Mitteilung vom 16.03.22
Presse-Infos | Kultur
Digitale Vortragsveranstaltung der LWL-Alltagskulturforschung informiert über die Geschichte der Lohntüte
Westfalen (lwl). Was sind Lohntüten? Die ältere Generation wird sich an die Bezeichnung vielleicht noch erinnern, die Wenigsten werden ihren Lohn oder ihr Gehalt aber tatsächlich noch Woche für Woche freitags bar in einer kleinen Papiertüte erhalten haben. Das Geld von den Arbeitgeber:innen wird heute bequem auf Giro-Konten überwiesen, von dort kann es abgehoben oder via Karte direkt ausgeben werden. Bernd Thier, Mitglied der Kommission Alltagskulturforschung beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), berichtet in einem Vortrag im Internet am 23. März anhand einer über Jahrzehnte aufgebauten umfangreichen Sammlung über die Vielfalt und vor allem über die Probleme der damaligen Auszahlungsmethoden.
Historisch betrachtet ist die Zeit der Lohntüten aber gar nicht so lange vorbei: Zwischen etwa 1890 und 1960 waren die "Lohndüten", wie sie zunächst genannt wurden, eines der wichtigsten Hilfsmittel, um Millionen von Arbeitern und Arbeiterinnen wöchentlich ihren verdienten Lohn auszuzahlen. Milliarden solcher Tüten wurden in dieser Zeit von unzähligen Druckereien für kleinste Handwerksbetriebe oder riesige Firmenkonsortien hergestellt und zur Lohnzahlung verwendet. Heute sind nur sehr wenige davon erhalten.
"An den mitunter unscheinbaren Papierbelegen lassen sich die großen Epochen der neueren deutschen Geschichte, Aspekte der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, aber auch viele kleine persönliche Geschichten und Schicksale einzelner Menschen ablesen", gibt Thier einen Vorgeschmack auf den digitalen Vortrag. "Lohntüten waren natürlich auch ein Medium, über das jede Woche Millionen Menschen am langersehnten Zahltag erreicht wurden. Ihnen konnte man via Tüte Werbung für Tabak, Fernsehgeräte, Automobile, Immobilien und Bausparverträge, menschenverachtende NS-Propaganda, Bilder zur Unfallverhütung und sogar Gedichte nahebringen," ergänzt er.
"Wer gern einen visuellen Einblick in das Thema hätte oder sich fragt, welche Arbeitsabläufe und Praktiken sich mit den Lohntüten verknüpft haben, der ist bei dem digitalen Vortrag von Bernd Thier goldrichtig", sagt Christiane Cantauw, Geschäftsführerin der LWL-Kommission Alltagskulturforschung.
Der Vortrag ist Teil einer digitalen Veranstaltungsreihe der LWL-Kommission Alltagskulturforschung unter dem Titel "Alltagskultur im Blick". Anmeldungen nimmt die LWL-Kommission unter alltagskultur@lwl.org entgegen. Alle Angemeldeten erhalten einen Link zur Einwahl.
Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org
LWL-Einrichtung:
LWL-Kommission Alltagskulturforschung für Westfalen
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Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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