Mitteilung vom 10.05.21
Presse-Infos | Kultur
Zusammenkommen! Kultur gestaltet öffentliche Räume
Westfälische Kulturkonferenz erstmals digital
Münster (lwl). Vom 3. bis 7. Mai 2021 fand die 10. Westfälische Kulturkonferenz, veranstaltet vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), erstmals als digitale Veranstaltung statt. Über 60 Mitwirkende boten den 550 Konferenzteilnehmenden aus dem Kunst- und Kultursektor in interaktiven Livestreams, Videokonferenzen und digitalen Vorträgen Möglichkeiten einer Auseinandersetzung mit dem öffentlichen Raum als gemeinsamem, gestaltbarem und demokratischem Raum.
LWL-Direktor Matthias Löb: "In Zeiten der Pandemie begegnet einem der Begriff des öffentlichen Raums ja meistens im Zusammenhang mit dem Verbot, sich eben dort zu treffen. Uns ging es auf der Konferenz um die Zukunft. Also darum, wie die Kultur den öffentlichen Raum in den Blick nimmt und den Menschen wieder zurückgibt." Deswegen habe man an der diesjährigen Konferenz festgehalten und aus der Not, sich nur im Digitalen treffen zu können, eine Tugend gemacht: "Mehr Menschen konnten leichter teilnehmen, sich auch leichter beteiligen." So seien auch Anmeldungen weit über Westfalen-Lippe hinaus eingegangen, "sogar aus der Schweiz und Österreich".
Isabel Pfeiffer-Poensgen, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, war Ehrengast der Konferenz: "Im vergangenen Jahr ist der öffentliche Raum noch stärker als sonst für gemeinschaftliche Kunst- und Kulturerlebnisse ins Bewusstsein gerückt. Mit ihrem Fokus auf den öffentlichen Raum haben die Veranstalter der zehnten Westfälischen Kulturkonferenz damit ein weiteres Mal ein gutes Gespür für wichtige kulturpolitische Themen bewiesen und mit der Jubiläumsausgabe in einem breiten wie differenzierten Diskurs wichtige Impulse für die Kulturentwicklung im ganzen Land gegeben."
Die Ministerin hatte mit Expert:innen aus ganz NRW die Ergebnisse all dessen, was in der Konferenzwoche präsentiert und diskutiert worden war, zusammengeführt, kommentiert und reflektiert.
LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger verhandelte in ihrer Einführung den hohen Stellenwert des Konferenzthemas. Die vergangenen Monate hätten in vielen gesellschaftlichen Bereichen neue Herausforderungen aufgezeigt. Aufkommende Fragen nach zukünftigen Veränderungen ständen zur Diskussion. "Diese Fragen gelten auch für den öffentlichen Raum. Jetzt ist die Zeit, Werte und Abläufe zu überprüfen und jetzt ist die Chance, Rollenverteilungen aller Beteiligten - Verwaltung, Politik, Künstler:innen, Kulturschaffende und Bürger:innen - neu zu denken und zu finden", so Rüschoff-Parzinger.
Den Auftakt der Konferenzwoche machte Prof. Dr. Klaus Selle, Geschäftsführer der Netzwerk Stadt GmbH Schwerte, mit einem Impulsvortrag zum Thema "Auf die Plätze fertig los! Öffentliche Räume als Gemeinschaftsaufgabe". Dabei ermutigte er die Teilnehmenden Zeichen gegen die einseitige Nutzung öffentlicher Räume zu setzen. Es ginge nicht nur um die "großen Projekte", auch kleine und temporäre Interventionen seien wichtige Beiträge. Er verdeutlichte, dass die Gestaltung öffentlicher Räume stets eine gemeinschaftliche Aufgabe sei und dass die Zusammenarbeit zwischen Planer:innen, Künstler:innen, Bürger:innen und anderen Beteiligten ein hohes Potenzial biete, Lebensräume qualitativ aufzuwerten.
Hintergrund und Beispiele
In insgesamt 14 digitalen Foren konnten sich die Konferenzteilnehmer:innen informieren, austauschen und verschiedene Beispiele zum Thema Kultur im öffentlichen Raum kennenlernen. So präsentierte das Kultursekretariat NRW Gütersloh in der Videokonferenz "Kunst in die Stadt gesetzt - und jetzt?" die Plattform NRW Skulptur und zeigte, wie man mit einem Internetportal die Wahrnehmung für Kunst im öffentlichen Raum steigern kann und welchen Vorteil eine App-Version bietet.
Im Forum "Qualität als Gemeinschaftsaufgabe? Stadt gemeinsam entwickeln! Mutmachende Erfahrungen aus Aachen und anderswo" zeigte Frauke Burgdorff, Baudezernentin der Stadt Aachen, welche Aspekte prägend für die Gestaltung öffentlicher Räume sind. Sie diskutierte über die Entscheidungshoheit in Städten und Gemeinden und erörterte die Vor- und Nachteile von Beteiligungsverfahren.
