Mitteilung vom 07.04.25
Presse-Infos | Kultur
Tag der Provenienzforschung am 9. April
Forscherin im LWL-Museum für Kunst und Kultur
Münster (lwl). Seit Januar arbeitet Provenienzforscherin Marlene Knut am LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster. Zuvor war sie ein Jahr lang an der Kunsthalle Hamburg und untersuchte dort in einem Projekt die Münzen, Medaillen und Plaketten der Sammlung auf ihre Herkunft. Knut hat einen Master-Abschluss in Provenienzforschung und Geschichte des Sammelns an der Universität Bonn gemacht, einem der wenigen Studiengänge für Provenienzforschung in Deutschland.
Provenienzforschung untersucht die Herkunft, Identität und Geschichte von Kunst- und Kulturgütern, um ihre rechtmäßigen Besitz zu klären. Die Forschung befasst sich vor allem mit der Aufarbeitung der NS-Zeit und der damit verbundenen Raubkunst. Neben der Dokumentation aller Erwerbungen ist es das Ziel, Kunstwerke aus ehemals jüdischem Besitz oder unrechtmäßig entzogenen Kunstbesitz zu identifizieren und gegebenenfalls an die Erb:innen der rechtmäßigen Besitzer:innen zu übergeben (zu restituieren).
Im Mittelpunkt der Provenienzrecherche des LWL-Museums stehen seit 2023 die kunsthandwerklichen Sammlungsbestände. Zwischen 1933 und 1998 hat das Haus knapp 600 Objekte erworben, deren genaue Herkunft unbekannt oder verdächtig ist. Diese Werke zu erforschen, sei sehr herausfordernd, so Knut, weil die kunsthandwerkliche Sammlung bei weitem nicht so gut aufgearbeitet sei wie der Bestand der Gemälde und daher viel Quellenarbeit erfordere. Seit Januar hat Knut auch Informationen über ehemalig handelnde Personen herausgefunden und Netzwerke in der Stadt geknüpft. Knut: "Es geht in der Provenienzforschung nicht nur um die Objekte, sondern immer auch um die Personen dahinter. Hinter den Objekten verbergen sich Familien-, Einzel oder Kollektivgeschichten, durch die wir viel über die Geschichte Münsters und die Sammlungsgeschichte des Museums lernen können. Die Recherchen fördern oft bisher unbekannte Informationen zu Tage, von denen die Fachleute im Museum profitieren."
Ziel ist die möglichst lückenlose Erwerbsgeschichte eines Werkes. Am Anfang jeder Recherche stehe die "Autopsie" des Objektes. "Welche Hinweise lassen sich am Objekt selbst finden? Was kann das Archiv über die Eigentumsgeschichte verraten? Gibt es Sekundärquellen, die weitere Informationen bereitstellen können", erläutert die Forscherin. Im Idealfall entstehe aus den verschiedenen Hinweisen dann ein Netz an Informationen, mit dem sich die Geschichte der Werke rekonstruieren lässt.
Knuts Projekt ist das dritte Vorhaben, das das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste unterstützt. Mit Hilfe des Zentrums hat das Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) zwischen 2018 und 2020 ein erstes Projekt zur systematischen Überprüfung des Gemäldebestandes der Moderne des Hauses umgesetzt, das in der Ausstellung "Eine Frage der Herkunft. Geschichte(n) hinter den Bildern" mündete. Im Anschluss wurden in einem weiteren, dreijährigen Projekt die mittelalterlichen Tafeln und Gemälde des 16. bis 19. Jahrhunderts untersucht.
Weitere Informationen zum Thema Provenienzforschung gibt es auf der Internetseite des LWL-Museums: https://sammlung-online.lwl-museum-kunst-kultur.de/provenienzforschung
Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Samuel Grote, Telefon 0251 5907-220, presse.museumkunstkultur@lwl.org
presse@lwl.org
LWL-Einrichtung:
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Tel.: 0251 5907-210
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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