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Mitteilung vom 22.04.21

Presse-Infos | Kultur

"Miteinander Zukunft gestalten - Jüdisches Leben in Deutschland"

Landschaftsverbände Westfalen-Lippe und Rheinland zu Gast in der Landesvertretung NRW in Berlin

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Berlin/Köln/Münster, 22.04.2021. Nordrhein-Westfalen ist mit rund 27.000 Menschen jüdischen Glaubens Heimat der größten jüdischen Gemeinschaft Deutschlands. Die Berufung von Juden in den Stadtrat von Köln war im Jahr 321 Gegenstand eines Dekrets von Kaiser Konstantin, das Ausgangspunkt für die Geschichte des Judentums in Deutschland und Anlass für das bundesweit begangene Festjahr "#2021JLID - 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" (#2021JLID) darstellt. Grund genug für die Vertretung des Landes NRW beim Bund, am gestrigen Abend die beiden Landschaftsverbände Westfalen-Lippe (LWL) und Rheinland (LVR) einzuladen, ihre zahlreichen Aktivitäten in der Bundeshauptstadt bei der digitalen Veranstaltung, an der auch der stellvertretende Ministerpräsident des Landes NRW , Joachim Stamp, teilnahm, zu präsentieren. Eine Podiumsdiskussion beleuchtete anschließend den aktuellen Stellenwert der jüdischen Kultur in einer multireligiösen Gesellschaft und diskutierte Bedingungen, die ein vielfältiges, friedliches und respektvolles Miteinander ermöglichen. Die Veranstaltung wurde per Livestream übertragen.

Die politischen und interreligiösen Debatten innerhalb der Gesellschaft anzustoßen und darüber hinaus die Bedeutung der jüdischen Kultur und Geschichte für Deutschland und Europa wachzuhalten, sind zwei zentrale Ziele der vielfältigen Aktivitäten zum Jubiläumsjahr, die gestern in einem Gespräch zwischen Matthias Löb, LWL-Direktor und Vorstandsvorsitzender der LWL-Kulturstiftung und LVR-Direktorin Ulrike Lubek vorgestellt wurden.

Dabei betonte Matthias Löb die Wichtigkeit des Themenjahres: "Politiker:innen, Kulturakteur:innen, jüdische Gemeinden und alle interessierten Besucher:innen in Westfalen-Lippe, NRW und der Bundesrepublik bilden ein engmaschiges Netz zum Schutz des jüdischen Lebens in Deutschland. Im Lichte von '#2021JLID' wird dieses Netz sichtbar. Lücken, die verdeckten und offenen antisemitischen Strömungen Platz bieten, wollen wir damit verkleinern und schließen. Dass dieses Netz auch nach dem Festjahr nicht löchrig wird, ist unser aller Verpflichtung und Auftrag."

Ulrike Lubek hob den Aktualitätsbezug in den Beiträgen des LVR zum Festjahr heraus: "Uns beschäftigen die Gestaltung des gesellschaftlichen Miteinanders, Fragen der Integration, aber auch die Verhinderung von Ausgrenzung. Ein besonderes Augenmerk haben wir auf solche Aspekte gelegt, die eine Teilhabe am gesellschaftlichen und politischen Leben durch die jüdische Bevölkerung mit ihrer Geschichte, Religion und Kultur bereits seit mindestens 1.700 Jahren im deutschsprachigen Raum verdeutlichen. Der Schlüsselbegriff für mich ist die Zukunftsfähigkeit: Jüdisches Leben in unserer heutigen Gesellschaft muss etwas Selbstverständliches werden, Denkweisen wie 'Die Juden und die Deutschen' müssen endlich abgelegt werden."

Der Förderschwerpunkt der LWL-Kulturstiftung umfasst 24 Kulturprojekte in Westfalen-Lippe, die mit kulinarischen Workshops, Konzerten und Ausstellungen sowie Exkursionen und landeskundlichen Forschungen an über 30 Orten der Region Akzente zum vergangenen und aktuellen jüdischen Leben setzen. Mit über 800.000 Euro ergänzt sie damit das bundesweite Programm zum Festjahr. Gemeinsam mit dem Landschaftsverband Rheinland bündeln die LWL-Kulturstiftung und der LWL ihre Aktivitäten und stärken damit ihren kulturellen Auftritt in NRW.

Mit dem MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln und dem LVR-KULTURHAUS Landsynagoge Rödingen realisiert der LVR mehr als 50 Veranstaltungen im Festjahr 2021, darunter die Wanderausstellung "Menschen Bilder Orte", die nach der Station in Essen bis Jahresende noch in Münster, Köln, Wesel und Dortmund gastieren wird. Die spektakuläre, gemeinsam mit dem Kolumba. Kunstmuseum des Erzbistums Köln kuratierte Ausstellung "In die Weite" wird im September eröffnet. Den sensationellen Höhepunkt nimmt in diesem Rahmen die älteste Abschrift des berühmten Dekrets Konstantins aus der Bibliothek des Vatikans ein. Insgesamt bewegt der LVR mit seinen Projekten ein Gesamtbudget von 1,3 Mio Euro.

Der Projektvorstellung folgte ein Impulsvortrag zum Festjahr "2021JLID"von Dr. Thomas Otten, Direktor des MiQua, LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier.
An der anschließenden Talkrunde nahmen Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Alon Meyer, Präsident des Jüdischen Turn- und Sportvereins MAKKABI Deutschland e. V., Prof. Dr. Miriam Rürup, Direktorin Moses Mendelssohn für europäisch-jüdische Studien e. V., Universität Potsdam, die Bloggerin Juna Grossmann sowie Prof. Dr. Günter Krings, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat, teil und brachten ihre verschiedenen Perspektiven aus Politik, Kultur und Lebensrealität ein. Moderiert von Shelly Kupferberg, drehte sich die Diskussion vor allem um das Hier und Heute der jüdischen Realität in Deutschland angesichts einer multikulturellen und multireligiösen Gesellschaft: Wie wird sie aus den unterschiedlichen Blickwinkeln bewertet? Was bewegt die jüdische Community? Wie kann man Antisemitismus wirksam begegnen? Wie können Vorurteile und Ressentiments, die aus Unkenntnis und Unwissen erwachsen, bekämpft werden? Was sind die Ziele und Aufgaben von Politik und Kultur, um ein friedliches und harmonisches Zusammenleben zu ermöglichen? Wie kann man diese erreichen und durchführen?
Fazit: Ziel des Jubiläumsjahres ist es, die Bedeutung der jüdischen Kultur und Geschichte für Deutschland und Europa wachzuhalten, auf ihr mindestens 1.700jähriges Bestehen hinzuweisen sowie politische und interreligiöse Debatten innerhalb der Gesellschaft anzustoßen. Darüber hinaus sollen starke Zeichen gegen den wachsenden Antisemitismus gesetzt werden. Die Veranstaltungen des Festjahres stellen deutlich auch die positiven Seiten in den Vordergrund: Neben Vertreibung, Zerstörung und Vernichtung jüdischen Lebens soll es insbesondere um das existierende vielfältige Leben und Miteinander gehen, wie dieses unterstützt und bereichert werden kann und was einzelne Mitmenschen dazu beitragen können.

Die Veranstaltung können Sie hier noch einmal ansehen: https://url.nrw/youtube-nrw-berlin



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Anja Tomasoni, anja.tomasoni@lwl-kulturstiftung.de, Telefon 0251 591-6929
presse@lwl.org



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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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