Mitteilung vom 18.06.24
Presse-Infos | Kultur
30 Projekte erhalten Förderung der LWL-Kulturstiftung
Eine Million Euro für die Kultur in Westfalen-Lippe
Münster (lwl). Das Kuratorium der LWL-Kulturstiftung hat die Förderung von 30 Kulturprojekten in der Region Westfalen-Lippe mit einer Summe in Höhe von rund einer Million Euro beschlossen. Mit Ausstellungen, Veranstaltungsreihen aus den Sparten Literatur, Kunst, Kabarett und Kulinarik sowie Medienprojekten und Projekten zur Landeskunde vervollständigen 29 dieser Vorhaben das Projektportfolio zum Jubiläumsjahr "1250 Jahre Westfalen" in 2025. Dem Kuratorium der LWL-Kulturstiftung lagen in der vergangenen Sitzung 47 Anträge auf Projektförderung vor. Großes Interesse hat der Förderaufruf zum Jubiläumsjahr "1250 Jahre Westfalen" hervorgerufen, was sich in einer intensiven Beratungsphase sowie in einer hohen Antragsanzahl gezeigt hat.
"Uns freut es, dass die Geschichte unserer Region und die damit verbundenen gesellschaftlichen Zusammenhänge und die Herausforderungen für Gegenwart und Zukunft so vielfältig und kreativ aufgegriffen werden", so Anneli Hegerfeld-Reckert, Vorsitzende des Kuratoriums der LWL-Kulturstiftung. Dr. Georg Lunemann, der Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) und Vorstandsvorsitzende der LWL-Kulturstiftung, ergänzt: "Im Jubiläumsjahr geht es vor allem um die Menschen, die Westfalen-Lippe geprägt haben und prägen. Wir wollen gemeinsam aktuelle Fragen nach Selbst- und Fremdwahrnehmung, Herkunft, Heimat, Zugehörigkeit, Identität und Zukunft diskutieren. Eine Bühne dafür bietet das vielfältige Kulturprogramm an tollen Spielorten drinnen und draußen. Bestimmt haben wir ja am Ende des Themenjahres nicht nur viele ansprechende Kulturveranstaltungen erlebt, sondern auch neue Erkenntnisse gewonnen."
Die 29 nun bewilligten Projekte tragen zusammen mit bereits 15 zugesagten Vorhaben zum Kulturprogramm im Jubiläumsjahr 2025 "1250 Jahre Westfalen" bei, für das Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Schirmherrschaft übernommen hat. Die Stiftung der Sparkasse Münsterland Ost fördert das Kulturprogramm im Rahmen ausgewählter Projekte in Münster und im Kreis Warendorf.
Westfalen in der Literatur
Zwischen den Zeilen: Unter dem Titel "aufbrüche - literaturfestival [lila:we] 2025" reihen sich sechs Programmpunkte, die sich konkret mit "1250 Jahre Westfalen" auseinandersetzen und verschiedene literarische Aspekte aufgreifen. Seit 13 Jahren unterstützt das Netzwerk "literaturland westfalen [lila:we]" westfälische Autorinnen und Autoren. Angesiedelt ist es beim Westfälischen Literaturbüro in Unna und wird von Beginn an von der LWL-Kulturstiftung beraten und gefördert. Neben den vielfältigen Projekten des "aufbrüche - literaturfestival [lila:we] 2025" ist ein weiteres bedeutendes Literaturvorhaben zu nennen: das Vermittlungsprojekt "Judenbuche and beyond" der Annette von Droste zu Hülshoff-Stiftung (Havixbeck). "Die Judenbuche" von Annette von Droste zu Hülshoff ist einer der bekanntesten deutschsprachigen Prosatexte des 19. Jahrhunderts. Er eröffnet einen Blick auf die komplexe Geschichte Westfalens im 18. Jahrhundert und spiegelt die sozialen und wirtschaftlichen Strukturen sowie die moralischen Konflikte der Zeit wider. So setzt sich "Judenbuche and beyond" kritisch mit diversen antisemitischen Elementen in der Novelle auseinander und initiiert einen transkulturellen inklusiven Dialog. Die Ergebnisse werden in einer Publikation veröffentlicht sowie in Lesungen, Diskussionsrunden und digitalen Formaten der Öffentlichkeit vorgestellt.
