing. "Am beeindruckendsten erscheinen jedoch die überdimensionalen Stehlampen in Tütenform aus Kunststoff mit Messingringen, die mittig an den Logen positioniert sind", sagt Dreyer.


Hintergrund: Neue Materialien der 1950er Jahre

Das ehemalige Bahnhofskino Bali ist aus restauratorischer Sicht ein interessantes Objekt, da fast die gesamte bauzeitliche Ausstattung noch erhalten ist. Das Kino wurde aus Materialien gebaut, die erst in den 1950er Jahren entwickelt wurden. So wurde zum Beispiel die Wand-Polsterungen im Kinosaal mit einer synthetischen Polymerschicht mit geprägter Oberflächenstruktur bezogen. Solche neuen Materialien wurden ab Ende der 1930er Jahre verstärkt entwickelt. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges (1945) wurden diese weiter angepasst und konnten in größeren Mengen produziert werden. Auch bei der Herstellung der überdimensionalen Stehlampen in Tütenform, die mittig an den Logen positioniert sind, wurde ein neuer Kunststoff verwendet, der derzeit analysiert wird. Zudem sind die Wände rechts und links der Besucherreihen bis auf Hüfthöhe mit Wandvertäfelungen aus Spanholzplatten verkleidet, die eine spezielle Textur aufweisen. Möglicherweise handelt es sich hierbei um eine Spezialanfertigung, die durch neue Herstellungsverfahren produziert werden konnte. Auch die Türrahmen sind aus diesem Material hergestellt.



Pressekontakt:
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