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Mitteilung vom 15.12.23

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Einzigartiger Kunstschatz wird untersucht

Goldledertapeten aus dem 17. Jahrhundert sollen auf die Jugendburg Gemen zurückkehren

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Gemen (lwl). Einen einzigartigen Kunstschatz beherbergt die Jugendburg Gemen in Borken. Eine komplette Raumausstattung mit wertvollen Goldledertapeten aus dem 17. Jahrhundert soll nun für eine notwendige Restaurierung untersucht werden. Startschuss für das Projekt war ein Ortstermin im Jagdzimmer der Wasserburg, bei dem der Eigentümer Graf Jakob von Landsberg-Velen und die ausführende Restaurierungswerkstatt mit Fachleuten von Stadt Borken, Bistum Münster und Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zusammenkamen.

"Wir haben es hier mit einem Kunstwerk von nationaler Bedeutung zu tun", betont Dr. Birte Graue, die in der LWL-Denkmalpflege das Referat für Restaurierung und Informationsdienste leitet. "Dass hier eine Wandbespannung aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts und zudem eine komplette Raumausstattung aus Goldleder erhalten ist, ist absolut außergewöhnlich."

Die Herstellung der historischen Wandbespannungen war sehr aufwändig: Auf einen Träger aus Leder wurde eine dünne Silberfolie aufgebracht. Ein durchscheinender Lack schützt das Metall vor dem Anlaufen und lässt es golden erscheinen. Gestaltet wurden die Tapeten durch teils deckende, teils durchscheinende Übermalungen und Prägungen, die sie plastisch erscheinen lassen. Die Goldledertapeten aus Borken-Gemen umfassen vier großformatige Jagdszenen, Bordüren und Ornamente.

In den 1980er-Jahren waren die wertvollen Wandbehänge aus dem Jagdzimmer ausgebaut und teilweise im Sportschloss Velen ausgestellt oder eingelagert worden. Im Rahmen geplanter Restaurierungsarbeiten gelangten sie vor wenigen Jahren in den Fokus. "Es besteht dringender Handlungsbedarf," sagt LWL-Restauratorin Stephanie Keinert. "Verschiedene Umwelteinflüsse haben die Tapeten im Laufe der Jahre stark beschädigt." Für den Erhalt der Goldledertapeten arbeitet die Materialexpertin eng mit ihrer Denkmalpflegerin Birgit Breloh zusammen. Die beiden Fachfrauen haben alle Beteiligten an einen Tisch geholt und koordinieren die Maßnahmen.

Erster Schritt ist eine restauratorische Voruntersuchung, die Eigentümer Graf Landsberg-Velen mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und des Landes NRW in Auftrag gegeben hat. Ziel ist es, ein Gesamtkonzept für die Instandsetzung und den langfristigen Erhalt der wertvollen Raumausstattung zu entwickeln.

Am Ende des Projekts sollen die Tapeten in das Jagdzimmer der Burg Gemen zurückkehren. "Damit werden gleich mehrere Ziele erreicht", so Stephanie Keinert vom LWL. "Die Lagerung verbessert sich, ein Stück Burggeschichte wird komplett und die Goldledertapeten werden wieder für die Nachwelt erlebbar."

Um die Bedingungen vor Ort zu prüfen, brachte der Restaurator Börries Brakebusch beim Ortstermin mehrere Datenlogger im Raum an. Ein Jahr lang werden sie die Luftfeuchtigkeit und Lichtintensität in dem Raum messen, der als Aufenthaltsraum der Jugendburg Gemen, einer Jugendbildungsstätte des Bistums Münster, dient.

Voraussichtlich im Januar werden die Goldledertapeten in die Restaurierungswerkstätten von Börries Brakebusch und Katharina Mackert in Düsseldorf und Bonn transportiert, wo die restauratorische Voruntersuchung durchgeführt wird. Erst anschließend kann die Hauptrestaurierung starten - mit dem Ziel, die einzigartigen Goldledertapeten aus Borken-Gemen zu erhalten und wieder erfahrbar zu machen.

Hintergrund: Wie kamen die Goldledertapeten nach Gemen?
Die Goldledertapeten entstanden im 17. Jahrhundert, vermutlich in einer spezialisierten Werkstatt in den Niederlanden. Die ersten Präsentationsorte sind unbekannt. 1842 machte Friedrich Ludolf von Landsberg-Velen Burg Gemen nach langem Leerstand zu seinem Wohnsitz. Es ist überliefert, dass er in diesem Zuge die Goldledertapeten antiquarisch ankaufte, um mit ihnen sein neu gestaltetes Jagdzimmer auszustatten. In den 1980er-Jahren wurden die Tapeten aus dem Jagdzimmer ausgebaut, eingelagert und teilweise im Restaurant auf Schloss Velen präsentiert.



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
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