LWL-Newsroom

Mitteilung vom 05.07.21

Presse-Infos | Maßregelvollzug

Kulinarische Reisen im LWL-Maßregelvollzug

Krankenpfleger sammelt Rezepte von Patienten

Marsberg (lwl). Im Therapiezentrum für Forensische Psychiatrie Marsberg des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) kochen die Patienten selbst. Hilfe bekommen sie dabei von Krankenpfleger Sven Oerter, der seit 18 Jahren in seinem Kochbuch Gerichte sammelt, die er zusammen mit Maßregelvollzugspatienten gekocht hat.

Seit 2002 arbeitet Oerter in der Maßregelvollzugsklinik für suchtkranke Straftäter. Im hochgesicherten Bereich der forensischen Klinik macht er immer wieder kulinarische Reisen durch die Welt: vom ,Asiatischen Spaghetti-Salat' bis zum ,Deutschen Zwiebelkuchen'. "Wir haben hier Patienten mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen, wie draußen in der Gesellschaft auch", sagt Oerter. Das mache sich auch in den Küchen der Klinik bemerkbar. 70 Rezepte von Patienten hat er mittlerweile gesammelt.

Angefangen habe alles 2003 mit einem Patienten mit russischen Wurzeln, dem Oerter beim Teig kneten half: "Für Tschebureki, mit Hackfleisch gefüllte Teigtaschen, so wie seine Mama sie für ihn gekocht hatte. Und dann ging das irgendwie weiter", erinnert sich Oerter.

Patienten sollen lernen, besser mit sich umzugehen
Allerdings seien Kochkünstler unter den Patienten eher Ausnahmen: "Die meisten Patienten können gar nicht kochen. Da sie sich hier auch selbst versorgen sollen, ist das nicht unproblematisch." Der gute Umgang mit sich selbst, und dazu gehöre auch gutes und gesundes Essen, sei vor allem vielen drogenabhängigen Patienten fremd. "Jahrelang ging es bei den meisten nur um den Drogenkonsum. Essen war eine Nebensache und musste vor allem eines sein: billig und schnell."

Der Pflege- und Erziehungsdienst im Maßregelvollzug, dem Sven Oerter als Krankenpfleger angehört, unterstützt Patienten im Stationsalltag. Dazu zählt auch, eine gesunde Lebensführung zu vermitteln. Schon wenn die Patienten auf der geschlossenen Station ihre Einkaufslisten zusammenstellen, versucht Oerter daher, sie zum Kauf von höherwertigem Fleisch, Gemüse und Obst zu motivieren. "Unsere Patienten sollen hier lernen, besser mit sich umzugehen. Außerdem soll Kochen nicht nur satt machen. Es kann auch eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung sein - auch nach der Entlassung aus dem Maßregelvollzug", erklärt Oerter, der in seiner Freizeit selbst gerne kocht. Am heimischen Herd hat er alle Gerichte von Patienten nachgekocht und für sein Kochbuch fotografiert. Das können sich Kolleg:innen und Patienten demnächst in der Klinik-Bibliothek ausleihen.

Hintergrund:
Das LWL-Therapiezentrum für Forensische Psychiatrie Marsberg ist ein Fachkrankenhaus für suchtkranke Straftäter mit derzeit 111 stationären Therapieplätzen. Die Einrichtung steht als eine von derzeit sechs Maßregelvollzugskliniken in der Trägerschaft des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Rechtsgrundlage für die Aufnahme ist eine gerichtliche Verurteilung nach Paragraf 64 Strafgesetzbuch zu einer sogenannten Maßregel der Besserung und Sicherung.
Weitere Informationen zum LWL-Maßregelvollzug finden Sie auf unseren Internetseiten:
http://www.lwl-massregelvollzug.de



Pressekontakt:
Hannah Pöppelmann-Reichelt, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Bianca Hannig, LWL-Maßregelvollzug, 0251 591-3476
presse@lwl.org



LWL-Einrichtung:
LWL-Therapiezentrum für Forensische Psychiatrie Marsberg
Mühlenstraße 26
34431 Marsberg
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Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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