Mitteilung vom 05.03.25
Presse-Infos | Kultur
Ohne Worte
Kloster Dalheim läutet Fastenzeit mit Schweige-Challenge ein
Lichtenau-Dalheim (lwl). Genug gehört und alles gesagt? Dann ist es Zeit für einen Besuch im LWL-Landesmuseum für Klosterkultur in Lichtenau-Dalheim. Wer am Tag des Schweigens am kommenden Sonntag (9.3.) die Klausur des ehemaligen Klosters Dalheim (Kreis Paderborn) betritt, macht es wie die Dalheimer Ordensleute im Mittelalter und spart sich jedes Wort.
Zum Beginn der Fastenzeit lässt die Stiftung Kloster Dalheim die klösterliche Tradition des Schweigens wieder aufleben: Mehr als 20 Stationen laden die Museumsgäste zur "Schweige-Challenge" ein. Sie reichen vom "stillen Chillen" in der Klosterkirche über einen kleinen japanischen Zen-Garten zum Mitgestalten bis hin zum Balance-Brett im Miniatur- und Großformat. Auch das Klosterwirtshaus macht mit: Hier gibt es die Möglichkeit, im Stillen zu speisen.
Lebensgefühl der Dalheimer Ordensleute
Die Veranstaltung der Stiftung Kloster Dalheim, LWL-Landesmuseum für Klosterkultur baut auf die preisgekrönte Dauerausstellung in der mittelalterlichen Klausur des Klosters Dalheim auf, die den Alltag der Ordensleute in den Mittelpunkt rückt. "Der Tag des Schweigens geht noch einen Schritt weiter und lässt das Lebensgefühl der Dalheimer Ordensleute hinter die Klostermauern zurückkehren", ist Museumsdirektor Dr. Ingo Grabowsky überzeugt: "Was bis heute in vielen Klöstern Realität ist, dürfen die Museumsgäste hier im Selbstversuch ausprobieren. Mit dem 'Tag des Schweigens' beruft sich das Kloster Dalheim auf eine der ältesten Tugenden klösterlichen Lebens und knüpft gerade damit an die Gegenwart an. Dabei geht es um das bewusste Innehalten und den Verzicht in Zeiten, in denen wir ständig smalltalken, livestreamen, tiktoken, facetimen und Sprachnachrichten senden", so Grabowsky.
Schweigen im Selbstversuch
Wenn die Besucherinnen und Besucher am Sonntag die Dalheimer Klausur betreten, wird es ernst mit dem Schweige-Experiment: "Der ,Tag des Schweigens' bietet die Möglichkeit, verschiedene Perspektiven zur Kunst des Schweigens kennenzulernen", erläutert die Kulturvermittlerin Dr. Christiane Wabinski den Ansatz der Dalheimer Veranstaltung. Dabei machten die Mitmach-Stationen auch auf die unterschiedlichen Aspekte und Wirkungen der Stille aufmerksam.
Für die sechste Auflage hat das Team der Stiftung Kloster Dalheim 23 Mitmach-Stationen für seine Gäste zusammengestellt: Der Versammlungssaal des Konvents, der Kapitelsaal, erinnert an den Ursprung des klösterlichen Schweigens in der rund 1.500 Jahre alten Benediktregel. In der Klosterkirche lässt die eigene Wortlosigkeit die traditionellen klösterlichen Chorgesänge wirken.
Im Kreuzgang erfahren die Museumsgäste, wie lang sich eine Minute ohne Worte anfühlen kann, und was Dichter und Denker über das Schweigen zu sagen haben. Bei einem Balance-Tischspiel und auf einem Balance-Brett üben sie sich in Geduld, Ausgeglichenheit und Geschick.
Die eigene Entspannung kann beim Gestalten eines japanischen Zen-Gartens ganz bewusst erlebt werden: Das Formen des kleinen Steingartens lädt zur Meditation ein und im Kräuterkeller verrät Hildegard von Bingen, was gegen Stress hilft. Aber auch für Quasselstrippen und Dampfplauderer ist gesorgt: Wie im Mittelalter darf im Parlatorium - einem Raum mitten in der Klausur - gesprochen werden.
Das Klosterwirtshaus serviert im Schonlau-Saal von 12 bis 17 Uhr frische regionale Gerichte mit der Möglichkeit, diese schweigend zu bestellen und zu genießen - ein stilles Wassser gibt es gratis dazu.
Hintergrund
Bereits bei den ägyptischen Mönchsvätern im 3. Jahrhundert n. Chr. hatte das Schweigen eine große Bedeutung. Sie glaubten, dass zu viele Worte der Erfahrung Gottes im Wege stünden. Auch der Heilige Benedikt legte in seiner Klosterregel von 540 an mehreren Stellen fest, dass die Ordensleute - außer während der Liturgie - schweigen sollten. An ein solches Schweigegelübde halten sich Brüder und Schwestern vieler Ordensgemeinschaften bis heute.
Im Zuge des Schweige-Experiments will das LWL-Museum seine Besucherinnen und Besucher auch einladen, über unterschiedliche Dimensionen des bewussten Verzichts gestern und heute zu reflektieren. So verbrachten die Augustiner-Chorherren in Dalheim einen Großteil ihres Klosterlebens im Schweigen. Sie verzichteten aber nicht nur auf das Sprechen, sondern mit dem Eintritt ins Kloster auch auf ihre alte Identität oder ihren privaten Besitz.
Eintritt: Die Teilnahme am Tag des Schweigens ist im Museumseintritt inbegriffen.
Weitere Informationen unter http://www.stiftung-kloster-dalheim.lwl.org
Öffnungszeiten
Sonntag, 9. März, 10 bis 18 Uhr
Zitate
"Allezeit müssen sich die Mönche des Schweigens befleißen."
(Regel des heiligen Benedikt, Kap. 42,1)
"Ich sprach, ich will auf meine Wege achten, damit ich mich mit meiner Zunge nicht verfehle. Ich stellte eine Wache vor meinen Mund, ich verstummte, demütigte mich und schwieg sogar vom Guten." (Psalm 39,2-3)
"Wo viel geredet wird, bleiben Vergehen nicht aus,
wer aber seine Lippen im Zaum hält, ist verständig." (Sprüche 10,19)
Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Telefon: 0251 591-235, presse@lwl.org und Maria Tillmann, Stiftung Kloster Dalheim. LWl-Landesmuseum für Klosterkultur, Telefon 05292 9319- 114
presse@lwl.org
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Am Kloster 9
33165 Lichtenau-Dalheim Karte und Routenplaner
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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