"Das Projekt überzeugt durch seine zukunftsgewandte Verarbeitung eines bedeutenden Bausteins des kulturellen Erbe Westfalens. Denn die antisemitischen Muster in Annette von Droste zu Hülshoffs Klassiker werden mit Blick in die Zukunft in einen gegenwärtigen Kontext gestellt und neu eingeordnet. Die Ergebnisse werden nachhaltig die weitere Auseinandersetzung mit dem bedeutenden Werk beeinflussen", so Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, LWL-Kulturdezernentin und Vorstandsmitglied der LWL-Kulturstiftung.
Vielfalt der Gesellschaft
Westfalen ist divers: Weitere Projekte greifen Fragen des Zusammenlebens auf, die sich unter anderem in der Diversität der Religionen und Gesellschaft zeigen. Beispielhaft dafür steht das vom Fachbereich Stadtagentur der Stadt Haltern eingereichte Projekt "Blind Spots". Die Projektleiterin Katja Kottmann koordiniert eine Veranstaltungsreihe zur Erinnerung an die ehemaligen Displaced Persons in Westfalen-Lippe. Die Displaced Persons waren ehemalige Zwangsarbeiter:innen des NS-Regimes sowie KZ-Häftlinge, die nach 1945 nicht zurück in ihre Heimat kehren konnten und stattdessen von den Alliierten in Lagern untergebracht wurden. In Westfalen-Lippe sind 38 dieser Lager bekannt, deren Geschichte in einem spartenübergreifenden Programm mit Veranstaltungen in Haltern am See, Bocholt, Bochum, Münster und Soest aufgearbeitet werden soll.
Geschichtliche Rückblicke
Ohne Vergangenheit keine Zukunft: Einige der Projekte thematisieren unterschiedliche Aspekte der westfälischen Historie. Allein im Kreis Warendorf laden drei Ausstellungen zu einer Reise in die Vergangenheit ein. Exemplarisch steht dafür die Ausstellung Die Erfindung Westfalens - Bernhard Wittes Historia Westphaliae. Das Museum Abtei Liesborn (Kreis Warendorf) widmet sich dem ehemaligen Mönch Bernhard Witte. Er fasste um das Jahr 1500 erstmalig die Geschichte Westfalens in einem Werk zusammen. Das Original-Manuskript galt lange als verschollen und wird im Jubiläumsjahr 2025 zum ersten Mal für ein breites Publikum museal und digital aufgearbeitet. Im Mittelpunkt der Schau stehen die vergleichende Präsentation der Originalhandschrift und des Drucks sowie die Einbettung in den historischen Kontext Westfalens um 1500.
Medienprojekte
Mit allen Sinnen wahrnehmen: Mehrere Projekte haben insbesondere eine akustische oder visuelle Ausrichtung. Eines davon ist der schwarzhumorige Kurzspielfilm "Die Baronesse" des Vereins Freunde und Förderer der Kulturzentren Burg Vischering und Kolvenburg (Kreis Coesfeld), der das westfälische Märchen "Die weiße Dame" neu erzählt. Der Überlieferung nach spukte auf Schloss Rhede im Münsterland ein Gespenst in Gestalt einer jungen schönen Frau. Nachdem der Film zunächst der traditionellen Erzählung folgt, wird dieselbe Geschichte aus der Perspektive der Dame erzählt. Die Machart ist experimentell und innovativ und verknüpft landeskundliche Aspekte mit zeitgenössischen gesellschaftlichen Fragestellungen. Das Produzententeam Lotte Ruf und Mark Lorei, Goldstoff Filme, knüpft mit "Die Baronesse" an die erfolgreiche auch bei ARTE ausgestrahlte Serie "Haus Kummerveldt" an, die mit dem Grimme-Preis 2024 ausgezeichnet und ebenfalls von der LWL-Kulturstiftung gefördert wurde.
