Mitteilung vom 15.05.25
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Erfolgreiche Instandsetzung des Umfelds der Großen Kaskade
LWL zeichnet Bereich des Detmolder Palaisgartens als Denkmal des Monats Mai aus
Detmold (lwl). Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat den Bereich um die große Kaskade des Detmolder Palaisgartens als Denkmal des Monats Mai ausgezeichnet. Fürst Leopold II. zur Lippe hat den Palaisgarten in den 1850er-Jahren als Landschaftsgarten mit Teichen, Brunnen und Fontänen umgestaltet. Bekannt ist vor allem die große Kaskade, deren hell aufschäumendes Wasser vor der dunklen Steinformation und den ebenfalls dunkel belaubten Bäumen und Gehölzen besonders zur Geltung kommt. Diese Bepflanzung war nach über 170 Jahren nicht mehr erhalten. Unter Beratung der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen wurde das Umfeld der Kaskade nun wiederhergestellt. "So ist die große Kaskade heute wieder als einzigartiges Gestaltungselement erlebbar", so LWL-Gartendenkmalpfleger Marcus Weiß.
Wie auch für andere fürstliche Herrscher war für Leopold II. zur Lippe eine aufwändig gestaltete Gartenanlage ein Mittel der Repräsentanz. Seit dem 16. Jahrhundert spielte zudem das Element Wasser bei der Gestaltung von Gartenanlagen eine große Rolle. So ließ der Fürst den ursprünglich barocken Detmolder Palaisgarten in einen Landschaftsgarten mit zahlreichen Wasserspielen umwandeln. "Die große Kaskade bildete dabei den östlichen Abschluss des neuen landschaftlichen Parks am Endpunkt der ehemaligen barocken Hauptachse", erklärt Weiß. "Gut sechs Meter ragte die Steinformation auf, die dem romantischen Vorbild einer düsteren und schroffen Hochgebirgslandschaft folgte. Dem entsprach auch die Bepflanzung mit Fichten und anderen dunkellaubigen Gehölzen wie der Eibe." Diese Szenerie war selbst von den rund 250 Meter entfernten Terrassen des Palais noch zu sehen, durch den Kontrast des hell aufschäumenden Wasserfalls vor dunklem Hintergrund.
Im Laufe der folgenden 170 Jahre ging dieses sorgfältig inszenierte Bild nahezu vollständig verloren, durch starken Wildwuchs einerseits und erhebliche Lücken in der Gebirgskulisse andererseits. 2017 strebte der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes Nordrhein-Westfalen (BLB NRW) als Eigentümerin des Palaisgartens die Restaurierung des bedeutenden Ensembles an, nachdem bereits die bauliche Substanz sowie die Pumpentechnik der Kaskade erneuert worden waren. Ein Büro für Landschaftsarchitektur erfasste und bewertete den Bestand und erarbeitete Vorschläge für die denkmalgerechte Restaurierung. "Um das historische Parkbild wiederherzustellen, war zunächst ein erheblicher Eingriff in den aktuellen Bestand notwendig, der unter den beteiligten Parteien nicht unumstritten war", so LWL-Gartendenkmalpfleger Weiß. "So fiel nach intensiver Diskussion die Entscheidung, eine etwa 100 Jahre alte Platane zugunsten notwendiger Nachpflanzungen zu fällen. Danach konnte der Wiederaufbau der Gebirgskulisse starten."
In den Jahren 2018 und 2019 wurden zahlreiche junge Fichten, Eiben, Begleitsträucher und Bodendecker angepflanzt. Damit schien die Wiederherstellung des Bereiches um die große Kaskade erfüllt. "Jedoch erlebte Mitteleuropa in den Sommern nach 2018 eine langanhaltende Dürre- und Hitzephase, mit der ein starker Befall durch den Borkenkäfer einherging", so Weiß. "Darunter litten in Deutschland vor allem die Fichten - und so starb zu unserem großen Bedauern ein Großteil der neu gepflanzten Fichten wieder ab." Für den erneuten Wiederaufbau musste eine klimaangepasste Lösung gefunden werden, die Fichte konnte nicht mehr als alleinige Baumart eingesetzt werden.
Für die neue klimagerechte Bepflanzung zog der Eigentümer ein Planungsbüro für Dendrologie und Arboristik hinzu, das Standort und Bodenverhältnisse untersuchte und ein Konzept für den Wiederaufbau des Gehölzbestandes erarbeitete. LWL-Gartendenkmalpfleger Weiß erklärt die wesentlichen Neuerungen: "Die Neupflanzung erfolgte mit verschiedenen Baumarten, die als klimaangepasst eingestuft werden, aber auch optisch dem historischen Gartenbild entsprechen. Außerdem wurde dichter und in heterogenen Altersstufen angepflanzt - also Pflanzen verschiedenen Alters und Größe -, was ein natürliches Erscheinungsbild erzeugt und ebenfalls die Klimaresistenz erhöht." Der Boden wurde entsprechend den Bedürfnissen der neu eingesetzten Pflanzen verbessert und ein Bewässerungsplan erarbeitet.
"Mit den neuen Pflanzen ist seit den Jahren 2023 und 2024 das einzigartige Gestaltungselement große Kaskade im Palaisgarten Detmold heute wieder erlebbar", so Weiß. "Die Zeit wird zeigen, ob die angepasste Bepflanzungsstrategie langfristig den klimatischen Veränderungsprozessen wird standhalten können."
Hintergrund: Wassertechnik im Detmolder Palaisgarten
Besonders günstig für die Anlage der Wasserelemente im Detmolder Palaisgarten in der 1850er-Jahren war die unmittelbare Nähe zum Friedrichsthaler Kanal, der auch Bestandteil der Detmolder Parklandschaft ist. Aus diesem konnte Wasser entnommen und mithilfe einer modernen Dampfmaschine, der sogenannten Francis Turbine von 1855, auf ein höher gelegenes Reservoir gepumpt werden. Von dort wurde das Wasser im Park durch ein verzweigtes Rohrleitungsnetz zu den verschiedenen Wasserspielen verteilt oder als Brauchwasser entnommen.
Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
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Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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