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Mitteilung vom 22.05.23

Presse-Infos | Psychiatrie

"Schubladendenken vermeiden"

Martina Grewe vom LWL-Referat für Chancengleichheit im Interview

Bewertung:

Marsberg (lwl). Diversität stärkt Chancengleichheit und den Zusammenhalt der Gesellschaft. Zum Tag der Vielfalt am Dienstag (23. 5.) gibt Martina Grewe vom LWL-Referat für Chancengleichheit und Ansprechpartnerin für Gleichstellung in den LWL-Einrichtungen Marsberg einen Einblick in den Arbeitsalltag.



Frau Grewe, wann haben Sie sich das letzte Mal selber bei einem Vorurteil erwischt?
Ja, auch ich erwische mich bei Vorurteilen und schäme mich dafür. Ich versuche bewusst Schubladendenken zu vermeiden, mal klappt es besser, mal schlechter.

Und ich glaube auch, dass ich selber Vorurteilen ausgesetzt bin: allein durch meine Tätigkeit als Ansprechperson für Gleichstellung hier in Marsberg, meinen roten Haaren, meinem Nasenpiercing und meinem Alter.



Ist "Diversity" bzw. Vielfalt im Alltag und in der Unternehmenskultur angekommen?
Angekommen bestimmt, aber sicher noch ausbaufähig. Zum Beispiel gibt es immer noch öffentliche Diskussionen, ob muslimische Krankenschwestern in der Pflege Kopftuch tragen dürfen. Oder wenn bei People of Color immer weiter gefragt wird, woher sie eigentlich kommen. Auch bei Menschen, die hier in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, reicht die Stadt allein nicht aus, sondern es wird immer weiter gefragt. Oft meinen es die Fragenenden auch gar nicht böse, aber es kommt trotzdem schräg an. 



Warum stärkt Vielfalt ein Unternehmen?
Ich glaube, dass Teams, die aus ganz unterschiedlichen Menschen bestehen, auf ein breiteres Spektrum an Wissen, Fähigkeiten und neuen Perspektiven zurückgreifen können. Da können junge Berufsanfänger: innen von den Erfahrungen der indischen Ärztin oder des Arztes profitieren und umgekehrt.

Unser Gesundheitssystem steht vor sehr großen Herausforderungen. Wir brauchen neue aber auch kreative Ideen und bessere Lösungen.



Der LWL hat die Charta der Vielfalt unterschrieben. Was bedeutet das konkret für die Menschen vor Ort?
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe ist der Charta der Vielfalt schon 2008 beigetreten mit dem Ziel, ein respektvolles Arbeitsumfeld zu schaffen. Die Umsetzung der Charta der Vielfalt in unserer Orga­nisation hat zum Ziel, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das frei von Vorurteilen ist.

Das bedeutet, dass wir uns verpflichten allen Beschäftigten unabhängig von Geschlecht und geschlechtlicher Identität, Nationalität, ethnischer Herkunft, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Alter, sexueller Orientierung und Identität die gleiche Wertschätzung zu bringen.



Was bedeutet "Diversity" bzw. Diversität für die LWL-Einrichtungen Marsberg?
Das bedeutet zum Beispiel, das wir alle Menschen unabhängig ihrer Herkunft bei uns beschäftigen, möchten und ihnen die gleichen beruflichen Chancen ermöglichen. Dazu gehört besonders eine gelebte und sinnvolle Willkommenskultur. Die sollte sich sowohl an bestehende als auch an zugewanderte Beschäftigte richten.



Wie wird Diversität in der Unternehmenskultur gelebt oder gefördert?
Das kommt auf jeden einzelnen von uns an. In Marsberg gibt es schon Unterstützungsangebote wie Sprachkurse für ausländische Ärzte und Ärztinnen.

Das wichtigste überhaupt ist eine Offenheit und Toleranz. Damit ist auch die Bereitschaft gemeint, sich mit dem Anderssein des Gegenübers zu beschäftigen, zuzuhören und zu akzeptieren.

Die soziale Integration ist ein großes Problem für ausländische Beschäftigte und muss meiner Meinung nach durch geeignete Integrationsmaßnahmen gefördert werden. Es gibt Beschäftigte, die zurück in ihre Heimat gehen, da sie bei uns vereinsamen. Daher sind Verbindungen zu lokalen Einrichtungen, Netzwerken aber auch gemeinsame Aktionen, wie Wandertage, Sommerfest und Weihnachtsmarkt bei uns auf dem Gelände sehr wichtig.



Pressekontakt:
Julia Hollwedel, LWL-Klinikum Marsberg, Telefon 02992 601-1303, julia.hollwedel@lwl.org
presse@lwl.org



LWL-Einrichtung:
LWL-Klinikum Marsberg
Weist 45
34431 Marsberg
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Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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