Dass die Gestaltung öffentlicher Räume nicht nur ein städtisches Thema ist, sondern auch in ländlichen Regionen wichtig ist, veranschaulichte das Forum "Aktiv werden für die Zukunft des Dorfes: der Pilgerrastplatz im Jakobusdorf Remblinghausen" (Meschede, Hochsauerlandkreis). Dort knüpften engagierte Bürger:innen gemeinschaftlich an die Pilgertradition des Ortes an und gestalteten den zentralen Dorfplatz als Rastplatz für Pilger:innen und zugleich zentralen Begegnungsort für alle um. Hier wurden besonders die "Gelingfaktoren" des bürgerschaftlichen Engagements zur Gestaltung öffentlicher Räume in dörflichen Gemeinschaften veranschaulicht.
Am Beispiel des Paderborner Hauptbahnhofs wurde die Arbeit des mobilen Baukulturbeirats des LWL vorgestellt. Das ist ein Expert:innen-Gremium, das allen Kommunen zur fachlichen Beratung von Bauprojekten offensteht.
Der 2019 etablierte Marktplatz der Konferenz wurde dieses Jahr ebenfalls digital angeboten. Mehr als 40 Organisationen, Initiativen und Projekte überall in Westfalen-Lippe zeigten mit Filmen, Fotos und Texten, wie Kunst und Kultur den öffentlichen Raum prägen, nutzen und verändern.
Mit dabei war zum Beispiel das Lichtkunstfestival "Goldstücke" in Gelsenkirchen, welches das Medium Licht als Transmitter nutzt, um Diskussionen über die Nutzung öffentlicher Räume zu erzeugen. "#schwerteliest" ist das erste Lesefenster in Schwerte (Kreis Unna). Mit der leicht umsetzbaren und niederschwelligen Idee von Lesungen im Fenster trifft sinnliche Ortserfahrung auf niederschwellige Wortkultur. In Nottuln (Kreis Coesfeld) gelang mit der Installation dreier Skulpturen die Wiederbelebung des Rhodeparks als Kulturort.
Abgerundet wurde die Konferenz durch die künstlerische Installation "Plateau" von Frauke Dannert am Saalbau in Witten (Ennepe-Ruhr-Kreis). Das Kunstwerk wurde im Rahmen der Westfälischen Kulturkonferenz für das Saalbaugebäude konzipiert und basiert auf der künstlerischen Interpretation der Architektur des Gebäudes: Teile des Bauwerks sowie das umliegende Gelände werden durch farbige Podeste und Flächen zu einer Bühne für gemeinschaftliches Erlebnis.
Hintergrund Westfälische Kulturkonferenz
Die Westfälische Kulturkonferenz des LWL ist über räumliche, fachliche und institutionelle Grenzen hinweg eine dialogorientierte Plattform für die gemeinsamen kulturellen Interessen in Westfalen-Lippe. Sie will Impulse für die Kulturentwicklung in der ganzen Region und gleichermaßen auch für die alltägliche Kulturarbeit vor Ort setzen.
Die Konferenz richtet sich an alle Kulturakteur:innen in ganz Westfalen-Lippe und findet einmal jährlich statt. Aufgrund der Corona-Pandemie musste die 10. Westfälische Kulturkonferenz im November 2020 abgesagt werden und wurde nun digital nachgeholt.
Bildunterschriften:
Abschluss Westfälische Kulturkonferenz 3 (v.l.n.r.): Frauke Burgdorff (Stadtbaurätin der Stadt Aachen), Dr. Marie-Luise Braun (agentur wortgewandt, Osnabrück), Jasmin Vogel (Vorständin Kulturforum Witten), Dr. Uta Atzpodien (Wuppertal), Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger (LWL-Kulturdezernentin), Viola Hilbing (kulturgestaltung.org), Matthias Löb (LWL-Direktor), Dr. Jörg Biesler (Moderator), Dr. Yasmine Freigang (Leiterin "Kultur in Westfalen", LWL-Kulturabteilung), Wolfgang Pieper (Bürgermeister der Stadt Telgte), Frauke Dannert (Künstlerin).
Foto: Roland Baege.
Abschluss Westfälische Kulturkonferenz 4 (v.l.n.r.): Wolfgang Pieper (Bürgermeister der Stadt Telgte), Frauke Burgdorff (Stadtbaurätin der Stadt Aachen), Prof. Dr. Christoph Rodatz (Fakultät Design und Kunst an der Bergischen Universität Wuppertal), Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger (LWL-Kulturdezernentin), Dr. Jörg Biesler (Moderator).
Foto: Roland Baege.
Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Miriam Sasserath, "Kultur in Westfalen", Telefon: 0251 591-5083, miriam.sasserath@lwl.org
presse@lwl.org
Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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