LWL-Newsroom

Mitteilung vom 13.06.25

Presse-Infos | Psychiatrie

34. Warsteiner Psychotherapie-Symposium: "Die neue Einsamkeit"

Expert:innen diskutieren über die Folgen für die psychische Gesundheit

Bewertung:

Warstein (lwl). Wie fühlt sich die Gesellschaft, wenn immer mehr Menschen sich einsam fühlen? Diese Frage stand im Mittelpunkt des 34. Warsteiner Psychotherapie-Symposiums, das am letzten Freitag im LWL-Festsaal Warstein stattfand. Unter dem Titel "Die neue Einsamkeit" versammelten sich Experten und Expertinnen aus Psychotherapie, Psychologie und Soziologie, um die gesellschaftlichen Umbrüche und deren Folgen für die psychische Gesundheit zu beleuchten.

Einsamkeit - ein Phänomen unserer Zeit
Einsamkeit ist längst kein Randthema mehr: Rund 14 Millionen Menschen in Deutschland fühlen sich laut aktuellen Studien einsam - Tendenz steigend. Digitalisierung, Globalisierung und gesellschaftliche Veränderungen haben neue Formen der Einsamkeit hervorgebracht, die oft leise und unsichtbar bleiben. Besonders ältere Menschen leiden unter dem Verlust vertrauter Strukturen, während die Jüngeren in einer immer stärker individualisierten Welt Orientierung suchen. Spätestens seit der Corona-Pandemie ist soziale Isolation für viele zur belastenden Realität geworden.

Impulse aus Wissenschaft und Praxis
Der LWL-Krankenhausdezernent Dr. Emanuel Wiggerich betonte in seinem Grußwort die hohe Relevanz des Themas für Praxis und Forschung. "Einsamkeit ist nicht nur ein persönliches, sondern ein gesundheitliches und gesellschaftliches Problem", sagte Wiggerich. Sie führe zu chronischem Stress und erhöhe erheblich das Risiko für psychische Erkrankungen. Prof. Dr. Ronald Bottlender, Ärztlicher Direktor der LWL-Kliniken Lippstadt und Warstein, eröffnete das Symposium mit einer klaren Botschaft: "Schon das gemeinsame Nachdenken über Einsamkeit verbindet - und macht ein Stück weniger einsam."

Vielfältige Perspektiven - von Neurobiologie bis Soziologie
Den Auftakt des Vortragsprogramms machte Alicia Seidel mit einem Beitrag über die Förderung sozialer Verbundenheit im Alter. Die Soziologin Dr. Marie-Kristin Döbler hinterfragte gängige Vorstellungen von Einsamkeit und machte deutlich, dass sie oft durch gesellschaftliche Rahmenbedingungen entsteht. Es brauche neue Begegnungsräume und mehr gesellschaftlichen Dialog. Prof. Dr. Ronald Bottlender führte in seinem eigenen Vortrag u.a. durch die Geschichte des Einsamkeitsbegriffs - von frühchristlichem Eremitentum bis hin zu den Herausforderungen der Gegenwart. Einsamkeit werde heute häufig stigmatisiert und als individuelles Defizit betrachtet. Dabei sei sie oft Ausdruck gesellschaftlicher Fehlentwicklungen. Der Ruf nach echten, verbindenden Projekten sei dringlicher denn je. Die Chefärztin des Zentrums für Depressionsbehandlung der LWL-Klinik Lippstadt, Dr. Petra Hunold, zeichnete die enge Verbindung zwischen Einsamkeit und Depression nach, während Dr. Jana Lieberz auf neurobiologische Grundlagen einging. Sie verglich Einsamkeit mit Hunger - ein aversives Gefühl, das evolutionär auf Nähe und Kontakt ausgerichtet ist. Zum Abschluss sprach Dr. Sascha Dargel über die Verbindung von psychischen Erkrankungen, sozialem Rückzug und Obdachlosigkeit. Anhand bewegender Fallbeispiele zeigte er, wie wichtig ganzheitliche Versorgung und Modelle wie "Housing First" sind.

Ein Tag mit Langzeitwirkung
Das Symposium machte deutlich: Einsamkeit ist kein individuelles Problem, sondern eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Sie betrifft Alt und Jung, und sie ist eng mit psychischer Gesundheit verknüpft. Die Teilnehmenden lobten das Symposium als hochkarätige, lebendige Plattform für Austausch und neue Denkanstöße. Der vollbesetzte Saal zeigte deutlich: Einsamkeit bewegt - und die Fachwelt ist entschlossen, gemeinsam nach Lösungen zu suchen.



Pressekontakt:
Stephanie Dreps, LWL-Klinik Warstein, Tel.: 02945 981-5080 und Thorsten Fechtner, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



LWL-Einrichtung:
LWL-Klinik Warstein
Franz-Hegemann-Str. 23
59581 Warstein
Karte und Routenplaner



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


Der LWL auf Facebook:
https://www.facebook.com/LWL2.0






Ihr Kommentar




zur Druckansicht dieser Seite

zu den aktuellen Presse-Infos