Mitteilung vom 20.10.22
Presse-Infos | Kultur
Kaiser Friedrich Barbarossa aus italienischer Perspektive
LWL-Museum für Kunst und Kultur präsentiert das Kunstwerk des Monats Oktober
Münster (lwl). Ein Mailänder Stich (um 1818 bis 1825) aus einem kulturgeschichtlichen Sammelwerk im Kapitel über "italienische Regierungskunst" greift die Rezeption Kaiser Friedrich I. Barbarossa aus italienischer Perspektive auf. Das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster präsentiert die kolorierte Radierung auf Papier und seine Geschichte nun als Kunstwerk des Monats Oktober.
Das Siegel Kaiser Friedrich Barbarossas ist hier nach einer Mailänder Urkunde von 1158 kombiniert mit einem idealtypischen Kaiserthron. Der Thron zeigt auf der Rückenlehne die vier Kardinaltugenden: Weisheit, Gerechtigkeit, Mäßigung und Tapferkeit. Der Herausgeber des kulturgeschichtlichen Sammelwerkes Giulio Ferrario schrieb zu den Tugenden: "Sicher um zu zeigen, dass der Fürst alle besitzen sollte". Denkbar ist hierbei, dass Ferrario hinterfragt, ob Barbarossa diese Eigenschaften tatsächlich besaß. Das ist deswegen naheliegend, weil der Kaiser in italienischen Gebieten häufig bis in die Gegenwart sehr negativ wahrgenommen wird.
Tatsächlich begann der jahrzehntelange Konflikt zwischen dem Kaiser und der Stadt Mailand, nachdem die Mailänder einen Brief mit dem Siegel Barbarossas zerrissen, das Siegel mit Füßen getreten und seinen Boten angegriffen haben sollen. Denn ein Siegel war mehr als ein Zeichen des Kaisers: Es zeigte ihn selbst, machte ihn präsent und vergegenwärtigte ihn. Der Frevel gegen seinen Brief und Siegel bedeutete einen Angriff auf seine Autorität, so wie man in seinem Boten den Herrscher selbst attackierte. Zunächst setzte Barbarossa sich 1158 durch und diktierte die Entrechtung Mailands und anderer Städte, die Einschränkung ihrer Selbstverwaltung. Nach erneutem Aufstand zerstörte der Kaiser Mailand 1162. Doch erst nach Niederlagen des Kaisers kam es 1177 und schließlich 1183 zum Kompromiss, in dem er die städtischen Rechte anerkennen musste.
In Italien behielt man Barbarossas Herrschaft daher als ein Unrechtsregime in Erinnerung, sah in ihm einen direkten Vorläufer der verhassten, 1815 wiederhergestellten habsburgischen Herrschaft in Italien. In Deutschland dagegen galt Barbarossas Regierung als Friedenszeit, nach der man sich im 19. Jahrhundert zurücksehnte. Die von ihm realisierte Einigkeit ermöglichte sogar außenpolitische Aggression - den Kreuzzug von 1189/90, in dem Barbarossa den Tod fand.
Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235, presse@lwl.org und Robin Hofstetter, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Telefon 0251 5907-220, robin.hofstetter@lwl.org
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