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Mitteilung vom 03.01.24

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Köhlerhaus und Jagdhütte im Balver Wald ist Denkmal des Monats Januar

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Balve (lwl). Tief versteckt im Balver Wald (Märkischer Kreis) liegt ein Köhlerhaus, das 1906 von einem Fabrikbesitzer zur Jagdhütte umgebaut wurde. Das Denkmal des Monats Januar des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) zeigt, wie der Wald sich von einer Wirtschaftsressource zum Freizeitrevier wandelte.

Malerisch fügt sich das Fachwerkhaus am Rande einer Lichtung in die Landschaft ein. Gebaut wurde es zwischen 1829 und 1834 für Waldbauern und Köhler, die die Bäume des Waldes zu Holz und Holzkohle verwerteten. "Bis in diese Zeit lebten die Köhler in prekären Arbeitsverhältnissen und zogen von Meiler zu Meiler", erzählt LWL-Denkmalpfleger Dr. David Gropp. "Das änderte sich im 19. Jahrhundert. Die Arbeitgeber mussten bessere Arbeitsbedingungen für die harte Waldarbeit schaffen, um sich gegen die um Arbeiter konkurrierende Industrie zu behaupten." Errichten ließ das Haus wohl der Iserlohner Unternehmer Caspar Dietrich Brune, der das Holz und die Holzkohle für seine Glasfabrikation im nahegelegenen Stephanopel (heutiger Ortsteil von Hemer) benötigte.

Für Denkmalpfleger Gropp ist das Balver Köhlerhaus eine besondere Entdeckung: "Es ist ein Glück, dass die Eigentümer das Erbe ihres Urgroßvaters angenommen, gepflegt und ohne wirtschaftliche Absichten erhalten haben. So ist ein einzigartiges Zeugnis über die Lebensverhältnisse der Köhler in der Mitte des 19. Jahrhunderts, aber auch eine der frühen Jagdhütten erhalten geblieben."

Das Fachwerkhaus steht auf einem Bruchsteinsockel und schließt mit einem hohen Satteldach ab. Es ist teilweise unterkellert und hat im Zentrum eine haushohe Küche, um die vier Kammern angeordnet sind. Der Lagerraum auf dem Dach war über eine Luke im Giebel erschlossen. Ein kleiner Stall und der Abort befanden sich unmittelbar neben dem Haus. "Garten und Acker dienten wie das Vieh im Stall dem Eigenbedarf, den Lebensunterhalt verdiente der Köhler mit der Waldbewirtschaftung", so Gropp.

Mit dem Aufkommen der Steinkohle wurde die Köhlerei unwirtschaftlich und das abgelegene Stephanopel verlor seine Attraktivität als Wirtschaftsstandort. 1906 erwarb der Sundwiger Fabrikant Peter Grah das Haus und baute es zur Jagdhütte um. Er legte zwei Kammern zu einer Stube zusammen, stellte einen Kachelofen auf, richtete in den anderen Kammern Schlafplätze und im Dachraum eine Räucherkammer ein. Seitdem ist die Zeit in dem kleinen Fachwerkhaus stehengeblieben - es gibt einen Wasserhahn, eine Feuerstelle aber keinen Strom.

Hintergrund: Stephanopel, ein Wirtschaftsstandort
Mit dem Namen Stephanopel verbinden die meisten sicher keinen Ort in den sauerländischen Bergen. Doch der heutige Ortsteil vom Hemer war einmal ein begehrter Wirtschaftsstandort. Daran erinnert nicht viel mehr als ein Relief und der Ortsname. Das Relief befindet sich an einem ehemaligen Fabrikantenhaus. Unter der Aufschrift "Zum Vorgebirge der Guten Hoffnung" ist ein Schiff dargestellt, das eine gebirgige Küste umsegelt. Und der Name Stephanopel? Die auf dem Balkan vorkommende Stadtbezeichnung "-pol" wurde mit dem Vornamen von Stephan Lürmann kombiniert, der den Grundstein zur Garnbleiche der Gebrüder Lürmann und Romberg legte. Das investierte Vermögen war auch durch Handelsbeziehungen mit dem Balkan verdient worden.



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