Vortrag über die geheime Welt von Schleim

Susanne Wedlich erklärt den allgegenwärtigen Stoff

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Münster (lwl). Er ist einfach eklig - oder etwa nicht? Am Dienstag (25.8.) nimmt die Autorin Susanne Wedlich um 19.30 Uhr Interessierte im LWL-Museum für Naturkunde in Münster mit zu einem scheinbar unappetitlichen Thema. Corona-bedingt kombiniert die Biologin ihren Vortrag mit einem virtuellen Rundgang durch die Sonderausstellung "Beziehungskisten - Formen des Zusammenlebens in der Natur". Die Veranstaltung ist für interessierte Kinder ab 12 Jahre und Erwachsene geeignet und findet im Planetarium des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) im Museum statt.

"Bei genauer Betrachtung entpuppt sich Schleim als bescheidenes Material, nicht mehr als steifes Wasser, das aber wahre Wunder vollbringt. Als Gleitmittel verhindert er, dass uns der Bissen im Halse steckenbleibt. Als Klebstoff hält er Schnecken und anderes Getier in Position. Und Schleimaale schlagen mit seiner Hilfe sogar Haie in die Flucht- indem sie ihnen wabbelige Knebel verpassen", erklärt die Wissenschaftlerin.

Die vielleicht wichtigste Rolle von Schleim ist aber die des Bodyguards: Ohne Schleim hätten Erreger wie Viren und Bakterien leichtes Spiel mit dem menschlichen und wohl auch jedem anderen Organismus. So wie Burggräben und Wälle mittelalterliche Festungen schützten, stellt sich Schleim den Mikroben in verschiedenen Varianten und mit ausgeklügelten Abwehrtricks in den Weg. Er bildet eine umkämpfte Grenze zur Außenwelt, trifft also auf Übeltäter wie auf wohlmeinende Mitbewohner des Menschen.

Wie eng diese Beziehung und wie fein die Balance zwischen Abwehr und Offenheit ist, zeigt ein virtueller Rundgang durch Teile der Ausstellung "Beziehungskisten". Ob es nun um Parasiten oder nützliche Mikroben geht, die den Menschen besiedeln: Immer spielt auch Schleim eine Rolle. Auf der Leinwand spielt Schleim oft die Rolle des Widerlings, zum Beispiel beim "Blob", den "Ghostbusters" oder "Alien" - kaum ein Film-Ungetüm kommt ohne Schleim und Geifer aus. Das war nicht immer so: Über Jahrtausende galt Schleim als wichtiger Grundstoff und sogar Quell des Lebens. Die Abscheu ist eine moderne Idee.

Der Vortrag wird Schleim in seiner Funktion als unterschätzten Lebensretter präsentieren, aber auch als Inspiration für die Materialwissenschaft und als einen zentralen Akteur beim Klimawandel.

Susanne Wedlich hat Biologie und Politikwissenschaft in München studiert. Sie arbeitet seit mehr als zwanzig Jahren als freie Wissenschaftsjournalistin und schreibt unter anderem für "Spektrum der Wissenschaft" und "Spiegel online". Ende 2019 ist ihr "Buch vom Schleim" in der Reihe "Naturkunden" des Verlags Matthes & Seitz in Berlin erschienen. Sie lebt in Münster.

Ort: Planetarium im LWL-Museum für Naturkunde, Westfälisches Landesmuseum mit Planetarium, Sentruper Str. 285, 48161 Münster
Geöffnet: dienstags bis sonntags von 9-18 Uhr
Eintritt: 12,00 Euro