Mitteilung vom 06.09.21
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Viel Zores, aber auch dufte
LWL-Museum für Kunst und Kultur veröffentlicht jüdischen Podcast
Münster (lwl). Das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster veröffentlicht am Freitag (10.9.) seinen jüdischen Podcast "Menschenherz und Meeresboden sind unergründlich. Jüdische Geschichten". Mit diesem Projekt beteiligt sich das Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) am Förderprogramm der LWL-Kulturstiftung anlässlich des bundesweiten Festjahres "#2021JLID - 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland". Die Mischung aus Reportage und Hörspiel thematisiert jüdische Menschen, Orte und Initiativen aus der Gegenwart und der Vergangenheit in Münster, Westfalen-Lippe und Deutschland.
In sechs Episoden zeigen die Kunstvermittlerin Inès von Patow und der zukünftige Rabbiner Münsters, Levi Israel Ufferfilge, die Vielfalt des Judentums. Seit 1700 Jahren leben Jüdinnen und Juden nachweislich auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Etwas später entstand im 12. Jahrhundert die erste jüdische Gemeinde in Münster. Der Podcast vermittelt diese 900 Jahre jüdisch-christliches Zusammenleben, miteinander und gegeneinander.
"Der Podcast bietet einen authentischen Dialog zwischen jüdischen und nicht-jüdischen Perspektiven ausgehend von musealen Kulturgütern und setzt Denkanstöße, die im digitalen Format weit über Münster hinaus Wirkung zeigen", so Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, LWL-Kulturdezernentin und Vorstandsmitglied der LWL-Kulturstiftung. "Diese Kombination trifft den Grundgedanken unseres Förderschwerpunktes, der über Austausch und Begegnung durch und mit Kultur in all ihren Formaten die Vielfalt unserer pluralen Gesellschaft feiert."
Der Ausgangspunkt des Podcast ist das LWL-Museum für Kunst und Kultur und seine Sammlung. Dort finden sich viele Werke von jüdischen Künstler:innen, wie z.B. Max Liebermann, Annelise Kretschmer oder Martha Rosler. Es gibt zudem eine Reihe an Judaica, also jüdischen, kunsthandwerklichen Gegenständen, wie Thorazeiger oder Sederteller.
Zahlreiche Objekte dokumentieren zudem die antisemitische Vergangenheit Deutschlands. Nicht zuletzt erforscht das Museum die Provenienzen, also die Herkunftsgeschichten, der Werke, um auszuschließen, dass sich NS-Raubkunst in der Sammlung befindet. "Auch in unserem Museum finden sich viele jüdische Spuren. So ist es für uns eine Herzensangelegenheit, einen Podcast zu entwickeln, der 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland im Rahmen dieses bundesweiten Festjahres 2021 würdigt", sagt Museumsdirektor Dr. Hermann Arnhold.
In den weiteren Folgen des Podcast treffen sich die zwei Protagonist:innen Ufferfilge und von Patow gemeinsam in der münsterischen Synagoge, sie spazieren durch die Stadt und besuchen historische, jüdische Orte. Dabei treffen sie nicht nur den münsterischen Kunstsammler und Arzt Alexander Haindorf (1784 -1862), sondern stoßen auch auf eine Demonstration von Querdenker:innen und Anhänger:innen von Verschwörungserzählungen, die immer wieder "die Juden" zum Sündenbock machen. Passend zum Schabbat sind Ufferfilge und von Patow zu Besuch bei einer jüdischen Familie. Die Themen der Episoden reichen von Religiosität über Kunst bis hin zu jüdischer Alltagskultur. Natürlich ist auch der wachsende Antisemitismus ein Thema des Podcast. Expert:innen und Gäste wie z.B. die Aktivistin Marina Weisband oder die Antisemitismusforscherin Monika Schwarz-Friesel sowie eine Erzählerin und die musikalische Einbettung runden den Podcast ab.
Ufferfilge resultiert: "Der Podcast ist ein Spaziergang durch die jüdische Geschichte und Gegenwart dieses Landes anhand unserer Stadt Münster. Und ich hätte für diesen Spaziergang keine bessere Begleiterin haben können: Inés von Patow trägt ihr großes Herz auf der Zunge. Dadurch zeugt der Podcast von einem unbefangenen Kennenlernen, unaufdringlicher Neugierde, Sensibilität und viel Herzlichkeit. Wir haben viel voneinander lernen können."
Ab Freitag (10.9.) gibt es den Podcast online unter http://www.menschenherz.lwl.org sowie auf allen gängigen Streamingplattformen. Die Veröffentlichung wird in ein interkulturelles Begleitprogramm zum Langen Freitag (10.9.) eingebettet. Um 17 Uhr liest Ufferfilge aus seinem Buch "Nicht ohne meine Kippa". Darin erzählt er erhellend und schockierend zugleich über das Jüdischsein in Deutschland heute. Um 18 Uhr gibt es eine Hörprobe sowie ein Gespräch mit den Protagonist:innen des Podcasts und mit Rüschoff-Parzinger. Im Anschluss eröffnet Dr. Marianne Wagner, Kuratorin für Gegenwartskunst, die Installation "Stolpersteine" des israelischen Künstlers Ariel Schlesinger. Zudem finden den ganzen Abend über interreligiöse Touren durch die Sammlung statt sowie Rundgänge mit dem Schwerpunkt auf Alexander Haindorf und Ariel Schlesinger. Das vollständige Programm gibt es auf der Website des Museums.
Der Podcast "Menschenherz und Meeresboden sind unergründlich. Jüdische Geschichten aus Münster" ist eines von 24 Projekten, die im Rahmen des Förderschwerpunktes der LWL-Kulturstiftung "#2021JLID - Jüdisches Leben in Deutschland" gefördert werden.
Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Nora Staege, Telefon 0251 5907-311, presse.museumkunstkultur@lwl.org
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Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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