Kabarett
Westfälischer Humor: In der "Ostwestfalen-Revue" der Kulturscheune 1A (Bad Wünnenberg) setzt sich der Schriftsteller und Kabarettist Erwin Grosche auf humoristische Weise mit den gängigen Stereotypen und überlieferten Klischees zu den Ostwestfalen auseinander und unterzieht diese einer kritischen wie unterhaltsamen Überprüfung.
Impulse
Anregungen aufgreifen und umsetzen: Beispielsweise entwickeln das Theaterpädagogik-Kollektiv Mensch! Theater! - unterwegs (Kappelrodeck/Ortenaukreis in Baden-Württemberg) und das Tanztheater bodytalk (Münster) gemeinsam mit Mitwirkenden aus dem ländlichen Raum das Musical "Westfalen Side Story". Dabei fungieren die beiden Compagnien als Expertinnen für Theaterproduktion und die etwa 20 Teilnehmenden als Experten für das Leben junger Menschen außerhalb der urbanen Zentren. Beide Gruppen erarbeiten die Produktion gleichberechtigt, die vom Leben junger Menschen auf dem Land handelt. Das Musical "Westfalen Side Story" wird 2025 - auch in Auszügen - in ganz Westfalen und insbesondere im ländlichen Raum aufgeführt.
Kulinarik
Westfalen geht durch den Magen: Die Köchin Elke Schmitz-Schmeller und ihr Team untersuchen in dem Projekt "Habitat - das, was im Topf hockt - Westfalen neu gedacht und entdeckt" des Vereins Schnibbelbohne (Steinfurt) traditionelle westfälische Küche, um diese mit interkulturellen Einflüssen zu bereichern. Nach einer Recherchephase findet eine Kochworkshop-Serie statt, bei der die Teilnehmenden traditionelle westfälische Gerichte erkunden, diese anschließend um interkulturelle Zutaten und Kochtechniken erweitern und zu guter Letzt die entstandenen kulinarischen Neuinterpretationen in einem "Westfälischen Hochzeitsmenü" präsentieren.
Eine Auflistung aller geförderten Projekte bietet die Internetseite der LWL-Kulturstiftung: http://www.lwl-kulturstiftung.de.
Bei der LWL-Kulturstiftung können zu zwei Terminen im Jahr Anträge auf Projektförderung gestellt werden. Die Antragsfristen sind der 28. Februar und der 31. August eines jeden Jahres. Kulturschaffenden wird eine vorherige Beratung empfohlen, die auch telefonisch und als Online-Meeting angeboten wird. Eine Auflistung aller geförderten Projekte bietet die Internetseite der LWL-Kulturstiftung: http://www.lwl-kulturstiftung.de.
Hintergrund
Seit 2004 hat die LWL-Kulturstiftung 463 Projekte mit rund 40,3 Millionen Euro unterstützt. Seit 2021 ergänzt die Stiftung ihre Fördertätigkeit mit inhaltlichen Sonderprogrammen zu aktuellen und kultur- und gesellschaftsrelevanten Schwerpunkten.
Im Fokus der Stiftung stehen grundsätzlich spartenübergreifende Netzwerkprojekte aus den Bereichen Bildende Kunst, Musik, Theater, Literatur, Film, Digitales und landeskundliche Forschung. Mit ihren Förderungen stärkt die LWL-Kulturstiftung Kunst und Kultur in Westfalen-Lippe, unterstützt Kooperationen und schafft kulturelle Mehrwerte in der und für die Region.
Aufgrund ihrer fördernden und beratenden Tätigkeit ist die Stiftung zu einer starken Partnerin für Kulturverantwortliche und Kulturschaffende in Westfalen-Lippe geworden.
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Pressekontakt:
Anja Tomasoni, anja.tomasoni@lwl-kulturstiftung.de, Telefon 0251 591-6929
presse@lwl.org
Anlagen: Anlage 1: Übersicht Förderprojekte LWL-Kulturstiftung 2024-01 _2_.pdf
LWL-Einrichtung:
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48147 Münster Karte und Routenplaner
Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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